“Haltet den Dieb, der Putin war’s !”, schallt es angesichts der Gewinnsteigerungen internationaler Ölfirmen von Wien bis Austin-Texas und Journaille & Politicos nutzen den “Hautgout” des russischen Angriffskriegs in der Ukraine, um die Gewinnsteigerungen von Exxonmobil & Co. politisch-moralisch zu disqualifizieren. Nun hat “Putin” sicher eine Menge mit dem steigenden Ölpreis im 2. Quartal 2022 zu tun – aber ein Gesamtjahr hat vier Quartale und ein Öl-Multi mehr als eine Business-Division. Ein “schneller und schmutziger” Blick auf ExxonMobil und OMV.
Exxon und OMV in einem Atemzug zu nennen, ist eigentlich so als würde ein Zoologe im gleichen Aufsatz über einen Elefanten und ein Vöglein schreiben – ungeachtet des eklatanten Größenunterschieds aber
- haben beide Firmen ähnliche Geschäftsfelder und
- beide haben dieser Tage ihre Zahlen zum 4. Quartal und damit den Großteil ihrer Ergebnisse für das Gesamtjahr 2022 vorgelegt.
Dieser Blogger, der weder Aktien eines der beiden Unternehmen noch ein sonstwie besonderes Interesse an ihren Quartalszahlen hat, hat über die beiden Unternehmens-Veröffentlichungen “drübergeschaut” und ist zu folgenden Feststellungen gelangt:
1.) Die relativ hohen Ölpreise 2022 sind für die Ergebnisverbesserungen von “Upstream” bzw. “E & P” sicher zum Teil ausschlaggebend (auch “auf boe-Basis”, also mit Gas), können deren Ausmaß aber nur zum Teil erklären (u.a. weil auch Zukäufe teurer wurden und die Produktionskosten bzw. Investitionen deutlich gestiegen sind)
2.) Die OMV hat im Schnitt des vergangenen Jahrs 40 – 50 Prozent mehr für das Barrel(-Äquivalent) erlöst und das schlägt zweifelsohne zu Buche (die Zahlen von Exxon sind mir nicht erinnerlich).
Wie der folgende Screenshot des OMV-Tradingupdates zeigt, waren die internationalen Rohstoff-Preise im 2. Quartal, nach dem Beginn des Ukrainekriegs, tatsächlich exorbitant hoch,
in den anderen drei Quartalen aber “nur relativ hoch und fallend”. Die erhöhten Ölpreise allein auf die Schultern “Putins” abzuladen, scheint daher verfehlt.
3.) Was genau den Überschuss der Upstream-Ergebnisverbesserungen über dessen Umsatzzuwächse hinaus bewirkt hat, kann ich (derzeit) nicht sagen. Vielleicht ist alles eh ganz einfach oder es gibt keine auf alle anwendbare General-Erklärung.
4.) Sowohl Exxon als auch OMV haben Bereiche namens “Energy Products” bzw. “Refinery and Marketing”, die das Raffineriegeschäft beinhalten. Diese Divisionen haben sich wegen höherer Margen massiv erholt und in beiden Fällen substanziell zur Ergebnisverbesserung beigetragen.
5.) Beide Unternehmen haben eine Petrochemie-Sparte, wobei jene der OMV viel größer ist (relativ). Aber beide Segmente, sowohl das von Exxon als auch jenes der OMV, haben 2022 – sorry -, “geschwächelt”.
Dies ist wegen eines positiven Sondereffekts bei der OMV aber nicht so sichtbar (Folgen des Bourouge-Börsegangs).
Mehr & Genaueres lässt sich vielleicht bei der Veröffentlichung der Geschäftsberichte nächstes Monat sagen (oder es ist ohnedies wurst).
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