Der Wahlkampfslogan des ÖVP-Spitzenkandidaten Othmar Karas lautet: “Weil ich Österreich liebe, arbeite ich für ein besseres Europa.”

Das ist nicht besonders originell, aber ein Wahlspruch, der es in sich hat – wenn er von jemandem kommt, der seit 20 Jahren an führender Stelle beigetragen hat, dass “Europa” heute so ist, wie es ist.

Folgend eine kurze Übersicht über den Karriereweg des Niederösterreichers:

1995 – 1999: ÖVP-Generalsekretär. Karas hatte diesen Schlüsseljob in der kleineren Regierungspartei in jenem Zeitraum inne, den ich in meinem Text im 11. Kapitel als “Das Kidnapping” bezeichne. Das sind jene Jahre, in denen SPÖ und ÖVP die Zweidrittelmehrheit bei der Volksabstimmung 1994 dazu missbraucht haben, die Neutralität faktisch abzuschaffen und den Österreichern gegen ihren Willen eine andere Währung zu oktoyieren.

Seit 1999 ist Karas Abgeordneter im Europäischen Parlament. Er sitzt von Anfang an im Präsidium der Europäischen Volkspartei (EVP), des europäischen Zusammenschlusses der christdemokratischen Parteien. Von 2004 bis 2011 ist Karas EVP-Vizepräsident und seit 2012 Vizepräsident des Europäischen Parlaments.

Die EVP ist seit 1999 mit die größte Fraktion im Europäischen Parlament. Die EVP ist mit den europäischen Sozialdemokraten durch ein Generationen übergreifendes informelles Abkommen verbunden, über das sich diese beiden Parteien Ämter und Würden zuschanzen. Die EVP stellt derzeit 265 Abgeordnete im EU-Parlament und 13 Mitglieder in der Kommission Barroso II. Der Kommissionspräsident entstammt übrigens ebenfalls der EVP.

Karas ist auch Mitglied des informellen Regierungsgremiums in der EU, das ich im 4. Kapitel als “kollektive Führung” bezeichne. Diesem Bonzen sollen die Wähler glauben, dass er “für ein besseres Europa arbeitet”!