“Am diffusen Denken scheitert die Welt”, befindet Konrad Kustos auf Geolitico. In seinem unterhaltsam zu lesenden jüngsten Stück spottet er über die kognitive Dissonanz der Hillary-Clinton-Feinde im Internet, die Donald Trump jetzt angeblich alle cool finden, diesen “amerikanischsten aller Amerikaner”. Kustos macht das zum Aufhänger seines Texts.
Doch die meisten der angeführten Beispiele für vereinfachendes Denken und falsche Gewichtung stammen aus dem Karneval der Politischen Korrektheit, die mit einer von A bis Z gefakten Mythenstürmerei fusioniert hat.
Die wabernden Formulierungen und Talimiglanz-Geschichten von Gutmenschen und ihnen zuzuordnenden Lobbyisten, über die sich Kustos lustig macht, sind allgegenwärtig – so sehr, dass einem dieser Unsinn gar nicht mehr auffällt.
Mehr öffentliche Sicherheit durch durchgehende LED-Beleuchtung der Bürgersteige? Spuren von tierischen Fetten in Geldscheinen? Organisationspsychologen für Rauschgifthändler?
Es gibt nichts, was nicht ernst genommen werden müsste oder Anlass für Aufregung bieten könnte – wenn nur Politicos drüber schwadronieren oder die Medien berichten können. Das ist die Sorte von Aktualität, auf die Priesterseminaristen und Volkshochschulkursabsolventen im späteren Berufsleben nicht verzichten dürften.
Die dabei geschaffenen Themen, steht zu befürchten, sind jenen Fakten, denen nach Meinung unseres Politgesindels gefälligst Tribut zu zollen ist. Im offiziellen Diskurs ist so etwas jedenfalls nicht als postfaktisch zu verstehen.
Ein spezielles Kleinod hat Konrad K. bei der Fachtagung der Deutschen Aids-Stiftung über die „Sexualgesundheit Geflüchteter“ zutage gefördert.
Das Motto der Veranstaltung lautete „Aufklärung führt zu erfolgreicher Integration“. Wenn der gute alte Oswalt Kolle noch mitbekommen hätte, dass das so einfach ist. Abgesehen von der Diktion in bester SED-Tradition („ Siegreich zum …“) und der sinnlosen Wortkosmetik, die aus Migranten nun nicht mehr „Flüchtlinge“, sondern „Geflüchtete“ macht, erschüttert allein die Dämlichkeit, mit der die versammelten Doktoren sich des Themas widmen sollten.
Nicht etwa, dass Aufklärung bei der Integration helfe oder Teil eines großen Arsenals von Notwendigkeiten sei, wird zur Parole gemacht, sondern die Unterstellung, mit Sexualerziehung könnte die gesamte Integration gewuppt werden.”
Um den letzten Satz zu ergänzen: Nicht, dass Sexualpolitik in diesem Zusammenhang nicht beachtlich wäre. Das ist sie in hohem Ausmaß und die ersten, die das ahnen, sind die Ausrichter dieser Fachtagung – deren gesamter Lebensunterhalt an der aktuellen staatlichen Sexualpolitik hängt.
Die doppelte Pointe, die nach einem Kommentar von Akif Pirinçci geradezu schreit, ist halt nur, dass die Geflüchteten den traditionellen Fördernehmern schon jetzt die Haare vom Kopf fressen – und zweitens, dass sie auf die Zwangsvorstellungen der pensionsberechtigten und nicht pensionsberechtigten Oswalt-Kolle-Fans scheißen, pardon.
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