Der General im Lobby-Sumpf

Der unter mysteriösen Umständen zurückgetretene erste Sicherheitsberater der Regierung Trump, Michael Flynn, hat als Privatmann gut 500.000 US-Dollar indirekt vom türkischen Staat erhalten um für die Auslieferung des in den USA lebenden islamischen Predigers Fetullah Güllen zu lobbyieren. Dieser zum Todfeind mutierte einstige Weggefährte des türkischen Präsidenten Erdogan gilt als Intimus der “Clinton-Welt”.

Das Geschichten-Fragment, das der Mainstream seinen Lesern erzählt, ist extrem interessant:

Der erste Sicherheitsberater der Administration Trump hat offiziell gemacht, er bzw. eine von ihm kontrollierte Firma habe von einem niederländischen Unternehmen im Dunstkreis des türkischen Präsidenten 530.000 US-Dollar bekommen um für die Auslieferung von Fetullah Güllen an die Türkei zu lobbyieren.

Diese Information liefert das erste einigermaßen nachvollziehbare Motiv, warum der General nach gerade drei Wochen Amtszeit gehen musste. Wer einen Sumpf trocken legen möchte, kann sich keinen Sicherheitsberater leisten, der als Sumpfbewohner identifiziert werden kann.

Wenn auch kein Gesetzesverstoß begangen wurde und das behauptete Nichtwissen Trumps wenig glaubwürdig klingt – die “Optik” des Flynn-Engagements durch die Inovo BV ist ziemlich schief.

Und dass Flynn die politische Zeitung The Hill, wo er einen Anti-Güllen-Kommentar verfasste, nicht über den Auftrag informierte, war wenigstens ein Verstoß gegen die guten Sitten.

Jedoch.

Hinter der Causa steckt offenkundig mehr als das unter den zahlreichen PR-Firmen übliche 08/15 influence peddling. Hier ging und geht es um hohe Politik, globale Geostrategie und Geheimdienste.

Flynn war zum Zeitpunkt seines Engagements für jeden ersichtlich die letzte Person, die man heuern würde um die scheidende Administration Obama oder auch eine künftige Administration Clinton gewogen zu stimmen.

Warum also hat Erdogan dieses Geld “investiert”? In Erwartung eines Wahlsiegs Trumps – mit dem zu diesem Zeitpunkt kein Mensch ernshaft rechnen konnte?

War es eher ein mit überschaubaren Kosten verbundner hedge für den unwahrscheinlichen Fall, dass Trump am 8. November die Wahl doch gewinnen würde?

Eins war und ist jedenfalls klar: Güllen gehört in das Umfeld der Stiftung der gescheiterten Präsidentschaftskandidatin Clinton, siehe z.B. hier. Seine angebliche CIA-Affiliation ist freilich nie gerichtsfest beweisen worden.

Unabhängiger Journalist

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