Nach Ansicht gewisser Bürokraten gibt es einerseits die Wirklichkeit und andererseits die Darstellung derselben, die “halt so oder so erfolgen” kann. Nirgendwo zeigt sich diese Haltung besser als in der Statistik des österreichischen Bundesamts für Fremdenwesen und Asyl (BFA). Das hat 2016 72% der Asylwerber zugelassen, aber eine Anerkennungsquote von 48% bekanntgegeben.
Von 48 Prozent “schutzgewährender Entscheidungen” hat der Leiter des BFA, Wolfgang Taucher, im Jänner dieses Jahres gesprochen, - siehe hier und hier.
Eine Irreführung, die durch einen Statistik-Trick ermöglicht wurde;
den Trick, die Basis, auf die sich die positiven Entscheidungen beziehen, künstlich aufzublähen - indem z.B Tausende Verfahrenseinstellungen mitgezählt werden.
Das senkt klarerweise die Anerkennungsquote.
Die Zahlen, die BFA/BMI an Eurostat melden, sind zwar dieselben, sprechen aber eine ganz andere Sprache.
Das Europäische Statistikamt in Luxemburg bricht in seiner “Datenbank zu Asyl und Gesteuerter Migration (migr)” Anträge in der ersten Instanz folgendermaßen herunter:
- Insgesamt
- positiv erledigte Anträge (Asyl und subsidiärer Schutz)
- Asyl gemäß Genfer Konvention
- Humanitärer Rechtsstatus sowie
- Ablehnung.
Durch diese Vorgangsweise ließe sich das Verhältnis zwischen insgesamt erledigten und positiv bzw. negativ erledigten Anträgen ziemlich nüchtern und wahrheitsgetreu darstellen.
Nämlich z.B. so:
Das BAF hat 2016 insgesamt 42.415 Asylanträge erledigt, davon 30.370 (71,6 Prozent) positiv und 12.9045 (28,4 Prozent) negativ.Von den positiv erledigten Anträgen wurden 24.685 bzw. 81,3 Prozent mit der Genfer Konvention begründet.”
24 Prozentpunkte – ein nette Differenz zwischen “Darstellung” und “Darstellung”.
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Es geht aber noch um einiges “besser” – siehe das Jahr davor.
2015 erledigte das BFA (mit 400 Mitarbeitern weniger) laut Eurostat 21.095 Anträge. Davon wurden 15.045 (71,3 Prozent) positiv beschieden und 6.050 (28,7 Prozent) abgelehnt.
Anteilig also praktisch identisch mit dem Folgejahr –
den Journos wurde aber erzählt, dass man nur rund 39 Prozent anerkannt habe - was die “Herren und Damen von den Medien” natürlich anstandslos schluckten.
2015 klaffte also ein Unterschied von 32 Prozentpunkten zwischen den für die Österreicher bestimmten Zahlen und denen, die bei Eurostat auftauchten.
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Wie ich hier mutmaße, scheint es der FPÖ weniger darum zu gehen, Wahlkampfversprechen umzusetzen als vor allem auf Auslandsbühnen den Wilden Mann zu geben.
Herbert Kickl hätte als Innenminister nun die Gelegenheit das Gegenteil zu beweisen.
Der erste Schritt, den er wohl setzen müsste, wäre die Herstellung von “Bilanzwahrheit” (die das Finanzministerium von jedem nebbichen Kleinunternehmen erwartet).
Man könnte einfacher auch formulieren: Kickl hat die Gelegenheit, mit den Statistiklügen des seinem Ressort zugeordneten Bundesamts für Fremdenwesen aufzuräumen.
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