“Brexit repräsentiert nichts weniger als eine atemberaubende populistische Revolte und die komplette Zurückweisung des politischen Establishments.” So beginnt der jüngste Kommemntar des englisch-amerikanischen Journalisten Paul Joseph Watson, der trotz seiner Jugend zu den vielseitigsten Kommentatoren der Gegenwart gehört. Für alle Liebhaber des politischen Dissenses und der englischen Sprache Watsons Kommentar below the fold.
Hier ist das Meinungsstück. Es wurde im YT-channel des editor at large von Alex Jones infowars.com veröffentlicht.
Ich tendiere dazu, die Sache pragmatischer und in vielerlei Hinsicht distanzierter zu sehen – aber ich bin auch kein Engländer und kann mir daher so eine Haltung leisten.
Ich meine noch immer, dass ein Austritt für UK selbst kaum wirtschaftliche Veränderungen bringen wird, weil ich davon ausgehe, dass sowohl die Briten als auch die EU ein Interesse daran haben, den Freihandel miteinander zu erhalten.
Aber ich habe offensichtlich das symbolische Desaster unterschätzt, das der Ausgang des Referendums sowohl in “Brüssel” als auch im Remain-Lager in UK angerichtet hat. Etliche dieser Akteure flippen gerade aus.
Andere Beobachter würden formulieren: Die Ausflippenden lassen ihre Maske fallen. Wie auch immer – für die, die gemeint sind, zerbricht gerade ein über Jahrzente gehegtes und gepflegtes Welt- und Geschichtsbild.
Ich teile manches von dem, was Watson sagt, nicht.
Speziell seine positive Umdeutung des Begriffs populistisch will ich nicht mitmachen. Für mich sind Populisten nach wie vor Anführer, die dem Volk wider besseres Wissen Unmögliches versprechen. So ein Verhalten ist in meinen Augen “böse” .
Im Gegensatz zum Mainstream bin ich aber der Meinung, dass in der konventionellen Politik mindestens ebenso viele Populisten sitzen wie in den rechten Parteien. Das Urbild des modernen Populisten ist weniger bei Jörg Haider als bei Andreas Papandreou zu suchen.
Aber Watson trifft einen Nerv. Die Pro-Brexit-Stimmer, die hierzulande als alt, arbeitslos und ungebildet diffamiert werden, haben gegen das vereinigte politische und mediale Establishment aufbegehrt und (vorerst) gewonnen – daran ändert auch die Tatsache nichts, dass manche Brexit-Verfechter populistische Argumente nutzten.
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Zum Schluss noch ein Wort zu Watson selbst:
Der Mann ist ein begnadeter Provokateur, der nicht jedermanns Geschmack ist. Er scheint ausnahmslos in jede Rolle zu schlüpfen, die das politisch-korrekte Establishment mit einem Kampfbegriff belegt hat.
So ist Watson u.a. mit Lust anti-intellektualistisch, islamophob und gendermäßig binär fixiert. D.h. er ist das alles nicht wirklich, aber das zur Weißglut gebrachte, gespielt liberale Establishment nennt es so.
Seine LieblingsfeindInnen sind FeministInnen beiderlei Geschlechts.
So hat er zum Beispiel eine Twittermeldung losgelassen, wie eine FeministIn zu erkennen sei.
Watsons Liste der Erkennungsmerkmale lautete:
“Üblicherweise fett und hässlich, von Haus aus unsympathisch, in höchstem Maß scheinheilig, bissig, peinlich, verblendet und unversöhnlich.”
Twitter-Stimmen wollten ihn daraufhin
- in den Gulag schicken,
- vor ein Erschießungskommando stellen und
- guillotinieren lassen.
Quod erat demonstrandum.
Bild:Screenshot Youtube
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