Die Moskauer Staatsanwaltschaft hat fünf Verdächtigen um den Tschetschenen Saur Dadajew den Mord an dem russischen Oppositionspolitiker Boris Nemzow zur Last gelegt. Die Anklage erfolgte nach Artikel 105 des russischen Strafgesetzbuches, also wegen Auftragsmords. Die russische Opposition und die westlichen Putin-Kritiker müssen zufrieden sein. Damit ist, glauben sie, der Weg frei, um die Hintergrundmächte der Untat zur Verantwortung zu ziehen. Hoffentlich fallen sie nicht vor Schreck vom Stuhl, wenn sie diese serviert bekommen.
Was soll das, hatten die Kritiker unmutig protestiert, als Mitte März angedeutet wurde, dass die Verdächtigen nur eines einfachen Mordes, also eines Mordes aus eigenem Antrieb angeklagt werden sollten: Das ist wieder einmal typisch, sagten sie gewissermaßen. Diese Banditen haben doch ganz klar Unterstützung aus dem Machtapparat gehabt ! Siehe zum Beispiel hier:
Konkret, hieß es, hätten die Mörder zur Bande des tschetschenischen Staatspräsidenten Ramsan Kadyrow, eines Putin-Freundes gehört.
Weil sich die russische Justiz offenbar nicht nachsagen lassen will, politische Freunderl zu beschützen, hat sie jetzt die Weichen für einen Prozess gelegt, bei dem auch ausgiebig nach den Hintermännern der Bluttat geforscht werden wird.
Es steht also zu erwarten, dass während des Prozess die aus westlicher Sicht richtigen Hintermänner ans Tageslicht gezerrt werden – also Kadyrow und seine Spießgesellen !
Nur wenn’s ganz, ganz blöd hergeht, hängt man die Geschichte Adam Osmajew an, einem in der Ukraine lebenden Exil-Tschetschenen und echten Dschihadisten. Dieser Mann ist sozusagen ein persönlicher Feind von Wladi dem Schrecklichen.
Bei einem Staatsbesuch wollte er gegen diesen ein Attentat verüben – flog aber auf und landete im Gefängnis. Nach dem Umsturz vor einem Jahr konnte Osmajew aber entfliehen. Vor ein paar Wochen wurde er sogar Kommandant des Dudajew-Battalions, eines an der Seite Kiews kämpfenden tschetschenischen Freiwilligen-Verbands.
Dieser Osmajew, tröpfelt es nun in unregelmäßigen Abständen aus dem FSB, sei der eigentliche Auftraggeber des Nemzow-Mords gewesen. Osmajew hat das natürlich dementiert (und klar doch: Leute wie er machen sowas nicht).
Doch wie auch immer – lassen wir uns vom Prozess überraschen ! Das Gericht wird schon Recht sprechen.
Putin meinte ja von Anfang an, die Sache sei eine Provokation gewesen, also etwas, das man im Westen einen false flag-Anschlag bezeichnet. Also eine Gewalttat, die begangen wird, um die Gegenseite anzuschwärzen.
Aber wer ist schon Putin? Es war die internationale Gemeinschaft, die Welt, die verlangt hat, die Drahtzieher aufzudecken. Das Moskauer Gericht wird nichts anderes tun als diesen Forderungen nachkommen.
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