Der Konter eines “Ölfetischisten”

Manchen kann das Ende des Ölzeitalters gar nicht schnell genug gehen. Es sind romantische Gemüter, die sich der Einsicht verweigern, dass es bis dato keinen auch nur annähernd vollwertigen Ersatz gibt. Eher über kurz denn über lang wird sich ihr Sehnen erfüllen.

Leute dieses Schlags halten Erdöl für einen Fluch, den unsere Zivilisation so schnell wie möglich loswerden sollte; letztere vergleichen sie gerne mit einem Trunkenbold, der nach einer Entwöhnungskur gesünder und besser leben könnte als vorher.

Typischerweise sind das Personen, die noch nie mit einer Kettensäge einen Baum gefällt und entastet oder mit einem Gabelstapler schwere Paletten in ein Hochregal gehoben haben. Oft sind sie in Berufen tätig, die nur in einer komplexen Gesellschaft mit hoher Arbeitsproduktivität existieren können.

Hier ist ein kurzer Text über den Energieinhalt des schwarzen Golds. Die Frage, die dem Text zugrunde liegt, war, ob ein Barrel eigentlich (die damals verlangten) 100 Dollar wert ist. Auszüge:

“Hätte ein Pferd eine Vierzigstundenwoche (acht Stunden am Tag, fünf Tage die Woche, 50 Wochen im Jahr) würde es ein Jahr arbeiten müssen, um die Energie eines Barrels Öl zu produzieren. (…) Ein fitter Erwachsener kann nachhaltig etwa ein Zehntel einer Pferdestärke entfalten. Daher würde ein Mensch mehr als zehn Jahre (physisch) arbeiten müssen um es (dem Energieinhalt von ) einem Fass Öl gleichzutun.”

“In elektrischen Einheiten ausgedrückt entspricht ein Barrel 1.700 Kilowattstunden.” (Das ist etwa der halbe Jahresverbrauch eines durchschnittlichen westeuropäischen Haushalts).

Es hat in der bisherigen Geschichte keinen auch nur annähernd so mächtigen und kompakten Energieträger wie diesen gegeben. Leute, die einem freiwilligen Verzicht auf Erdöl das Wort reden, sind entweder bereit, es den frühchristlichen Eremiten in ihren Erdlöchern gleichzutun – oder sie wissen nicht, wovon sie reden.

II

“Du verkündest die Botschaft von ‘Big Oil’. Exxon und Shell scheffeln mit ihren Geschäften Milliarden und lassen die Politiker tanzen wie die Puppen. Du hilfst ihnen dabei – nimmst du eigentlich Geld dafür ?”

Exxon und Shell produzieren etwas Nützliches, mit dem Mehrwert geschaffen werden kann. Im Gegensatz zu Produzenten von, sagen wir: Kriegsgerät. Und ja: die genannten Unternehmen sind sehr einflussreich und machen im Regelfall Milliardengewinne (bei Umsätzen im dreistelligen Milliardenbereich !).

Westliche Multis wie diese spielen aber längst nicht mehr die erste Geige. Die bestimmenden Kräfte sind heute die nationalen Gesellschaften aus dem Mittleren Osten, Russland sowie von einem Dutzend ölreicher Staaten.

Forbes hat ein Ranking der 20 größten Firmen 2013 erstellt. Unter den ersten 15 rangieren fünf westliche Transnationale: Exxonmobil (4), Shell (6), Chevron (9), BP (11) und Total (12).

Diese produzieren zusammen 18,5 Millionen Barrel Öläquivalente pro Tag. Mindestens ein Viertel davon ist Erdgas – bleiben etwa 14 Millionen Fass Rohöl.

14 Millionen aus einer Weltproduktion von 85 Millionen Barrel. Die genannten Ölmultis halten daher (“upstream”) nur einen Marktanteil von zusammen nur 16 oder 17 Prozent.

Übrigens: Sollte eine dieser Gesellschaften überflüssiges Geld loswerden wollen – dieser Blog nimmt gerne Spenden entgegen. Als Gegenleistung kann versprochen werden, dass garantiert keine Rücksicht auf geschäftlichen Interessen des Sponsors genommen wird.  :lol:

 

 

 

 

 

 

 

Unabhängiger Journalist

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