Syrien: Flüchtlingsstrom und fliehende ISIS-Einheiten

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Quelle: Youtube

Politicos und Medien, die jahrelang die aktive Beteiligung des Westens im syrischen Bürgerkrieg unter den Teppich gekehrt haben, werfen Damaskus bzw. den Russen vor, den Friedensprozess zu hintertreiben. Laut Berichten wollen Zehntausende neu Vertriebene in die Türkei gelassen werden; dieselbe Türkei, wo die Nachschubwege der islamistischen Milizen enden und wohin sich intakte Einheiten zurückziehen wollen. NB zur Doppelmoral der europäischen Braun-Nasen.

Das einzige, worauf sich westliche und östliche Berichterstattung momentan einigen können, ist, dass die Syrisch Arabische Armee (Assad) bzw. ihre Verbündeten ein paar taktische Siege nordwestlich Aleppos errungen und den Ring um die Stadt enger gezogen haben. Die eigentliche Frage ist aber, wer diese Verbündeten sind und was diese für ihre Dienste haben wollen.

Während im westeuropäischen Mainstream der sogenannte humanitäre Aspekt dominiert (und jede Menge uralte Bilder und Krisenschauspieler zu sehen sind), konzentriert sich die South Front auf die militärisch-strategische Seite – freilich aus “russischer” Warte. Das sieht für 5. Februar etwa folgendermaßen aus:

Diese youtube-Filmchen sind als Quelle nützlich, selbst wenn sich dort auch jede Menge Desinformation findet. In mancher Hinsicht ist die South Front sogar ehrlicher als ein offizielles Sprachrohr das sein könnte.

Interessant ist z.B. die Darstellung, die die militärischen Erfolge der letzten Tage den Kurden zuschreibt (neben der russischen Luftwaffe natürlich,  :mrgreen: ). Nach dieser Erzählung ist es die YPG, die vom Euphrat her sowie aus Afrin, westlich von A’zaz, auf die Nachschubwege der ISIS drückt. Um die alle abzuschnüren, müsste die YPG “nur mehr” 100 Kilometer Luftlinie überbrücken.

Besonders interessant ist folgende Passage:

Local sources report, that in the north of the country the terrorists are leaving their positions and are retreating to the turkish-syrian border closer to their supply lines. Thus they have to maintain their combat capability of their formations.”

Wenn Karten wie diese stimmen, kontrolliert “die PKK” vier Fünftel der syrischen Grenze zur Türkei – eben mit Ausnahme der erwähnten 100 Kilometer.

Das würde ein neues Licht auf die angeblichen oder wirklichen Invasionspläne der Türken und die Zukunft Syriens als unitärer Staat werfen.

Foto: Screenshot Youtube

Nachbemerkung, 7.2.2016, 17.30 Uhr: Die Braunen Nasen der EU – und damit meine ich auch unsere Medien - üben sich im Tränendrücken für Vertriebene, die im Camp Bab al-Salamah darauf warten, in die Türkei einreisen zu dürfen. Ihre humanitäre Pose ist lächerlich, denn

  • erstens war dieses Lager für sie so lang uninteressant, als man für die dort versammelten Flüchtlinge nicht die russischen Airstrikes verantwortlich machen konnte und
  • zweitens können oder wollen die Braun-Nasen nicht verstehen, dass die Türken dort rein- und rauslassen, wen sie für  nützlich halten – aber eben nur die. Siehe zum Beispiel eine Geschichte, die dem Syrischen Beobachtungszentrum für Menschenrechte im vergangenen September passiert ist. Die Headline lautet übersetzt: “Nach dem Ende ihres Trainings betreten 75 schwer bewaffnete Kämpfer syrischen Boden”. Berichtet wird, dass islamistische Kämpfer in zwölf mit Maschinengewehren ausgestatteten Allrad-Pkw über die Grenze bei Öncüpinar/Bab al Salameh nach Syrien gefahren seien, nachdem sie in der Türkei von Amerikanern, Briten und Türken ausgebildet worden waren. Noch Fragen ?

Die Geschichte wurde gerade einmal zwei Tage alt und wurde danach gekillt ohne eine Spur zu hinterlassen. Nur in der Wayback-Maschine hat sie überlebt.

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Quelle: Wayback-Maschine

 

Unabhängiger Journalist

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