Shadowbanning mit Twitter

Der “umstrittene” US-amerikanische Medienschaffende James O’Keefe hat ein Video veröffentlicht, das eine offenbar weit verbreitete Zensur unerwünschter Twitter-Nutzer dokumentiert – auf die Art, für die O’Keefes Project Veritas berühmt geworden ist: mit versteckter Kamera aufgenommenen Interviews mit aktuellen oder ehemaligen Mitarbeitern der untersuchten Organisation. Das ist, wenn sauber exekutiert, bester Undercover-Journalismus in der Tradition Günter Wallraffs.

Vorbemerkung: Eigentlich wollte ich mit diesem Thema auf nächste Woche warten, bis O’Keefe sein Buch American Pravda veröffentlicht hat.

Aber das Thema ist zu wichtig.

Es handelt sich um die eminent bedeutsame Dokumentation einer neuen Form zwar privatisierter, aber (quasi)staatlich inspirierter Zensur, wie sie mit ähnlichen Methoden in social media auch anderswo stattfindet.

Darum jetzt, verspätet und verfrüht gleichzeitig, ein paar Worte zu “Twittergate”.

In der deutschsprachigen Blogosphäre hat der Nachtwächter das Thema aufgegriffen und Aussagen der mit versteckter Kamera aufgenommenen Twitter-Techniker transkribiert und übersetzt.

Dieser sein Eintrag ist höchst nützlich, wenn es darum geht, sich hierzulande in das zur Diskussion stehende Thema “einzulesen”.

Hier ist für Englisch-Leser, was Project Veritas (PV) selbst dazu geschrieben hat.

Dieser Blogger hat zum technischen Aspekt der Sache absolut nichts beizutragen, weil er kein Informatik-Kundiger und nicht einmal “auf Twitter ist”.

Kurz und nicht-technisch ausgedrückt, werden Programmierpraktiken geschildert, mit denen “shitty” Twitter-Nachrichten von “Rechten”, “Trump-Freunden”, jedenfalls politisch Unerwünschten unsichtbar gemacht werden.

Einer dieser Algorithmen wird “shadow banning” genannt, was bedeutet, dass die Nachrichten für den Verfasser und eine enge Gruppe von followern zwar sichtbar sind, nicht aber für die restlichen 99,99 Prozent der Twitter-Nutzer.

Die Aussagen stammen von (ehemaligen) Mitarbeitern, jungen, oft “farbigen” Männern, die in wenigstens einem Fall in einem Disco-Ambiente zum Sprechen gebracht wurden. Die verdeckte Interviewerin war hier, an der Stimme erkennbar, eine junge Frau.

Nun muss man die einschlägigen Umstände einer solchen “Zeugenaussage” anerkennen und auch, dass der Sprecher ein Motiv hatte, der Fragerin (scheinbar) nach dem Mund zu reden.

Aber was der junge Mann sagt, hat Hand und Fuß und wird durch Aussagen von Ex-Kollegen bestätigt, die nicht in einem party setting interviewt wurden.

Shadowbanning ist real und nicht einfach die Erfindung eines konservativen Aktivisten.

Ebenso real ist freilich auch der Umstand, dass Twitter – wie Facebook, Youtube etc. – auf seiner Plattform tun und lassen kann, was es will, prinzipiell (juristisch gesehen stellt sich wohl “nur” die Frage, ob es sich um einen kartellrechtlich verbotenen “Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung” handelt).

Praktisch freilich ist Twitters Neutralitäts-Nimbus dahin (bereits lange der Fall, PV zeigt nur, dass das berechtigt ist).

Zerlegte Mainstream-Propaganda

Köstlich die betropetzte Haltung der Mainstream-Medien.

Die verschweigen den PV-Beitrag wie z. B. in Europa oder aber Sie “greifen das Thema auf” – aber nur dem Schein nach, wie es CNN tut.

Den “CNN-Einlassungen” hat der libertäre Philosophie-Blogger Stephan Molyneux  ganze 20 Minuten gewidmet, siehe hier:

Man merkt Molyneux an, welchen Spaß es ihm bereitet, die arrogante Art dieses medialen Platzhirschen zu zerlegen.

Gekonnt seziert Molyneux die gegen O’Keefe gerichteten Immunisierungs- und die Diffamierungsstrategien, etwa wenn ein in ferner Vergangenheit liegendes, inhaltlich in keinerlei Zusammenhang stehendes Vergehen (“misdemeanor”) zufällig erwähnt wird.

Auch die Vorhaltung von CNN, O’Keefe befleißige sich eines selective editing, belustigt Molyneux und dass das ausgerechnet CNN bemängelt, dessen Berichterstattung auf einer extremen, oft unfairen Form von selective editing beruht. Zitieren gehöre schließlich zum Alltag jedes Mediums, meint er.

Unabhängiger Journalist

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