Nigel liest MEPpets die Leviten

Nigel Farage, der wohl mehr als jeder andere Engländer zum Leave-Votum seines Landes beigetragen hat, hat den Muppets des EP noch einmal den Marsch geblasen.”Als ich vor 17 Jahren hierher kam und sagte, dass ich für den Austritt Großbritanniens aus der EU kampagnisieren wolle, haben sie mich ausgelacht. Heute lachen sie nicht mehr, stimmt’s?” 2 Minuten später lachten die MEPpets doch wieder, nachdem Farage vor einem Ende des Freihandels gewarnt hatte, das die EU mehr schmerzen würde als UK.

Wer eine Ahnung davon kriegen will, warum Farage bei seinen Kollegen im Europa-Parlament so außerordentlich populär ist, höre sich die Passage dieses YT-Videos ab 4’15” an, als der (faktische) UKIP-Leader sein Auditorium erst dazu auffordert, in einer

“erwachsenen und vernünftigen Haltung über eine veränderte Beziehung zu verhandeln”

um gleich danach cool zu Protokoll zu geben:

Nun weiß ich, dass praktisch niemand von ihnen je einen ordentlichen Job gehabt, in Business oder Handel gearbeitet oder auch nur einen einzigen Arbeitsplatz geschaffen hat (…)”

Es folgen aufgeregte Zwischenrufe und ein Ordnungsruf von Präsident Schulz: “Herr Farage, sie können nicht sagen, dass niemand in diesem Haus je einer ordentlichen Arbeit nachgegangen ist.”)

Dummerweise hat Farage mit seiner flapsigen Äußerung aber ein weiteres Mal recht – siehe die Studie des Grazer Sozoiologen Max Haller über Die Europäische Integration als Elitenprozess (2009).

Haller hat mit seinen Studenten 2007 die Lebensläufe der MEP untersucht und kommt auf S. 136 zum Ergebnis, dass nur 10,5 Prozent der Europaabgeordneten keine politische Funktion innegehabt haben (Interessenvertreter/Lobbysten zählen als politische Funktion).

“Populisten” wie Farage, ursprünglich Trader in der Londoner City, verstehen derlei offenbar nicht als regulären Beruf.

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Damit nicht genug, hat  Mr. Farage gleich danach ein weiteres Mal recht, als er sagt (Übersetzung Nachtwächter  – Dank !):

Falls Sie sich dazu entschließen würden, jeden Gedanken an ein vernünftiges Handelsabkommen abzulehnen, dann wären die Konsequenzen für Sie weit schlimmer, als sie es für uns wären. [Gelächter] (…)  Wenn wir jedoch in eine Position geraten, in der Zölle auf Produkte wie PKWs wiedereingeführt werden, dann würde für Hunderttausende deutsche Arbeiter das Risiko bestehen, dass sie ihren Arbeitsplatz verlieren.”

Aber die MEPpets glauben es halt nicht und wollen es auch nicht hören – so wie dass praktisch niemand von ihnen je normal gearbeitet hat..

Dabei wäre es für die Herrschaften so einfach. Sie bräuchten sich nur die Handelsstatistiken z.B. hier anschauen.

Dann würden sie vielleicht draufkommen, dass UK im vergangenen Jahr um 85,3 Mrd. Pfund. mehr in der EU eingekauft hat als umgekehrt und dass z.B. Deutschland doppelt so viel auf die Insel ausgeführt als von dort bezogen hat (60,7 gegenüber 30,4 Mrd. Britische Pfund). 

Schlechte Ausgangsposition, um die Engländer mit dem Entzug des Freihandels zu bestrafen.

Unabhängiger Journalist

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