22 t “Gold” in Minuten verkauft

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28 Tonnen Papiergold. Quelle: finanzen.at

Heute Nacht sind um etwa 3:30 Uhr MESZ 700.000 Unzen “Gold”, also  knapp 22 Tonnen verkauft worden. Die Trades erfolgten binnen weniger Minuten. Sie wurden über Futures-Kontrakte abgewickelt, was ein Absacken des Preises um bis zu 40, auf unter 1.100 Dollar pro Unze zur Folge hatte (siehe Grafik). Danach gab es eine kontrollierte “Erholung” auf zunächst 1.110 Dollar. Um 10:30 Uhr Lokalzeit erfolgte dann das Fixing der London Bullion Market Association (LBMA), das den im elektronischen Handel ermittelten Preis als Richtpreis für den “Spotmarkt” in London etablierte. Das bedeutet natürlich nicht, dass die abgerechneten Mengen physisch geliefert werden.

Derlei konzentrierte Leerverkäufe haben bereits am Freitagnachmittag begonnen. Über Trades (die zwischen großen Investmentbanken abgewickelt werden, Anm.), ist der Londoner “am-Spotpreis” allein zwischen vergangenem Freitag und Montag  um 28 USD bzw. 20 Euro gesunken, berichtet GoldCore. In einer früheren Analyse kommen die Broker zum Schluss, dass weniger als ein Prozent der an der LBMA geclearten Mengen auch physisch geliefert werden.

Das wären derzeit weniger als 5 Tonnen pro Handelstag – eine Menge, die bei täglich 12 Tonnen neuer Minenproduktion und 9.000 in und um London gelagerten Tonnen machbar erscheint. Jedenfalls ist noch kein delivery failure bei ausschließlich an Physischem interessierten Einkäufern an der LBMA bekannt geworden (auch die gibt es – etwa in Form von Zulieferanten zur Schmuckindustrie.)

Es muss aber einen Mechanismus geben, der die Belieferung dieser Nachfrager mit Metall erlaubt, auch zu Zeiten, in denen keine frische Ware aus den Minen und Schmelzen angeliefert wird. Es ist wenig wahrscheinlich, dass es sich dabei um die allocated gehaltenen Bestände ausländischer Zentralbanken bei der Bank of England handelt – dies würde bedeuten, dass von einer der beteiligten Seiten unmöglich zu rechtfertigende, echte staatskriminelle Akte gesetzt wurden.

Die Verwendung von Goldkonten/non allocated gold zur Bereitstellung von Metall-Liquidität würde freilich einen Ausweg aus dem legalistischen Dilemma bieten. Wie bekannt, dürfen europäische Zentralbanken unallocated ohne Kennzeichnung in der ersten Bilanzzeile “Gold und Goldforderungen” einstellen.

Quelle Aufmachergrafik:  Charttool bei Finanzen.net

Unabhängiger Journalist

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