Dieser Blogger entschuldigt sich, per se eher unwichtige Regionalwahlen in Österreich erneut zu thematisieren, ist aber der Meinung, dass hier sozusagen exemplarisch einiges gelernt werden könnte. Der Kollaps der jahrzehntelang bestimmenden “Großparteien”, ihre Versuche mithilfe einer Kleinpartei wenigstens noch eine “absolute Mehrheit” zu schaffen und die Wahlerfolge der Rechts-Popos sind – ebenso wie Verschleierungs-Kommentare bzw. -Coverage – von Experterln und Journaille, Teil eines Gesamtbilds, das ähnlich auch in “anderen europäischen Provinzen” erscheint. Der “größte gemeinsame Nenner” ist, dass die politische Klasse inkl. der MSM-Journaille unfähig zu sein scheint zu lernen.
Die Schwarzen stellen das ungeniert zur Schau, ungenierter anscheinend als andere – das Resultat bleibt freilich so und so das gleiche
(und man muss konzedieren, dass LH Drexler tatsächlich gegen widrige bundespolitische Tendenzen ankämpfen musste).
Aber es gab im vergangenen Jahrhundert einmal einen legendären steirischen Landeshauptmann, Sohn eines noch legendäreren, aus Scheifling gebürtigen Landeshauptmanns, der nach einem vergleichbaren VP-Wahldebakel 1996 zurückgetreten ist, weil er einen Stimmen-Rückgang auf 36 Prozent zu verantworten hatte, fast 10 Prozentpunkte mehr als die Schwarzen heute.
Andere Zeiten?
Na gut, wahrscheinlich wurde früher weniger professionell geheuchelt.
Faktum ist, dass bei der Landtagswahl vom vergangenen Sonntag tatsächlich “kein Stein auf dem anderen geblieben ist” und dass die aktuellen Wahlverlierer zwar ein tapferes Gesicht machen als wär’ nix gewesen, dass diese dem steirischen Elektorat aber dennoch
- weismachen wollen, dass man dessen Wahlentscheidung “mit Demut” zur Kenntnis nehme,
- und ein Beschluss über die künftige (regionale) Regierungskonstellation allein in Graz und nicht etwa in Wien gefasst werde.
Wie dem auch sei -
wie man anhand der bezirksweise aufgeschlüsselten Wahldaten recht gut nachvollziehen kann, ist der Urnengang vom 24.11.2024 von der Süd(ost)steiermark, namentlich dem Großraum Graz, sowie von der Mur-Mürzfurche bzw. dem Mur-Knie um Bruck geprägt worden
- und nicht etwa von den sieben Zwergen hinter den sieben Bergen.
Die malkontenten Zwerge mögen dazu beigetragen haben, dass der Wahl-Ausgang besonders eindeutig ausgefallen ist,
aber ihre Gravamina sind den Grazern und Bruckern wohl eher am A. vorbei gegangen.
Mehr ist kaum zu vielfach gehypten, angeblich hausgemachten Problemen in der Grünen Mark zu sagen, beispielsweise zur Spitalsfrage im dünn besiedelten Bezirk Liezen.
Dort soll ein neues “Leitspital” drei anderen, nahe gelegenen Krankenhäusern das Wasser abgraben und es ist durchaus möglich, dass der dortige lokale Widerstand gegen die Pläne des VP-Gesundheits-Landesrats die Gewinne der FPÖ und die Verluste der ÖVP besonders hoch ausfallen ließ, nur:
Man lasse bitteschön die Kirche im Dorf! Besagter Trend hat im gesamten Bundesland stattgefunden und was in der westlichen Obersteiermark “überschießend” vorhanden gewesen sein mag, macht das sprichwörtliche Kraut nicht fett (alle im Beirk Liezen abgegebenen Voten machen nicht einmal sieben Prozent der in der Steiermark abgegebenen Stimmen aus).
Es ist zweifellos korrekt, dass die “großen Themen” für die steirische Wahl allesamt nicht dem Bundesland selbst “entsprungen” sind,
es ist aber ebenso korrekt, dass die Landes-Nomenklatura wesentlicher Bestandteil des kartellartigen politischen Geflechts zwischen der Republik Österreich und der EU bzw. des diesen zugrunde liegenden politischen Systems ist.
Insofern kann man sagen, dass die steirischen Wähler einer Teilmenge, nämlich den ihnen am nächsten liegenden Teilen der politischen Klasse ihre Rechnung präsentiert haben.
Grafik: Furfur, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
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