Man sollte nicht unterschätzen, was ein paar Millionen geleakte Dokumente und Hunderte Aufdecker so alles zustande bringen können – den Rücktritt des Chefs der zehntgrößten Bank Österreichs, die Resignation des isländischen Premiers, oder ein Misstrauensvotum in Malta . Jetzt ist sogar der britische Premier unter Druck geraten, angeblich weil er bis 2010 ein paar Anteile an einem Fonds besessen hatte, der in einem Steuerparadies beheimatet ist. Wahrscheinlich geht’s eher um den UK-Austritt aus der EU.
Am 23. Juni stimmen die Briten darüber ab und David Cameron will das Land, dessen Premier er ist, in der Union halten, angeblich. Heute schaut es eher so aus, als tue er alles, um den Brexit zu befördern, auf eine paradoxe Art und Weise. Der Mann agiert, als wolle er den Austrittsbefürwortern zum Sieg verhelfen, dürfe das aber nicht offen zeigen.
Ein Kommentator des Telegraph fasst das plakativ folgendermaßen zusammen: “What’s bad for Cameron is good for Brexit”.
Cameron scheint sich zu bemühen, den eigenen politischen Schaden aus den “Panama-Enthüllungen” zu maximieren.
Ich verzichte hier auf die Debatte um richtige politische Kommunikation und räume ein, dass schiere Inkompetenz in vielen Fällen die beste Erklärung bietet.
Davon abgesehen lässt sich auf Basis des heutigen Wissensstands nicht erkennen, was der Briten-Premier in der Hauptsache falsch gemacht haben soll. Er hat 1997 Anteile an einem von seinem Vater verwalteten Fonds gekauft und sie 13 Jahre später wieder verkauft, um 31.500 Pfund, eine, pardon, eher geringe Summe.
Der Verkauf erfolgte, bevor er Premierminister wurde. Der Gewinn draus wurde angeblich in Großbritannien versteuert und Cameron hat angekündigt, das durch die Veröffentlichung von Steuererklärungen nachzuweisen.
Es ist wenig glaubwürdig, dass Cameron dadurch unter Druck gekommen wäre. Da ist also entweder noch etwas bisher Unbekanntes - oder es geht überhaupt um etwas ganz anderes.
Die Story vom mit Soros-Stiftungsmillionen finanzierten Investigativkonsortium mag glauben, wer will.
Sie ist lächerlich. Solang die selbst ernannten Panama-Aufdecker Storys wie jene über die Finanzierung der Poroschenko-Firmen zudecken, kann man getrost annehmen, dass das Projekt mit transparency & blabla nichts zu tun hat.
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