Verschollenes Staatsgold: Das Tarnen und Täuschen geht weiter

 

Gruppenbild mit Regierung, Parlament und Medien (v.l.n.r.)
Gruppenbild mit Regierung, Parlament und Medien (v.l.n.r.)

Die österreichische Nationalbank veranstaltet Ausstellungen über das Tauerngold, verweigert aber Auskünfte über die ihr anvertrauten 280 Tonnen Währungsmetall. Die in ihrem Geschäftsbericht angeführten Bestände könnten theoretisch zur Gänze aus wertlosen Forderungen bestehen – ohne dass man den verantwortlichen Herrschaften auch nur ein kleines Bilanzdelikt anlasten könnte. 

Formal gesehen hat jedenfalls alles seine Ordnung. Wie bekannt, bilanziert die Nationalbank diese Reserven pauschal als “Gold und Goldforderungen”. Das klingt zunächst buchhalterisch-verschroben – aber nur für Leute, die sich kein Bild von den Gepflogenheiten des sogenannten Spotmarkts in London gemacht haben. Den anderen bricht eher der Angstschweiß aus.

In London wird ein “Markt” veranstaltet, auf dem jeden Tag 173 Millionen Unzen oder  5.400 Tonnen “Gold” den Besitzer wecheln. Das ist fast das Doppelte der jährlichen Minenproduktion auf der ganzen Welt.

Es ist klar, dass die gehandelte Ware unmöglich echtes Metall sein kann. Dieser “Goldmarkt” besteht aus einem extrem überdehnten “Teilreservesystem”, wo einer echten Feinunze 90 Unzen an Goldforderungen gegenüberstehen, wie der Londoner Asset-Manager Cheviot schreibt..

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Analystenreport: “This will not end well.”

Ein System wie dieses kann nur über sogenanntes “unallocated Gold” vulgo Goldkonten funktionieren, bei denen der Einleger ein unbesicherter Gläubiger ist. In dem Ausmaß, in dem er in ein solches “Konto” eingezahlt hat, ist der Einleger nicht mehr Eigentümer von 12 Kilo-Barren, sondern nur von in Gold nominierten Forderungen – also von “Papier”.

Auch diese Form von “Gold” wird von den Zentralbanken des Eurosystems einheitlich unter dem Posten “Gold und Goldforderungen” verbucht. Unterscheidungen werden keine gemacht – bei keiner der Euro-Zentralbanken.

Bei keiner? Nein, es gibt eine Ausnahme ! Bei der deutschen Bundesbank darf’s seit zwei Jahren etwas genauer sein. Laut ihrem Jahresbericht 2013 hat sie aktuell “Goldforderungen” von lächerlichen 326.000 Euro. Das sind etwa 10 Kilo aus einer Gesamtmenge von 3.387 Tonnen oder umgerechnet 0,0003 Prozent.

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Buba: 10 Kilo Forderungen und 3,4 Millionen Kilo Gold

 

Die Bundesbank erklärt damit verklausuliert aber offiziell, dass sie praktisch keine Forderungen, sondern nur echtes Gold besitzt (Die Buba hat freilich ein anderes “kleines Problem” – dass der Custodian, bei dem sie einen Teil des Zeugs lagert, nicht unbedingt vertrauenswürdig ist. So etwas würde die Buba natürlich nie offiziell sagen – für sie besteht offiziell kein Anlass zum Zweifel.)

Die Oesterreichische Nationalbank kann oder will das, was die BuBa “kann”, offenbar nicht. Bisher wenigstens. Am 27. Mai, bei ihrer Jahresbilanz, hätte die OeNB wieder die Gelegenheit, es ihren deutschen Kollegen nachzumachen und ebenfalls zu erklären, dass auch in ihren Aktiva keine oder eben nur soundsoviel Prozent an Forderungen beinhaltet sind.

Das wird sie mit großer Wahrscheinlichkeit nicht tun. Schon bisher hat die OeNB nach Kräften gemauert und nur preisgegeben, dass sich 80 Prozent ihres Golds in England befinden – also wahrscheinlich in London. Sie wissen schon: das ist diese Stadt, mit dem  oben erwähnten 90-fach gehebelten “Markt”.

FPÖ-Abgeordneter Gerhard Deimek hat  dazu Ende April eine parlamentarische Anfrage an den Finanzminister eingebracht. Die ist noch nicht beantwortet worden – aber das wäre in der kurzen Zeit wohl ein bisschen viel verlangt.

Man sollte sich von der Antwort aber ohnedies nicht viel erwarten. Weil die Nationalbank “unabhängig” ist, wird wohl auch Spindelegger auf die Drei Affen-Strategie setzen – so wie schon seine Vorgängerin: “Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen.”

Gerhard Deimek
Gerhard Deimek

Deimek, der am Donnerstag eine Publikation zum Thema vorgestellt hat,  sieht unter den Parlamentariern außerhalb seiner Fraktion nur wenig Interesse. Unter Kollegen von der SPÖ gebe es ein paar , die interessiert schienen, “aber je näher das Plenum rückt, desto geringer ist das Interesse”. Und die Finanzsprecher der Regierungsparteien seien halt welche, “die die Linie der Minister und Staatssekretäre mittragen müssen, können, wollen und dürfen”.

Der Oberösterreicher betreibt im Internet eine Petition zur “Heimholung” des Staatsgolds aus dem Ausland.

Zur Untererstützung hatte sich der FPÖler am Donnerstag Thomas Bachheimer, den Präsidenten des Gold-Standard-Instituts geholt, der wie gewohnt vom Leder zog: “Dass das Volk nicht weiß, wo sein Vermögen ist, ist ein mittlerer Skandal.”

Die von Wolfgang Schwetz verfasste Broschüre “Freiheit und Gold” ist auch als e-book gratis downzuloaden.

Foto: Saransn, Creativecommons 3.0

 

Unabhängiger Journalist

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