Zu Staatsgold: Es geht um die Freiheit, nicht um irgendein Metall

In den vergangenen 24 Stunden haben mich ein paar Emails zum Posting von vorgestern erreicht. Eines von ihnen stammt von einem (früheren) Freund, der meint, dass ich mich mit dem Gold-Thema “verrannt habe”. Das sehe ich anders. Es geht dabei nicht um Metallklumpen, sondern um den internationalen Handel, den Frieden und die Freriheit – auch und gerade für die “Kleinen”.Im Folgenden ein paar Passagen dieses (um Privates “gereinigten”) Emails (blau) und meine Antwort darauf (kursiv).

“Meine wichtigste Botschaft ist, (…) und dass mir das Gold der Nationalbank ziemlich egal ist. Noch gleichgültiger ist mir, ob es in London, New York, Frankfurt oder Wien lagert. Du verrennst Dich. Das ist ein Thema, das vor hundert Jahren wichtig war, heute aber nicht mehr.”

“Meine Empfindung ist die gegenteilige. Vor allem weil absehbar ist, dass in den nächsten Jahren das auf dem Dollar beruhende internationale Finanzsystem umgestaltet werden muss/wird (oder sich von allein umgestaltet). Das wird die Ersetzung der amerikanischen Währung als Weltreservewährung hinauslaufen, was man wahrscheinlich graduell, Schritt für Schritt machen wird. Man wird das zumindest versuchen.

Wie immer das konkret vonstatten geht: es ist für mich unwahrscheinlich – weil zusätzlich enorm riskant – dass man dabei gleich das zweite große Reserveasset der Zentralbanken, Gold, mitentsorgt. Der Lagerort ist m.E. insoferne von Bedeutung, als diese Umgestaltung ein welthistorisches Ereignis darstellt, in dem das Recht des Stärkeren gilt. Es wird schwer möglich sein, beim nächsten Handelsgericht die Pfändung eines Goldschuldners zu betreiben. :lol:   Alles, was man zu diesem Zeitpunkt nicht in der Hand hat, wird man sich auf die eine oder andere Art holen müssen. Wer Zugriff auf seine Reserven hat, bleibt (relaitv) selbstbestimmt.”

“Der Euro ist nicht mit Gold gedeckt. Das war einmal und kommt nicht mehr. Und wie viel Prozent der Euro-Währungsreserven macht das Gold eigentlich aus? 5 oder 10 % ?”

“Der Euro war nie mit Gold gedeckt, aber ich weiß, was Du meinst. Ich würde auch nicht darauf wetten, dass wieder ein Goldstandard eingeführt wird. Das heißt aber nicht, dass man beim “nächsten Bretton Woods” auf das Metall verzichten kann. (…)

Aus dem Gedächtnis: Gold macht derzeit nur etwa 15 Prozent der Bilanzsumme der EZB aus. Aber das ist insofern egal als ich ausschließen kann, dass der dieser Bewertung zugrundeliegende Preis aus einer Marktbewertung von physischem Gold stammt. Der Marktpreis für physisches Gold muss um ein Vielfaches höher liegen – was Dir jeder bestätigen kann/könnte, der sich damit beschäftigt hat. Viele (“im Mainstream”) finden das auch gut so und hüten sich davor, das zuzugeben. Mitunter kriegt man es aber wie zufällig in Nebensätzen zu hören, beispielsweise bei Robert Mundell.

Die Idee die nationale Währung aus der Geiselhaft des Dollarsystems durch ein “Freilassen” des Goldpreises zu befreien, ist durchaus ernst zu nehmen.Das zeigt ein einfaches Gedankenexperiment für den Euroraum. Stell Dir vor, der Goldpreis verzehnfacht sich, während der Dollar völlig an Wert verliert.

In diesem Fall würde sich die EZB-Bilanzsumme verdoppeln und Gold würde plötzlich zwei Drittel der Euro-Währungsreserven ausmachen. Nur fünf Prozent müssten abgeschrieben werden, weil die EZB keine nennenswerten Reservebestände in Dollars hart. Wäre Dir Gold in einer solchen Situation auch noch so schnurz wie heute?

Die Neubewertung von Gold ist klarerweise nur eine Variante. Es kann auch anders kommen. Man könnte versuchen, den Dollar durch ein künstliches Reserveasset, eine Art Bancor zu ersetzen. Doch selbst in diesem Fall ist schwer vorstellbar,  dass man probiert, simultan den zweiten Pfeiler, auf dem die heutige Weltwährungsarchitektur fußt, zu schleifen.”

“(…) Außerdem bezieht sich der Begriff Goldforderungen, auf dem Du herumreitest, auf alte Leasinggeschäfte, die laufend abgebaut werden.”

“Ja, diesen Eindruck wollen sie hervorrrufen – ohne dass sie etwas behaupten oder ausschließen müssen. Deshalb ziehen sie dich – wenn sie glauben, dass es wichtig ist – ins Vertrauen. Aber wenn etwas inoffiziell kommuniziert wird, bedeutet das noch nicht, dass es stimmt. Bitte überzeug’ dich selbst:”

EZB-Reserve-Asset, Posten 1
EZB-Reserve-Asset: “Including Gold Deposits”

“Das ist aber kein Grund, Verunsicherung zu betreiben (…) Genau das tun auch Deine neuen Freunde von der FPÖ (….), indem sie gegen Europa hetzen.”

“Das sind nicht meine neuen Freunde – genausowenig wie andere Parteien meine alten Freunde sind, weil ich in unterscheidlichen Politikbereichen Positionen vertrete, die den ihren sehr nahe kommen.

Und was bezeichnest du als “Hetze” ? Und was als “Europa” !? Ich kann nur schwer glauben, dass jemand diesen Begriff noch naiv und in gutem Glauben verwenden kann ! Solltest Du wirklich noch nie bemerkt haben,  dass es sich dabei nicht um ein wolkiges Etwas handelt, zu dem man ohne großes Nachdenken eine emotionelle Bindung entwickeln könnte ?

Ist noch nicht klargeworden, dass es dabei um ein konkretes politisches Projekt geht, das vor 50 Jahren gleichberechtigt mit anderen Entwürfen über die politische Zukunft dieses Kontinents diskutiert wurde, das seit 25 Jahren aber als einzig mögliche Alternative dargestellt wird ? Ein Projekt, das mit fragwürdigen Mitteln arbeitet und das sehr wahrscheinlich auch fragwürdige Zwecke verfolgt ? (…)”

 

Unabhängiger Journalist

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