Nach zwei Jahren Warterei ist endlich wieder Bewegung in die Sache gekommen – scheinbar in die verkehrte Richtung. Die verkehrte Richtung ist freilich die richtige Richtung, denn nur ein solcher Kurs kann schlussendlich klar machen, dass Papier nicht Metall ist. Seien wir also froh, dass sich das Kätzchen wieder in Bewegung gesetzt hat und hoffen wir, dass es nicht aufs Neue zwei Jahre irgendwo herumlungert. Das wäre für Leute mit einer Lebenserwartung von 70 Jahren wirklich eine harte Geduldsprobe.
Lange veränderte sich POG so langsam, dass kaum Bewegung zu erkennen war, nicht für das menschliche Auge. Über’s Wochenende bockte er plötzlich – wie ein Stier, auf dessen Rücken ein Rodeo-Reiter sitzt. Er verlor mit einem Schlag fast drei Prozent.
In der Nacht drauf schlich er sich hinaus an den Abgrund, ganz nahe an die Klippen, die 1.100 Dollar und 1.000 Euro hießen; er tat das auf Samtpfoten, um nicht ungebührlich Aufmerksamkeit zu erregen.
Lange umschmeichelte POG die runden Zahlen, eng und immer enger. Fast zwei Tage ließ er sich Zeit um die Stelle zu passieren – nachdem dies aber geschehen war, ging alles wieder schneller. Fast kann man sagen: Seither sputet er sich.
Inzwischen sind im Euro die drei Stellen sicher wieder erreicht und der Dollarpreis wird in ein paar Wochen (oder Tagen) folgen. Auf diese Art überzeugt man ein Publikum vom Risiko eines Investments und hält dieses von der Anlage ab, idealerweise für immer.
So kann’s tatsächlich ziemlich tief hinuntergehen.
Vielleicht auf 600 oder auf 700 Dollar – wer weiß?.
Erst nachdem die Letzten das Handtuch geworfen haben werden, ist die Zeit reif. Dann dauert es nicht mehr lange, bis die EZB (oder die Bundesbank), die Fed und all die anderen Zentralbanken sagen wir: 30.000 Einheiten ihres funny money für die physische Unze bieten werden. (Vielleicht legen sie für Großmutters Halskette zuvor noch ein Angebot, das deren Erben nicht ablehnen können.)
Sofort wird homerisches Gelächter über die vermeintliche Dummheit der Zentralbanker ausbrechen. Arbitrageure jeder Couleur werden den Deal ihres Lebens wittern. Doch unglücklicherweise werden die Händler keine physische Unze mehr auftreiben können, die sie um einen solchen Spottpreis erwerben und um so viel Geld weiter verkaufen könnten.
Es wird nur einige wenige geben, die auf das Angebot einsteigen können – aber die werden ausreichen, um einen neuen, viel höheren Marktpreis für physisches Gold etablieren zu können. Einen – diesfalls echten – Marktpreis, der sich in den Büchern der Zentralbanken niederschlagen wird. Die Institute werden mit Handkuss 30.000 Währungseinheiten pro Unze zahlen, denn sie werden soeben unermesslich reich geworden sein…
Vielleicht sind 600 oder 700 US-Dollar ja wirklich ein guter Zielpunkt. Wenn der Ölpreis bis dahin nicht mehr steigt, hätten wir bei 650 eine Öl-Gold-Ratio von 13, was gut im langjährigen Schnitt läge. Sonst geht’s womöglich runter bis 300 bis 400.
Hier findet sich die jüngste konsolidierte Bilanz des Eurosystems:
Mehr dazu von Another und FOFOA.
Foto: Revital Salomon, Wikimedia Commons
Edit, 24.7.2015: Ach ja, beinahe hätt’ ich es vergessen: Obiges ist natürlich kein investment advice, keine solche Empfehlung und auch keinerlei Garantie. Jeder und jede agiert nach eigenem Gutdünken und auf eigenes Risiko.
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