Gold: Des Bullen Einsamkeit im gemanagten Markt

cover_GoldreportRonald Stöferle und Mark Valek haben soeben den neuesten Goldreport vorgelegt. Der kostenfrei erhältliche Bericht umfasst heute in seiner extended version 180 Seiten. Er ist in seiner Themenbreite zu einem regelrechten Standardwerk geworden. Die Autoren sind Banker und verstehen, dass Edelmetalle in Konkurrenz zu anderen Assets stehen – weswegen ihnen manchmal die Argumente für ein Investment in Gold auszugehen scheinen. Aber vielleicht ist Gold gar kein “Investment”.

Stöferle & Valek sind Partner der liechtensteinischen Anlagegesellschaft Incrementum, die sich in vielerlei Hinsicht an der Österreichischen Schule der Nationalökonomie orientiert.

Die Milch der reinen Denkungsart reicht für das harte Alltagsgeschäft von Vermögensberatern und Fondsmangern aber nicht aus. Die anlagesuchenden Kunden wollen nämlich erstens performance, zweitens performance und drittens performance - und zwar presto.

Das macht schon eine zu starke Assoziation mit einer nicht allzu überzeugenden Anlageklasse zu einem geschäftlichen Risiko.

Dazu bedarf es gar keines Jahres wie 2013, als der Goldpreis mithilfe deutlich erkennbarer Derivatoperationen 30 Prozent verlor.

Da reicht schon ein Jahr wie 2016/17 aus, als die währungsbehördlichen Manipulationen weniger offensichtlich waren, wo aber ein paar watscheneinfache Vergleiche die Kundschaft kopfscheu machen können.

Zum Beispiel Vergleiche zwischen der Entwicklung des price of gold vom letzten Goldreport bis zum aktuellen (minus drei Prozent), sowie des S&P 500  (plus 15%), des DAX (plus 24%), der Immobilienpreise (plus sechs bis acht Prozent) oder gar mit Bitcoin (plus 349%).

Vor zwei Jahren noch konnte man meinen, es wäre eine todsichere Angelegenheit, in den Aufzug der Geldbasis einzusteigen und mit ihm in den letzten Stock zu fahren, in der beruhigenden Gewissheit im Fall der Fälle etwas Greifbares in Händen zu halten.

Pustekuchen.

Mittlerweile ist deutlich geworden, dass das so nicht vonstatten geht, jedenfalls nicht schnell genug für armselige Sterbliche mit einer Lebensspanne von ein paar Jahrzehnten.

Stöferle & Valek bringen es in ihrem Bericht in Wort und Bild ja selbst perfekt auf den Punkt: Die großen Zentralbanken haben ihre Bilanzsummen in den letzten zehn Jahren verdreifacht, was zwar nicht zu einer Verbraucherpreisinflation, aber zu einer Everything Bubble geführt hat.

Präziser: einer Everything Bubble mit Ausnahme von Gold und Rohstoffen.

Das ist eine Situation, in der es plötzlich sehr, sehr einsam wird um Gold- und Rohstoffbullen.

Man hat es – zumindest vorübergehend – geschafft, was vor gar so langer Zeit für unmöglich gehalten wurde: Die Kanalisierung der Zentralbankliquidität in gute und böse Vermögensklassen.

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Die geschilderte Einsamkeit ist ein prioritäres Ziel unserer säkulären versteckten Götter, der Finanzmarktmanager: Es geht ihnen darum, den Rindviechern einen Nasenring verpassen, an denen man sie durch die Manege ziehen kann, wo sie vielleicht sogar Männchen machen oder durch einen Reifen springen.

Denn viele Bullen können sich nicht wehren, weil sie selbst Gefangene des Systems sind.

Das behauptet ein in jeder Hinsicht macht- und mittelloser, aber unabhängiger Verschwörungstheoretiker.

Man muss diesem Blogger seine Verrücktheit nicht abnehmen, nur: Zu glauben, dass Papiergold (“XAU”) und andere Währungen erst von ihren Schöpfern freigelassen werden um sich danach nach Art der freien Märkte zu entfalten, ist noch ein Stückchen verrückter.   :mrgreen:

Die Währungsmärkte unseres Petrodollar-Systems für frei zu halten, ist so lange ziemlich gaga, als die Erzeuger der Währungen nach Gutdünken Schöpfergott spielen (und dabei auch noch ihre Helfeshelfer beaufsichtigen) dürfen.

Angebot und Nachfrage (durch legitime Marktteilnehmer) werden in diesen Systemen erst eine Rolle spielen, wenn z.B. die Schaffung neuer Währungseinheiten begrenzt wird (“Goldstandard”).

Passiert das nicht, kann’s auch gut sein, solang keine falschen Tatsachen vorgeschützt werden.

Sound money wäre nämlich auch eine Währung zu nennen, die gar keinen anderen Anspruch erhebt als dass sie ein vergängliches, der Inflation unterworfenes Transaktionsmittel ist.

Benötigt würde in einem solchen Fall freilich noch was anderes – etwas, das es erlaubt, wertstabile “Ersparnisse” zu bilden (die bei Bedarf für Investitionen zur Verfügung stehen).

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Womit die Sprache bereits auf das Interview mit Judy Shelton gekommen ist, das Stöferle und Valek für den Report geführt haben.

Die Shelton, eine Beraterin der US-Regierung, ist eine Befürworterin des Gold-Standards, eine Analystin, die 1989, als die Betroffenen das noch nicht einmal selbst wussten, geschrieben hat, dass die Sowjetunion demnächst crashen wird (“Gorbachev’s desperate pursuit of credit in Western financial markets”).

Klarerweise versuchen ihr die Interviewer zu entlocken, was sie über die Währungspläne der neuen Administration weiß – aber der Shelton ist klar, wie das Spiel läuft und sie hält ihr Blatt eng an die Brust.

Sie sagt absolut nichts, was einen direkten Rückschluss über den Stand der einschlägigen Diskussionen unter Trumps Goldman-Boys zulässt.

Aber wie ein guter Prediger die Heilige Schrift in- und auswendig kennt und diese gezielt einsetzt, ist nichts, woran sie erinnert oder was sie zitiert, zufällig.

Das gilt auch für einen angeblichen Sager des nunmehrigen Präsidenten, der in Trumps Ohren einfach nur gut geklungen haben  mag – der von seiner Umgebung aber als Marschbefehl verstanden wird (man sollte Trump diesbezüglich aber nicht unterschätzen; dass die Reservewährung auch ein Fluch sein kann, ist ihm bewusst).

Besagter Gedankengang geht laut Shelton so (eigene Übersetzung):

Präsident Trump glaubt an (wirklich) produktives ökonomisches Wachstum. Dabei geht es nicht darum, bereits reichen Investoren billiges Geld zu geben, mit dem diese die Finanzmärkte in die Höhe treiben (können). Er hat immer gesagt, dass er als (Immo)Developer Geld zum Nulltarif liebt; zugleich hat er aber anerkannt, dass das gegenüber der arbeitenden Bevölkerung extrem unfair ist, der arbeitenden Bevölkerung, die normale Bankkonten hat und die mit normalen Pensionen auskommen muss. ‘Die bekommen eins über den Schädel’, sagt(e) er. Es ist unfair gegenüber den normalen Leuten und es vergrößert die Einkommensungleichheit.”

Solche Aussagen sind für die Nutznießer des Cantillon-Effekts sicher auch Populismus:mrgreen:

Das alles kann, muss aber nicht auf einen Goldstandard hinauslaufen.

Ronald-Peter Stöferle, Mark Valek, In Gold we trust 2017.

Unabhängiger Journalist

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