Energiegeschichte aus Sicht eines akademischen Erneuerbaren-Fans

cover_penna_energy_flowsEin emeritierter Umwelthistoriker aus Boston lässt die Energieflüsse der Menschheitsgeschichte Revue passieren. Während der geneigte Leser mit den Abschnitten über das organische und das mineralische Energieregime gut bedient ist – man erfährt fast alles, was  man bereits bei Václav Smil gelesen hat – ist bei den Teilen III und IV Vorsicht angebracht. Diese Abschnitte thematisieren heutige erneuerbare & alternative Energien und widmen sich vornehmlich dem Aufblasen sündteurer Luftnummern.

Im Teil über das “organische Energieregime” beschäftigt sich Penna mit den Bio-Konvertern Essen, Futter und Feuer-Holz, beginnend bei paläolithischen Jägern und Sammlern, die das Feuer entdeckt haben,

über die Erfindung der Agrarwirtschaft in der Jungsteinzeit, Tierzucht & tierische Traktionsenergie bis hin zum überlebensförderlichen Heizen mit Holz. 

Das zweite Unterkapitel des ersten Teils ist historischen Arten der Energiegewinnung aus Wind und Wasser gewidmet.

Pennas zweiter Teil kreist um das “mineralische Energieregime”, worunter Kohle, Öl, Gas und Kernspaltung verstanden wird.

Der dritte Abschnitt schließlich thematisiert das “erneuerbare Energieregime”. Begonnen wird mit der Stromerzeugung aus Wasser, fortgesetzt mit zeitgenössischer Sonnen- und Windkraft.

Hier berichtet der Autor über beispiellos rasches Wachstum und wirft ein paar unvorstellbar groß klingende Zahlen in die Runde.

Wie in diesen Kreisen üblich, handelt es sich freilich um installierte Kapazität, die erfahrungsgemäß nur wenig mit realer Stromerzeugung zu tun hat.

Aufmunternd ist immerhin, dass die Welt jedes Jahr gratis 885 Millionen Terawattstunden von der Sonne bekommt (die der gute Mann aus irgendeinem Grund für die einzige Sonne unserer Galaxie hält).

Da wär’ es doch gelacht, könnte man aus diesem Überreichtum nicht ärmliche 60 Terawattstunden abzweigen – und schwupps, hast du’s nicht gesehen, schon hat jeder der demnächst zehn Milliarden Erdenbewohmer ein bisschen Strom zur Verfügung.

Covering a landmass equivalent to the size of Texas with state-of-the-art solar panels in 2050 will provide that few kilowatt-hours each day to the entire world’s population.” (xx)

Dummerweise gibt’s noch jede Menge institutionelle und ökonomisch motivierte Widerstände, die einen Durchbruch verhindern, sodass die Solarenergie bisher nur ein Prozent der weltweiten Primärenergie ausmacht.

Zusammen mit dem Windstrom macht Solar freilich schon 5,5 Prozent der Elektrizitätserzeugung aus (die wiederum etwa einem Viertel des Primärenergiekonsums entspricht, Agrikultur natürlich nicht mitgerechnet).

Der vierte Teil von Pennas Buch ist Brennstoffzellen und Batterien gewidmet, die die THG-Emissionen verringern (sofern man richtig rechnet    :mrgreen:    ).

Folgt man Penna, gibt’s heute weder ein Intermittenzproblem mehr noch sind erwähnenswerte Speicherprobleme bekannt.

Wie viele seiner Zeitgenossen glaubt auch dieser Autor noch an die Energie-Zahnfee, würde Steve St.Angelo ätzen.

Anthony N. Penna, A History of Energy Flows: From Human Labor to Renewable Power. 2020

Unabhängiger Journalist

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