US-Erdöl: Von Nettoimporten, Shale und Energieunabhängigkeit

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Quelle: EIA, srsroccoreport.com

Einer meiner Lieblingsblogger argumentierte jüngst, dass seine Heimat nicht so energieunabhängig sei wie oft geprahlt wird. Er rechnete vor, dass die USA trotz shale revolution noch immer 8 Mio. Barrel pro Tag importierten. Das ist richtig und irreführend zugleich, denn fast 3/4 der Importe kommen aus Kanada, Mexiko und Venezuela. Die US-Einfuhren aus Nah- bzw. Mittelost sind dagegen minimal.

Anhand offizieller Zahlen stellt Steve St. Angelo fest, dass wegen shale 56 Prozent der US-Produktion mittlerweile “leichtes Öl” ( = “hohe API-Grade”) sind, das in den Raffinerien zu “mittleren Transporttreibstoffen” wie Diesel verschnitten werden muss.

Dabei benötigt man auch schweres Öl, das z.B. aus Kanada und Venezuela kommt – was in den Importen aufscheint. Gleichzeitig wird leichtes Schieferöl exportiert, das anderswo mit schweren Fraktionen vermischt wird.

Das habe ich hier das “Rätsel der konstanten US-Importe genannt”, also das scheinbare Mysterium, dass die USA seit Jahren gleichbleibend Erdöl importieren, obzwar die Eigenproduktion “durch die Decke gegangen” ist.

Betrachtet man hingegen die US-Importe auf einer reinen Nettobasis, sind die Einfuhren von Crude und Petroleum-Produkten von 9,4 Mio. 2010 auf 3,7 Millionen Barrel 2017 zurückgegangen (EIA-Zahlen).

Das ist der rationale Kern des offiziellen claims, dass die USA demnächst auch bei Erdöl(produkten) unabhängig werden.

“Moment”, wirft Steve da ein: “Das stimmt ja gar nicht, weil wir ja nach wie vor ca. 40 Prozent unseres Inlandskonsums importieren müssen” – und das ist, formal gesehen, auch richtig.

Die 7,8 mn b/d sind in der volkswirtschaftlichen Statistik Importe.

Handelsstatistik und Arbeitsteilung

Wie man einer von Matt Mushalik übernommenen Grafik jedoch entnehmen kann, stammen etwa 70 bis 75 Prozent der Einfuhren aus den Nachbarländern Kanada, Mexiko und Venezuela.

Sie sind damit keine Importe etwa im Sinn von Einfuhren aus den Golf-Staaten oder Afrika.

Das US-Militär kann diese Einfuhren “mit links” sichern – und es ist in der wirklichen Welt relativ unwahrscheinlich, dass die drei genannten Länder dem Hegemon der Hemisphäre den Import dieses Erdöls einfach abschlagen (werden/können).    :mrgreen:

Wenn man diese Einfuhren als “Importe” klassifiziert, sollte man diesen Begriff vielleicht unter Anführungszeichen stellen.

Nach Ansicht dieses Bloggers geht es jedenfalls eher um hemisphärische Arbeitsteilung als um echte Einfuhren.

Und zur Aufrechterhaltung dieser Arbeitsteilung ist wohl keine offene Gewalt vonnöten.

Nur zum Beispiel werden die Venezolaner, die selbst auf Unmengen von schwerem Öl sitzen, sich alle zehn Finger nach den leichten Fraktionen der US-Fracker abschlecken.    :mrgreen:

Das shale oil-Strohfeuer

Auf einem ganz anderen Blatt steht die Frage, wie lange die Staaten den shale oil-Zauber der vergangenen Jahre aufrechterhalten können.

Steve St.Angelo sagt (sehr gut begründet): “Höchstens noch drei Jahre” und dieser Blogger folgt ihm bei diesem Thema – siehe dazu hier und hier.

Die USA haben puncto Öl und Gas eine unvergleichlich bessere geologische Ausgangssituation als die EU – freilich ohne dass sie am Ende des Ölzeitalters ihrem Schicksal entrinnen könnten.

Aber sie können ein paar Jahrzehnte länger souverän bleiben als die Europäer.

Edit, 18. Juli 2018: Im zweiten Absatz das Wort Benzin entfernt. Ein Kenner hat mich informiert, dass schweres Öl nur für die mittleren Destillate, nicht aber für Benzin benötigt wird.

Unabhängiger Journalist

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