Die Papier-Edelmetallmärkte, die offenkundig ein “hoch gehebeltes fractional reserve-System” sind, sollen wiederholt vor der Pleite ( = Lieferunfähigkeit) gestanden sein – was noch nie schlagend wurde. Zwar gab’s im Kleinhandel schon öfters Knappheit – richtig spektakulär ist aber noch kein Umschlagplatz “hochgegangen”, wo obstinate Futures-Käufer auf Auslieferung bestanden haben. Das Bild hat sich mit dem jüngsten paper short squeeze geändert, glauben Edelmetall-Watcher und untermauern das mit Zahlen.
Das hier eingebettete YT von goldsilverpros.com verdaut, erläutert und erweitert einen kürzlich auf Bullionstar erschienen Eintrag von Ronan Manley,
der sich nun wirklich seit Jahr und Tag mit den Feinheiten unseres Edelmetallregimes beschäftigt (dessen “technicalities” sind nicht so einfach, dass man diese “in einem Halbtag behirnen und memorieren” könnte, schon gar nicht als Outsider.
Vom “Kleingedruckten” und manchmal in die Irre führender Informationen abgesehen, muss nicht allzu tiefenscharf über Geschäfte mit Gold & Silber berichtet werden – und selbst diese Informationen dringen nur verstreut und zeitlich versetzt an die Oberfläche
- daher sind “echte Experten” gefragt, die laufend Daten sammeln, über Regeln, “Aliase” und Mentalität der “Marktteilnehmer” Bescheid wissen und Verstreutes richtig zusammenführen können. Ohne dieses Know how sind z.B. AGBs und Pflichtveröffentlichungen Informationsschrott).
Auf Basis von Pflichtveröffentlichungen des “Mammut-ETF” SLV und früheren Angaben der LBMA errechnen Manley und nach ihm Rob Kientz, dass dem SLV – angeblich wg. “WallStreeetBets” – in den vergangenen fünf Handelstagen (netto) 90 Millionen Unzen zugeflossen sind,
was incl. der Abflüsse der letzten beiden Tage ca. 2.800 Tonnen entspricht.
Dabei wird angenommen, dass es sich zur Gänze um echte Barren handelt,
was auf den ersten Blick den SLV-Geschäftsbedingungen zu entsprechen scheint, was verschiedentlich aber bezweifelt wird, weil es eine Definitionsfrage ist, was “physisches Silber” bedeutet.
Immerhin hat Custodian JP Morgan erklärt, zwei zusätzliche Lagerstätten in London angemietet zu haben und hat weiters seine ca. 10.000 Seiten umfassende Barrenliste um ein paar hundert Seiten verlängert.
Das und die Zuflüsse anderer kleinerer Fonds – sowie natürlich der bisherige Bestand – machen 83 bzw. 85 Prozent allen in London gehaltenen physischen Ag aus, kalkuliert Manley.
Unter dem Strich – und unter Einbeziehung des Wealth Sectors mitsamt seinem “allozierten Silber” – seien in London nur mehr magere 3.000 Tonnen physisches Silber frei verfügbar, um das sich künftig alle Kaufinteressenten bemühen müssten.
Es ist dies eine mE durchaus plausible und vielleicht sogar überoptimistische Rechnung, die allerdings auf mehreren Voraussetzungen beruht (bzw. die Schlussfolgerungen daraus beruhen darauf):
- Erstens wird davon ausgegangen, dass auch bei sinkenden Kursen keine größeren Mengen physisches Silber wieder aus den ETF abfließen (angesichts der Erfahrungen der vergangenen 9 Jahre realistisch) und
- zweitens wird angenommen, dass kein weiteres physisches Silber (in größeren Mengen) nach London importiert wird (werden kann).
Speziell der zweite Punkt ist eine Ermessensfrage – aber es ist richtig, dass
- Silber auch international knapp sein dürfte (Verhältnis Neuproduktion & Recycling zu Konsum, deutlich niedrigere “stocks to flow-ratio” als Gold und
- dass Zentralbanken nicht mit dem Verleih von Silberbeständen dienlich sein können (wie z.B. bei Gold).
Vielleicht besteht die nächstbeste Handlungsoption also darin, den Silberpreis so weit steigen zu lassen, dass
private Horter sowie diverse money manager bereit sind, sich von ihren physischen Beständen zu trennen. 27,50 Dollar pro Unze werden da bei Weitem nicht ausreichen.
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