Saudi Aramco-Börsegang: Die Ausflüchte gehen weiter

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Die Anschläge vom 14.9.

Die Ausreden um die Verschiebung des “größten Börsegangs der Welt” werden immer durchsichtiger. Jetzt muss der angebliche Drohnenangriff des Iran auf Raffinerien herhalten um das IPO von Saudi Aramco erneut zu vertagen – als wären “die Investoren” an der Verarbeitung und nicht am Upstream-Geschäft d. Konzerns interessiert. Die Medien stehen mit dümmlichem Gesicht daneben und rapporteln die Ausflüchte. Würde die Journaille nur einen Bruchteil des Scharfsinns aufwenden, den sie den Rechts-Popos dieser Welt widmet, gäbe es ein paar nüchterne Berichte.

Saudi Aramco (SA), ist der heutige staatliche Erdölkonzern Saudi Arabiens, der ursprünglich US-Interessen gehörte, der in den 1970ern aber nationalisiert wurde, siehe z.B. hier.

2016 begann der junge geschäftsführende König, der damals seine Mit-Prätendenten noch nicht ausgeschaltet hatte, laut über einen Börsegang von SA nachzudenken, wobei immer nur an die Platzierung eines kleinen Teils gedacht war – zirka 5 Prozent.

Das erzeugte, wie erwartet, unter den Business-Journos einen Hype , der sich – wie nicht erwartet -  nicht auf die mental und intellektuell herausgeforderten Teile der US-Investmentbrache übertrug.

Die Folge war, dass Riad vor ca. einem Jahr seine großartigen Pläne abblasen musste, wobei man aus Rücksicht auf Journos und Dumm-Investoren zunächst von einer Verschiebung bis 2021 sprach (auf eine unnachahmlich semioffiizielle Weise).

Jetzt, volle zwei Jahre vor dem geplanten IPO, kam es zu den ominösen Angriffen auf Abqaiq und Churais, was umgehend als Vorwand herhalten musste, den Börsegang weiter auf die lange Bank zu schieben,

siehe dazu den originalen Bericht des Wall Street Journal und – zum Beispiel – einen autonomen Nachvollzug aus dem Hause CNBC.

Die offizielle Begründung, dass es 2018 zu keinem Listing in NYC gekommen ist, war, dass angesichts aktuell niedriger Ölpreise der von Riad gewünschte Ausgabepreis zu hoch gewesen sei.

Dieser Blogger hat dieses Argument “nie gekauft”.

Ich gehe davon aus, dass die saudischen Felder weitgehend erschöpft sind und dass nur eine Kombination aus Enhanced Recovery kreativer Statistik und echten Neuerschließungen substanzielle Produktionsrückgänge verhindert hat.

Und nein, im engeren Sinn “beweisen” kann ich das nicht.

Wir befinden uns hier im Bereich geheimdienstlich geschützten, staatlichen Monopolwissens, das i.d.R. nur dann brüchig wird, wenn (wohl informierte) andere Staaten ein überwiegendes Interesse an der ungeschminkten Publikation des Sachverhalts haben.

Bild: VOA [Public domain] via Wikimedia Commons

Unabhängiger Journalist

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