Ein norwegischer Öldienstleister informiert, dass heuer “bemerkenswert” mehr konventionelle Kohlenwasserstoff-Ressourcen entdeckt würden als 2017, als man nur etwa 7 Mrd. Barrel Öläquivalente fand. Das lässt manche “aufatmen” – zu Unrecht. Die Nachricht ist der Musterfall eines Pysops, einer militärischen Informationsoperation. Man könnte es auch als fake news bezeichnen – wobei die Fakten ja gar nicht falsch sind, im strengen Wortsinn und gemäß branchenüblichen Definitionen.
Das Laienpublikum vermeint freilich etwas anderes zu verstehen und geht – mehr oder minder beabsichtigt – in die Irre (das kommt ständig vor, nicht nur in der Ölbranche – PR-Profis pflegen diese Art von Irreführungs-Praxis mit dem Begriff “richtiges wording” zu bezeichnen).
Immerhin sind viele im Publikum heute in der Lage, einigermaßen zwischen konventionellem und unkonventionellem Öl zu unterscheiden, wobei ersteres gemeinhin mit billiger und wenig aufwendiger Produktion identifiziert wird.
Was im vorliegenden Fall weit daneben liegt.
In drei der von Rystad erwähnten fünf Staaten (Guyana, USA, Zypern, Oman und Norwegen) sind die neu entdeckten Ressourcen
located in ultra-deepwater”
- was bedeutet, dass in einer Meeresttiefe von drei bis vier Kilometern gebohrt wird, siehe z.B. hier.
Und bei einem vierten Vorkommen, jenem im Oman, handelt es sich um NGL, Flüssiggas, das bei der Produktion von Erdgas anfällt.
NGLs werden nach neueren Definitionen fast aller internationalen Organisationen als Öl gezählt, aber das ist eine Frage der Klassifizierung. Dieser Blogger pflegt sie als Erdöl honoris causa zu bezeichnen.
In den 1960ern wurden jährlich noch zwischen 20 und 60 Milliarden Barrel neu entdeckt (nur Erdöl) und in den 1970ern und zu Anfang der 1980er waren es noch 30 bis 40.
In diesen Jahrzehnten wurden noch viele große Felder entdeckt, was heute schon lange nicht mehr der Fall ist.
Siehe dazu folgende Grafik von Wikimedia:
Bild:Sfoucher at English Wikipedia [CC BY 3.0], via Wikimedia Commons
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