Der deutsche Bundespräsident hat ausgesprochen, was sich das größenwahnsinnig gewordene Führungspersonal fast aller EU-Länder schon die ganze Zeit denkt: dass nämlich die Staatsvölker das hauptsächliche Hindernis für seine Wunschvorstellung von Europa sind Solch offene Worte sind verdienstvoll, auch wenn einem dabei die Spucke wegbleibt. Hier das Zitat Gaucks, das auch die Haltung der politischen Kaste des südlichen Nachbarstaates widerspiegelt.
Die Passage entstammt einem der traditionell handzahmen ARD gewährten Interview, das außer bei Youtube auch hier noch abrufbar ist.
Was Europa betrifft, wissen sie, ich glaube, ich würde heute eine andere Rede halten. Damals habe ich Banner aufgepflanzt (…). Heute würde ich sagen Lass uns den Arbeitskittel anziehen ! Da gibt es etwas, was wir heilen, verbessern müssen, wo wir miteinander neu diskutieren müssen. (…) Die Eliten sind gar nicht das Problem, die Bevölkerungen sind im Moment das Problem … dass wir stärker wieder mit denen das Gespräch suchen. Habt ihr wirklich Angst, dass ihr nicht mehr Polen oder Briten sein könnt … Ist es so, dass man euch eure nationale Identität wegnimmt (…) Um die Idee eines sich vereinigenden Europas zu schützen, ist es unbedingt notwendig, die zögernden Bevölkerungen mitzunehmen und deswegen kann man mal eine Pause einlegen, bei dem Beschleunigungstempo…”
Diese Sätze enthalten alles, was man über die regierenden Politicos und ihre Lebenslügen wissen muss:
- Die Politicos halten sich für prinzipienfest, weil sie eine vor 30 Jahren gefasste Meinung heute noch immer vertreten - und vor Hofschranzen und Kameras Reden halten, bei denen kein Risiko eines Widerspruchs besteht (“Banner aufpflanzen”).
- Die Gaucks schreiben ihren Bevölkerungen, die genau genommen ihre Arbeitgeber sind, das Insistieren auf nationale Identitäten zu (was wohl korrekt ist), verdrehen aber die Fakten, indem sie tun, als sei dies a) eine ungerechtfertigte Befürchtung und b) das einzige bzw. alles überragende Problem. Die das Interview führende Journalistendarstellerin nickt verständnisinnig zu dieser Verzeichnung.
- Um ihr Problem zu bewältigen, geben Gauck & Co. vor, müsse man nun “Arbeitskittel anziehen”, soll heißen, in mühsamer Kleinarbeit Leute überzeugen. Das ist die wohl hohlste aller hohlen Phrasen. Beteuerungen, man werde jetzt aber wirklich zur öffentlichen Argumentation schreiten, begleiten seit Jahrzehnten den stillen Putsch, der sich überall in Westeuropa abgespielt hat. Wäre dies ein politisch korrektes Thema, wären bereits Dutzende zeithistorischer Dissertationen über dieses non event verfasst. Faulheit und Pflichtvergessenheit mögen für diese Unterlassung mit verantwortlich sein. Auschhlaggebend ist aber, dass es kaum öffentlich vertretbare, legitime Gründe für diese Art von europäischer Einigung gibt. Es gibt nur Phrasen, Slogans und kognitive Kurzschlüsse.
- Es ist ein soft fact, aber eines das für die Haltung dieser Sorte von Politikern charakteristisch ist. Diese glauben ernsthaft, dass es an ihnen liege, die Richtung zu bestimmen und dass sie mit dem Volk “das Gespräch suchen” und die zögernden Bevölkerungen mitnehmen müssten, etc. Dazu erübrigt sich jeder Kommentar, außer: Demokratische Politiker, die so anmaßend daherreden, gehören mit dem nassen Fetzen aus dem Amt gejagt, gegebenenfalls ins nächste Untersuchungsgefängnis.
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