Das Sonnen-Problem Kaliforniens

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U.S. Energy Information Administration, California Independent System Operator (CAISO)

Sunshine state Kalifornien weist spektakuläre Zuwachsraten in der Photovoltaik auf. Dummerweise handelt es sich um intermittenten Strom, der dann im Überfluss anfällt, wenn er am wenigsten gebraucht wird. Möglichkeiten zur Speicherung sind nach wie vor begrenzt. Ohne Gas geht nix..

Folgende Darstellung gründet sich hauptsächlich auf zwei Texte der “energieskeptischen” Bloggerin Alice Friedemann.

Wind and solar need natural gas to balance intermittent, variable, and seasonal power und

California could hit the solar wall.

Nun könnte man sich damit trösten, dass es sich bei der Frau um eine “Verrückte” handelt, die ein exzentrisches Interesse an dampfgetriebenen Traktoren und Kacke als Dünger entwickelt hat.

Damit würde man es sich aber zu leicht machen.

Die Autorin ist exzellent informiert, kommt in zentralen Fragsestellungen allerdings zu Ansichten, die denen der “Spezialisten” in Politik und Energieerzeugungsindustrie entgegengesetzt sind.

Könnte das daran liegen, dass Leute wie sie kein wie immer geartetes Interesse daran haben, ihre Erkenntnisse zu behübschen?

Noch etwas übrigens. Eine Leserin dieses Blogs hat mir vorgeworfen, nichts Neues zu bringen, sondern nur “abzuschreiben”.

Ferner hat sie gemeint, Englisch und Grundrechenarten habe sie selbst in der Schule gelernt, weswegen sie auch selbst lesen könne.

Darauf kann ich nur zweierlei antworten: Das stimmt teilweise und ist dem Umstand geschuldet, dass Erlesenes in vielen Fällen relevanter ist als selbst recherchierte lokale Information. Die zweite Antwort lautet: Hoppauf!

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In ihrem soeben erschienenen Text zeigt Friedemann, gestützt auf eine Veröffentlichung der EIA, wie stark der kalifornische  Netzbetreiber CAISO auf mit Gas betriebene thermische Kraftwerke angewiesen ist, die nachmittags und abends den ausfallenden Solarstrom ersetzen (ferner wird zunehmend Elektrizität aus anderen Landesteilen importiert).

Kalifornien hat einen Großteil seiner Potenziale für die Wind- und Wasserkraft (v.a. Pumpspeicher) bereits ausgebaut oder wird das in naher Zukunft erreicht haben – für die Erzeugung von Strom durch PV gibt es aber noch reichlich Hoffnungsgebiete.

Wenn der Solarboom weiter geht wie “gesetzlich angenommen”, wird Kalifornien 2030 zur Tagesmitte mehr Strom nur durch Photovoltaik produzieren als es benötigt.

Das kann sich für die Netzstabiität freilich zu einem echten Problem auswachsen (Überproduktion).

Im bereits vor einem Jahr auf energysceptic.com erschienenen Artikel berichtet die Bloggerin über die Bemühungen, einen “Zusammenstoß mit der Solar-Wand” zu vermeiden, der sich paradoxerweise aus zu viel Solarstrom untertags und zu wenig ab der Nachfragespitze am späten Nachmittag zu ergeben droht.

Darüber zerbricht man sich u.a. im MIT, aber auch in Stanford den Kopf.

An ein zur Gänze erneuerbares Netz glaubt die Friedemann nicht, weil dies weitere Beiträge von nicht-intermittenten renewables erfordern würde, die in keiner Weise absehbar sind (natürliche und technologische Grenzen sowie welche des Raumverbrauchs; die Batterien seien heute nicht viel besser als vor 210 Jahren).

Darüber hinaus – und dazu hat die Frau in ihrem 2015/16 erschienenen Buch pontifiziert – benötigen Bau, Wartung und Ersatz dieser Solaranlagen Versorgung mit einem (flüssigen?) Transporttreibstoff wie Diesel.

Womit man als Nachfrager bereits beim Elefanten im Wohnzimmer angelangt wäre: Wer oder was, bitteschön, ersetzt die verbleibenden 75 Prozent des kalifornischen Endenergieverbrauchs?

Unabhängiger Journalist

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