Nachtrag zu Vermögensblasen: Gute und böse Bubbles, z.B. Gold

Die Zentralbanken haben in den vergangenen 100 Jahren gelernt, Asset Inflation zu schaffen, aber auch wie man diese steuert. Dabei wird nicht nur frisches Basisgeld von Gütern des täglichen Bedarfs weitgehend ferngehalten – das von den CBs gesteuerte System unterscheidet auch gute und böse Blasen. Gold gehört zur zweiten Kategorie. Der wohl wichtigste Grund ist, dass eine Goldblase die hier beschriebene koordinierte Entwertung der Fiat-Währungen sichtbar machen würde. Deshalb müssen die “Hüter der Währungsreserven” den Goldpreis auch “manipulieren”. NB zu persönlichen Finanzen.

In einem System, in dem eine Inflation nach herkömmlicher Definition kaum stattfindet und das keinen externen Maßstab wie Gold zulässt, ist die einzige Möglichkeit den Preis einer Fiat-Währung zu bestimmen, diese als Funktion einer anderen auszudrücken. Also zum Beispiel: Der Euro war vor eimem Jahr 1,10 Dollar wert, heute aber nur mehr 1,04 US-Dollar.

Oder: der US-Dollar war gemäß USDX vor einem Jahr “nur” 98 Zählerpunkte wert, heute weist der Index bereits 103 Zählerpunkte aus.

Auch das ist kein “objektiver” Maßstab, sondern ein künstliches Thermometer, das auf einem Währungskorb basiert, der aus sechs Fiat-Währungen zusammengebastelt wurde.

Der Dollar-Index – siehe zum Beispiel hier – besteht zu 57,6 % aus dem Euro, zu 13,6 % aus dem Yen, zu 11,9 Prozent aus dem Britischen Pfund, zu 9,1 % aus dem Kanadischen Dollar, zu 4,2 % aus der Schwedischen Krone und zu 3,6 % aus dem Schweizer Franken, siehe hier.

In einem solchen System, in dem die “Fallschirmspringer-Währungen” alternierend Basisgeld drucken, wird der “Wert” der US-amerikanischen Währung je nach Zeitpunkt der Messung stärker oder schwächer sein, die echte Kaufkraft des Dollar gegenüber Gütern und Vermögenswerten bleibt aber verborgen (wahrscheinlich werden die beteiligten Währungen mit vereinten Kräften micro gemanagt).

Der wahre Wert der Fiat-Währungen kommt erst zum Vorschein, wenn unsere formation skydiver unten angekommen sind und/oder das Preismanagement der “externen Messpunkte” versagt. Erst dann findet die lange erwartetete Hyperinflation auch in den Gebrauchsgütern statt.

Die Bewertung der Fiat-Währungen über Cross Rates, USDX etc.ist also eine Übung in Wahrnehmungsmanagement.

Die Nutzer besagter Währungen sollen bis zum Schluss nicht verstehen, wie ihr “Geld” debased, also verschlechtert wird.

Das ist klarerweise kriminell – obgleich es  formalrechtlich legal ist. Das ist in einem rechtspositivistischen Regime eben so (diese Gemeinsamkeit weisen etwa Nationalsozialismus und Demokratien heutigen Zuschnitts auf – nach den Nürnberger Rassegesetzen war es in Deutschland ja durchaus legal, Nicht-Arier zu diskriminieren).

Wahrnehmungsmanagement wird auch beim Gold betrieben. jenem “Rohstoff”, der sich wegen bestimmter Eigenschaften am besten mit Vermögenswerten vergleichen lässt.

Das gelbe Metall erscheint auf den Wirtschaftsseiten heute als Finanzgold, als Währung, die ein bestimmtes Austauschverhältnis zu anderen Fiat-Währungen hat. Es taucht nach ISO 4217 als XAU im System auf und bezeichnet dort z.B. den Preis einer Unze in US-Dollar (gegenwärtig 1.139 Dollar).

Währungshändler, die den weitaus überwiegenden Teil der Kunden z.B. der LBMA stellen, sind aber nicht daran interessiert, ihre XAU-Positionen in physisches Gold umzutauschen, wozu sie theoretisch befugt wären. Sie lassen sich eventuelle Gewinne in anderen Fiat-Währungen, üblicherweise Dollar, gut schreiben.

Der winzige Rest von Marktteilenhmern, die sehr wohl eine physische Lieferung möchten, muss aus dem realen Flow bedient werden, aus der jährlichen Minenproduktion von zuletzt 3.200 Tonnen sowie aus dem Rückfluss von Altgold bzw. dem Verkauf/Verleasen physischer Bestände durch “Private” und (Zentral)Banken.

“Black Box” physischer Markt

Hier beginnt ein Bereich grober Ungewissheit, der unter den heutigen Bedingungen auch nicht beizukommen ist. Dieses Nichtwissen bezieht sich auf den Fluss physischen Metalls, über den es keine verlässlichen Informationen gibt.

Es handelt sich um eine Black Box im Sinn der Systemtheorie, die durch offizielle Angaben über die jährliche Neuproduktion nicht wirklich transparenter wird.

Für die Beantwortung der wirklich ausschlaggebenden Fragen fehlen nämlich drei bis vier weitere Variablen (u.a. – wohl entscheidend – die reale Nachfrage nach physischem Gold).

Sogenannte Verschwörungstheoretiker nehmen an, dass diese reale Nachfrage das reale Angebot durch Neuproduktion, Recycling und normale Verkäufe weit übersteigt – doch viel eher als auf Konspirationismus gründet diese Annahme auf der trivialen Überlegung, dass die Nachfrage auch bei physischem Gold eine Funktion des Preises ist (das könnte theoretisch für das Giffen good Au nicht zutreffen).

Weil aber der Link zwischen Finanzgold und Lieferung von Physischem unbedingt so lange wie möglich erhalten werden muss,

  • müssen die Halter von realen Beständen überzeugt werden zu verkaufen oder
  • es muss Institutionen geben, die reales Gold verkaufen/verleasen, unabhängig davon wie hoch (niedrig) der erzielbare Preis ist.

Beim zweiten Punkt kommt ins Spiel, was man bei oberflächlicher Betrachtung tatsächlich unter Verschwörungstheorie rubrizieren könnte – dass nämlich die monetären Behörden aka Zentralbanken die Goldzurverfügungsteller in letzter Instanz sind, und zwar aus jenem Staatsgold, das gemäß der reinen Lehre eigentlich den Bürgern gehört

Das ist aus mehreren Gründen überhaupt nicht abwegig – u.a. weil die Zentralbanken (zusammen genommen) die größten Halter von physischen Gold sind (waren). Gemäß WGC verfügen alle Notenbanken der Welt zusammen über 32 Tonnen gelbes Metall, was 18 Prozent der oberirdisch vorhandenen (errechneten) Bestände entspricht (ein guter Teil davon ist real wohl nicht mehr vorhanden).

Das bedeutet, die Zentralbanken haben Gelegenheit, Motiv (“Finanzstabilität”) und die Mittel (physisches Gold) um den Bluff am Laufen zu halten.

Das Preismanagement des Papiergolds selbst geschieht mit Derivativen durch die BIS – siehe auch hier – oder über die Haberer der Zentralbanken in den Investmenthäusern.

Solange der physische Flow gesichert ist, stellt die Manipulation der Future-Märkte kein gravierendes Problem dar (gilt prinzipiell auch für Öl).

Technische Details dazu weiß z.B. Rob Kirby, der die Stabilität des beschriebenen Systems freilich seit Jahren unterschätzt und langsam wie eine kaputte Schallplatte klingt (Hauptproblem ist, dass die oben beschriebene Black Box auch für unabhängige Kenner wie Kirby nicht zu durchschauen ist).

Ist einmal Nachschub von physischem Material gesichert und kann der “Papierpreis” an den Märkten durchgängig gesteuert werden, sind alle Voraussetzungen gegeben um die Entstehung einer unerwünschten Goldblase zu verhindern.

Dass der Preis des aus diesen Operationen entstehenden Finanzgolds, der 24 Stunden am Tag berichtet (und der in den Kurslisten der Tageszeitungen abgedruckt) wird, kein Marktpreis von physischem Gold ist, stört niemanden mehr.

Echte Unzen sind in kleinen Mengen beim Edelmetallhändler an der Ecke zu erwerben – was der einzige für die allgemeine Öffentlichkeit beobachtbare Preis für Physisches ist. Deshalb wird Finanzgold fälschlicherweise für physisches Edelmetall gehalten – Folge eines Taschenspielertricks, der die Entwicklung einer Blase für echtes Gold verhindert.

Nachbemerkung, 28.12., 13.00 Uhr: Weil sich ein paar persönliche Bekannte ein bisschen besorgt und ein bisschen schadenfroh über die ausbleibende Goldblase in Zusammenhang mit meinen persönlichen Finanzen erkundigt haben – ich bin so und wäre auch im gegenteiligen Fall nicht nennenswert betroffen.

Hab halt prinzipiell was gegen Betrugsgeldwesen.

Ist aber Geschmackssache, man kann auch für Bubble-Geld sein. Nur sollte man dann konsequent bleiben und nicht Ach und Weh und Einkommensschere schreien, wenn andere an Aktien verdienen oder auf sich aufblähenden Immobilienwerten sitzen.

 A propos, mein Ohr juckt. Würde jetzt wieder zulangen..

Unabhängiger Journalist

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