Weiß Trump, dass sein “großes Amerika” Adieu zum Dollar sagt?

Der mexikanische Silber-Fan Hugo Salinas Price hat dem neuen US-Präsidenten Ignoranz vorgeworfen und gemeint, Trump wisse nicht, dass die Leistungsbilanzdefizite seines Landes Folge der globalen monetären Ordnung und nicht schlechter Handelsverträge seien. Die Schuld Mexikos bestehe nur darin, “nach den Regeln agiert zu haben, die die USA selbst etabliert haben”. Salinas Price erwartet zwar die Ersetzung des US-Dollars durch ein närrisches Konstrukt rund um Sonderziehungsrechte des IWF, fordert den Gouverneur der mexikanischen Zentralbank aber auf, seiner Idee einer auf Silber basierenden Alltagswährung näherzutreten. NB zum Entstehen der Maquíladora-Industrie.

Zugegeben, Hugo hat wenigstens zwei Seiten, die ihm den Vorhalt eintragen könnten, er trete Trump voreingenommen entgegen.

Die erste besteht darin, dass er Mexikaner ist und der südliche Nachbar der USA Gefahr läuft, unverschuldet auch für andere zum punching ball Trumps zu werden.

Die zweite Seite ist, dass er (früher – heute ist der Milliardär “in Pension”) ein Unternehmner ist, der sein Geld mit Konsumgütern gemacht hat, die er auch in die USA geliefert hat.

Trotz dieser Voreingenommenheiten hat HSP wahrscheinlich recht und seine Argumentation mit dem “Triffin-Dilemma” scheint mir den Nagel auf den Kopf zu treffen:

Year after year, the US must purchase more from the rest of the world, than what the US sells to the rest of the world, thus creating a permanent flow of dollars to the rest of the world. This flow makes possible the creation of Monetary Reserves in the Central Banks of the rest of the world.”

Die Frage ist, ob z.B. ein Gold-basiertes globales Reserve-Medium einen Ausweg bieten kann. Von 1944 bis 1971 fußte der US-Dollar letztlich ja auch auf Gold.

Aber ein System wie der heutige Petrodollar lässt sich nicht ewig aufrecht erhalten.

Eine weitere Frage, sie sich aufdrängt, ist, ob Trump das weiß und damit klüger ist als so viele in seinem Land oder ob er “ohne zu denken” nur die negativen volkswirtschaflichen Folgen des Leitwährungsstatus des US-Dollars rückgängig machten will.

Nachbemerkung, 28.1., 13.25 Uhr: Ich muss ein wenig zurückrudern.

Damit die ganze Sache nicht zu einfach wird, gibt es offenbar unterschiedliche Quellen für eine negative Leistungsbilanz.

Aufbauend auf einer Grafik (die ich auf die Schnelle nicht wiedergefunden habe), lässt sich sagen, dass die chronischen Handelsbilanzdefizite der USA gegenüber Mexiko mit Inkraftreten von Nafta begonnen haben.

Gleiches kann man über das Entstehen des Maquíladora-Gürtels in Nordmexiko sagen, der heute angeblich fast 800.000 Jobs beherbergt.

Das spricht gegen die Argumentation von Salinas und für jene von Trump.

Die Volksrepublik China ist freilich ein anderer Fall.

Edit, 30.1.2017, 0.30 Uhr: Es war die Handelsbilanz, die sich nach dem Start von Nafta für die USA so drastisch verschlechterte (d.h. die wichtigste Komponente der Leistungsbilanz) – siehe Zerohedge, hier.

Die LB selbst mag wg. der steigenden Geldtransfers der Mexikaner aus den USA sogar noch stärker ins Minus gerutscht sein.

Unabhängiger Journalist

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