Die Austria Presse Agentur, ein früherer Arbeitgeber dieses Bloggers, ist am Dienstag im Zentrum von Fake News gestanden, was für die Agentur peinlich ist und noch kostspielig werden könnte. Weil es sich in diesem Fall nicht um “ideologisch motivierte”, sondern um “faktische” Falschnachrichten gehandelt hat, wurde die Ente binnen weniger Stunden auf – von 90% ihrer Genossen aber sofort wieder zugedeckt. Trotzdem konnte wissen, wer es wissen wollte und schadenfroh herausplatzen: bru-haha. Die Sache ist freilich wenigstens so tragisch wie sie komisch ist. NB zu Geld und Definitionsmacht.
Konkret ging es um den “prank” eines im Internet erscheinenden Satiremediums, eine Falschmeldung, die die APA übernommen und weiter verbreitet hat.
Es war die Nachricht vom “Comeback” des Frank Stronach auf die politische Bühne der östlichen Alpenrepublik bzw. einer angeblich unmittelbar bevorstehenden PK zu einer Präsidentschaftskandidatur.
Die auch an Nicht APA-Medien ausgeschickte ursprüngliche Aussendung wurde als APA-Meldung sofort von Dutzenden Genossenschaftern und Kunden übernommen, die, wie die registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung selbst sagt,
darauf vertrauen, dass man APA-Meldungen nicht gegenchecken muss”.
Nachdem um 10.32 Uhr der Standard, auch ein Gen., die Meldung als falsch entttarnte und die Tagespresse zu Mittag den Scherz bestätigte,
musste man um 180 Grad schwenken und begann (intern) nach Schuldigen und “schuldigen Prozessen” zu suchen.
Bei einer Reihe von Medien-Kunden verschwand die Story aus dem Netz wie der Gestank (geht im Internet leicht), andere waren im Vorhinein zu clever (oder zu langsam) gewesen um sie überhaupt zu übernehmen.
Ein paar ursprüngliche Übernehmer wie orf.at hatten immerhin das Ghörtsi, ihren Fehler zu erwähnen, andere begruben ihn aber stillschweigend.
“Erstaunlicherweise” (nicht wirklich, wenn man die hiesige “Verhaberung” kennt) wurde der News-Bock in weiterer Folge auch nicht weiter ausgeschlachtet und im Memory hole bestattet.
Man muss auch in Rechnung stellen, dass die Täuschung perfekt ausgestaltet war, mit (legal erworbener) gefakter Homepage, Namen von (leider nicht erreichbaren) Pressesprechern
und basierend auf einiger Plausibilität, nachdem Frank St., der schon lang nichts mehr mit Magna zu tun hat, vergangene Woche verkündet hatte, er wolle in der Steiermark batteriebetriebene Mikro-Autos bauen (Hallo Elon!).
Die APA meinte nachmittittags in einem mit konkreten Recherche-Tipps versehenen Mail an die Mitarbeiter, dass man künftig besser gegenchecken müsse
(was man eigentlich schon vor ein paar Jahrzehnten in Angriff genommen hat, als der damals noch quietschlebendige Friedrich Gulda seinen “Tod” über die APA lançierte).
In Wirklichkeit ist das leicht gesagt, aber nur sehr bedingt möglich, wenn man schnell sein muss und sich nicht so langsam wie die Bürokratie bewegen darf.
Die Agentur hat auch – was nur alle heiligen Zeiten einmal vorkommt – die Meldung formal zurückgezogen,
was einen kaum auszulöschenden Schandfleck in der Vita jeder karrierebewussten Nachrichtenperson darstellt.
Auch wenn die Genossen diesmal bewusst drauf verzichtet haben, öffentlich den Bock auszuweiden und eine solidarische Omertà ausgerufen haben,
darf man davon ausgehen, dass das Ding für die Agentur noch teuer wird
- und zwar in jenem Zimmer, in dem die Gremien der APA tagen (der Vorstand, der AR ist ohnedies eher eine “Attrappe”).
Den Genossenschaftern sind die Dienste der Agentur sowieso chronisch zu teuer und bisher argumentierten Vyslozil, Kropsch und Pig immer damit, dass man APA-Stories nicht gegenchecken müsse und die Medien sich durch die Verwendung der Meldungen viel teurere (Online)-Redakteure ersparen könnten.
Diese Argumentation dürfte jetzt schwieriger werden – auch und speziell gegenüber den Herrschaften, deren Online-Portale die Fake News übernommen haben.
Nachbemerkung, 15.9.2021, 17:00 Uhr: Die APA bekräftigt in einer ihrer Meldungen das Fortbestehen jener Maxime, die seit vielen Jahren “hinter den Kulissen” als Hauptargument für das gehobene Pricing ihres Diensts (für Genossenschafter) verwendet wird:
“APA-Meldungen muss man nicht mehr gegenchecken”, (räumt aus dem Mund ihres CR aber “Schwächen bei der Recherche” ein).
Freilich geht es nicht nur um Geld. Es scheint es auch um den Fortbestand ihrer Rolle als “inoffizielles Wahrheitsministerium” mit Definitionsmacht über das Zutreffende zu gehen.
Der Anspruch “was nicht in der APA steht, hat nicht stattgefunden” kann längerfristig nur verteidigt werden, wenn “alles, was in der APA steht, (buchstäblich) auch sicher zutrifft”.
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