Die Nationalbank hat am Dienstag erklärt, der Rechnungshof habe vor ein paar Tagen auch ihre Goldbestände in London überprüft und sei zum Ergebnis gekommen, dass noch alles vorhanden sei. Aber warum, bitteschön, ist die OeNB nicht imstande zu tun, was ihre Kollegen von der Buba seit 2 Jahren tun: bekanntzugeben, wie hoch der Anteil von nicht-physischem Gold ist ?
Die Botschaft war vernehmbar und ist offensichtlich für die OeNB-Bilanzpressekonferenz zurechtgeschneidert worden. Bis sich der RH geäußert hat, ist offen, was und wie viel dessen Prüfer tatsächlich gesehen haben. Neu ist aber immerhin, dass sich der RH der Prüfung der OeNB-Goldreserven tatsächlich annimmt. Ob dies seinem (selbst gegebenen) Prüfungsauftrag entspricht, war bisher nicht öffentlich bekannt.
Diese Nachschau ist eine gute Sache, die OeNB hätte allerdings für den Anfang damit beginnen können, etwas nachzuahmen, was die Bundesbank bereits seit 2012 macht: Sie hätte angeben können, wie groß der Anteil ist, den die Goldforderungen ausmachen.Im neuesten Jahresbericht der Buba sieht das so aus:
Der von der OeNB sieht auch heuer so aus:
Dass man auch von der OeNB verlangen darf, dass nach langen Jahren wieder einmal nach dem Gold gesehen wird, räumt der Gouverneur ja selbst ein: “Jeder Greißler muss einmal im Jahr Inventur machen.” (Trend 6/2014)
(Wohl zu) einfach wäre es gewesen, wenn sich die Bank heute hingestellt und erklärt hätte: “Wir haben 280 Tonnen Gold im Wert von XY Euro und davon sind YX Goldforderungen.”
Dann hätte jeder beruhigt auf den Rechnungshof warten können, der dem Parlament zweifelsohne dies oder Ahnliches wird bestätigen können: “Die 224 Tonnen sind in einem eigenen Lagerraum der Bank of England vorhanden, für den – wie wir uns überzeugt haben – seit (Datum) ein Vertrag existiert. Das Gold selbst besteht aus xx Barren zu insgesamt yy Gramm (Unzen) in einer Reinheit von .9999. Sie entsprechen den Barren mit den Nummern und dem Gewicht, die die Nationalbank/EZB im Jahr (Jahreszahl) dort hinterlegt hat.”
So etwas wäre relativ eindeutig. Ob sich das Wording des RH vergleichbar anhört, wird man sehen – die Nationalbank hat sich diese Woche jedenfalls wieder einmal in – wie soll man es ausdrücken ? – bewusst uneindeutiger Kommunikation geübt.
Dazu gehört, dass ein Präsident, der der EZB nicht angehört, scheinbar improvisiert, halboffiziell berichtet, dass der RH geprüft und alles für in Ordnung befunden habe – wofür der Gouverneur, der EZB-Mitglied ist, vorher nickend sein Einverständnis gegeben hat.
Die Woche davor hatte Nowotny dem (diese, letzte Maiwoche ercheinenden) “Trend” noch zutragen lassen, dass der RH die Goldbestände überprüfen werde.
Nun gut, hat der RH in den Tagen dazwischen eben geprüft – kann sein. Es hat den Geprüften jedenfalls in die Lage versetzt, bei seiner Jahres-PK zu behaupten, dass für den Prüfer alles OK war. Jedes Gramm, sagte Raidl, sei vorhanden. Vom RH war dazu am Dienstag kein Mucks dazu vernehmen.
Das ist eine merkwürdige Kommunikationskonstruktion. Auch deswegen, weil die Nationalbank beim Trend-Chefredakteur, der ja auch kein Neuling mit Gehörschaden ist, den Eindruck erweckt haben muss, dass es bei der Prüfung um “gut 150″ Tonnen geht.
Die OeNB müsste nach Adam Riese aber 224 Tonnen in Großbritannien haben. Was ist mit den fehlenden 70 Tonnen ? Sind die vielleicht in UK, aber nicht bei der Bank of England? Oder sind die vielleicht gar nur als Papier vorhanden?
Mag sein, dass das Ganze ein harmloser Fehler ist, wie er immer wieder passiert. Wenn der Redaktionsschluss vor der Tür steht, begibt man sich als Journalist nicht auf die Suche nach Details.
Die Nationalbank versucht jedenfalls Leute, die bei der Goldgeschichte hellhörig geworden sind, auf unterschwellige Weise als “Verschwörungstheoretiker” und “schlichte Gemüter” abzustempeln, was den wackeren Parlamentarier, der die Nationalbank seit Jahren mit seinen “dummen” Fragen belästigt, in Saft gehen ließ: “Herr Raidl, treten Sie zurück!”
Der wird nichts dergleichen tun: “Ätsch, Herr FPÖ-Abgeordneter, reingefallen: Ich habe ja gar nicht gesagt, dass sie gemeint sind ! Sie fühlen sich wohl betroffen ?!”
Kinder !
In Wahrheit sind die Naiven wohl diejenigen, die glauben wollen, dass das Staatsgold in irgendeinem Schließfach liegt und auf Abruf verlagert werden könnte – also z.B. manche Journalisten, die sich kein Bild vom real existierenden “Goldmarkt” gemacht haben wie es z.B. hier ansatzweise beschrieben wird.
Und die sich schon gar nicht die Frage vorlegen, warum die Nationalbank mitunter lügt
und manchmal auf eine einfache Frage keine einfache Antwort geben kann oder will.
Naiv sind die Leute, die glauben, dass das in den Zentralbank-Bilanzen angeführte Gold generell ein – womöglich noch korrekt bepreistes - Ding ist.Vielleicht – hoffentlich – trifft das im Fall OeNB doch zu.
Der Zweifel an den verschollenen Goldschätzen beginnt freilich nicht bei sogenannten “Verschwörungstheorien im Internet”, sondern in der Bilanz-Praxis der Zentralbanken.
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