Es ist mittlerweile so offenkundig, dass es mit den Händen zu greifen ist: (Fast) die gesamte politische Klasse Europas hofft heute, Sonntag, auf ein “Nein” in der griechischen Volksabstimmung. Ein solches Ergebnis würde einen Schuldenschnitt und damit eine Fortsetzung des (angeblich) demokratischen Kasperltheaters um Hellas ermöglichen. “Nein” erlaubt den noch immer an den Schalthebeln der Macht sitzenden Herberorgerpolitikern (z.B. Merkel, Schäuble, Faymann), gottergeben die Arme in die Höhe zu werfen und zu tun, was sie sich offen und ehrlich nicht trauen: einer (Teil)Entschuldung zuzustimmen. “Das Volk will es so !”, werden sie lispeln.
Geht die Abstimmung dagegen mit Ja aus, wie die angeblichen Verbündeten unserer Politicos in Griechenland dies wollen, mag das zunächst gut für unsere betrügerischen/fahrlässigen “Geschäftsführer” erscheinen, es löst aber ihr Hauptproblem nicht. Es gibt KEINEN griechischen Schuldenschnitt und die Herborger des Vermögens ihrer Völker müssen sich weiter Gedanken über eine möglichst geeignete Form ihres Coming Out machen. Sie müssten ein neues Event, eine neue Alternativlosigkeit organisieren – wahrscheinlich ohne dass ihnen der begnadete Spieltheoretiker und -praktiker, der Zocker Yanis Varoufakis noch einmal helfen könnte.
Lies mehr dazu in meinem vorangegangenen Posting.
Dieser Plan A braucht auch gar nicht mehr verboren werden, am ehesten noch in Griechenland, wo die Regierung Tsipras vor einer schwierigen Kommunikationsaufgabe gestanden ist: Sie musste einerseits an ihr ideologisches Erbe und an die sozialistischen und nationalistischen Instinkte ihrer Massenbasis appellieren um auch wirklich erfolgreich aus der Abstimmung hervorzugehen.
Ein nüchternes: “Wir brauchen Euren Sanktus für eine letzte Runde, in der wir ohne Rücksicht auf Verluste alles riskieren” hätte nicht ausgereicht. Nicht, wenn die Geldautomaten nichts mehr ausspucken, Überweisungen ins Ausland nicht mehr möglich sind und die Opposition den Untergang in der nächsten Woche glaubwürdig voraussagen kann.
Andererseits durften und dürfen Varoufaks und Co. diese Stimmung nicht überschießen lassen. Sie müssen die Möglichkeit für einen Kompromiss mit der EU erhalten. Einen solchen scheinbaren Kompromiss stellt es dar, “nur” 30 Prozent Schuldennachlass zu bekommen.
Das ist klarerweise nicht mehr als eine erste Rate. Wenn die zweite Rate fällig wird, werden weder Merkel noch Faymann mehr im Amt sein und das Ganze wird wesentlich leichter vonstatten gehen.
Die Politverbrecher in den Gläubigerländern müssen bei sich daheim nicht so diffizil kommunizieren, weil es keine Volksabstimmung gibt und die meisten Mutti & Co ohnedies machen lassen (glauben Mutti & Co.). Was Sache ist, ist mittlerweile unmissverständlich klargemacht worden, von Schäuble, Varoufakis und anderen: Griechenland bleibt im Euro, egal, wie die Volksabstimmung ausfällt. Wer bisher gezahlt hat, wird auch weiterhin zahlen. Das hat die politische Kaste des vereinigten Europa beschlossen und damit basta.
Die Frage ist halt nur, ob immer alles nach Plan verläuft.
und mach dann noch ‘nen zweiten Plan/
gehn tun sie beide nicht.”
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