Nachtrag UK: Miliband, Clegg gehen, OK – aber warum Farage ?

David Cameron und seine Konservativen haben einen großen Wahlsieg errungen und ihr sozialdemokratischer Widersacher Ed Miliband und Camerons bisheriger Vize Nick Clegg sind wegen des schlechten Abschneidens ihrer Organisationen von ihren Parteiämtern zurückgetreten. Warum aber auch der leader der “euroskeptischen” Partei UKIP, Nigel Farage ? Die UKIP hat ihren Wähleranteil seit 2010 von damals drei Prozent mehr als vervierfacht.

UKIP ist am Donnerstag von mehr als 3,8 Millionen Briten, knapp 13 Prozent,  gewählt worden. Das sind viel mehr als doppelt so viele als die schottischen Nationalisten von der SNP gewählt haben, die einen sensationellen Erdrutschsieg erzielt hat (sie hat in Schottland 56 von 59 Sitzen gewonnen).

Die kurze, vordergründige Antwort auf die Frage lautet: Farage hat “seinen Wahlbezirk” South Thanet nicht gewonnen und er konnte daher nicht ins Parlament einziehen, jedenfalls nicht ins britische. Sehr wohl aber sitzt er noch im Europaparlament. Man kann drauf wetten, dass er sich in Sachen EU-Referendum in UK wohl einiges einfallen lässt..

Die UKIP-Wähler sind jedenfalls die große Rätselgestalt der gestrigen Wahl in Großbritannien. Wie viele von ihnen haben die Konservativen gewählt, weil sie sich als “rechts” identifizieren und einen Labour-Sieg verhindern wollten ? Und wie viele der faktischen 3,8 Millionen UKIP-Wähler haben nicht durchschaut, dass angesichts des Wahlsystems ein überwältigender Prozentsatz ihrer Voten verlorene Stimmen sein würden ?

UKIP konnte selbst in ihren optimistischen Phasen mit nicht viel mehr als vier Mandaten rechnen. Wegen des Mehrheitswahlrechts ist es jetzt nur eines geworden. Eines von 650.

Das sollte die Liebhaber einer surpanationalistischen und zentralistischen Europäischen Union nicht in Sicherheit wiegen. Bei einem Referendum würde nämlich nicht nach dem System first past the post abgestimmt werden.

Unabhängiger Journalist

Comments are closed, but trackbacks and pingbacks are open.