Isolationistischer Silberrücken-Gorilla – Zur neuen US-Agenda

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Männlicher Silberrücken-Gorilla

Die hundertjährige Bewährungsprobe des liberalen Interventionismus ist abgelaufen und in den USA ist ein Mann Präsident geworden, der von den Gutgesinnten als Alpha-Tier einer afrikanischen Gorilla-Horde gezeichnet wird. Diese Primaten sind aber stark und intelligent (womöglich mehr als ihre Kritiker). Sie werden anders vorgehen als ihre Vorgänger, die kultivierten und verschlagenen Rhesusäffchen. NB zur verdeckten Anti-Empire-Strategie DJTs.

Dabei werden manche Beobachter, die eine Fortsetzung des Imperiums der Rhesusaffen erwarten, ihre blauen Wunder erleben.

Nicht dass die Weltordnung Trumps, Putins und Xis weniger brutal wird – sie wird nur anders brutal.

Dass der Trunkenbold vom Berlaymont und seine Freunde dies- und jenseits des Atlantiks weiterhin die putzigen Makaken bevorzugen würden, zählt elf.

Sie werden mit dem Gorilla leben müssen – und der Alpha-Affe wird lernen müssen an sich zu halten, auch wenn Journos wieder mal Äpfel mit Birnen vergleichen, z.B. die Inauguration eines Lieblings des vorwiegend schwarzen Washington mit jener eines weißen Champions aus dem “Mittleren Westen” (gemäß Stimmanteilen/Sympathien).

Pressefreiheit beinhaltet auch die Freiheit schiefe Vergleiche anstellen zu dürfen.

Natürlich kann noch kein Mensch sagen, was Trump außenpolitisch vorhat, aber aus meiner Warte sieht es so aus, als würde DJT von jenem Script abweichen, nach dem die US-amerikanischen Präsidenten seit dem Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg gehandelt haben (“Feldzug der Friedliebenden”). siehe auch hier. (In den ersten beiden Jahrzehnten nach Woodrow Wilson schien das durchaus noch offen).

Danach sah die Welt FDR und Harry Truman, Eisenhower und JFK, Lyndon Johnson und Nixon, Ford, Carter, Reagan, Bush sr., Bill Clinton, Bush jr. und Obama.

Die waren alle mehr oder weniger liberale Internationalisten (Reagan und letztlich auch Bush jr. mögen konservative Internationalisten gewesen sein).

Internationalisten und/oder Globalisten waren sie allemal und das traf auch im irrelevant gewordenen alten Kontinent sieben Jahrzehnte lang auf begeisterte Zustimmung

Die Angst der EU vor dem Ende des Petrodollars

Die dort regierenden liberalen Eliten haben sich – wie der russische Außenminister richtig festgestellt hat - 2016 offen in den US-Wahlkampf zugunsten der Clinton eingemischt.

Diesen europäischen Politicos war offensichtlich klar, dass sie sich ohne entsprechenden Schirm aus Übersee nur schwer würden halten können und deswegen macht sie der Trump-Sieg bis heute so perplex (“liberal” ist hier übrigens nicht im Wortsinn zu verstehen; die Genannten sind etwa in dem Maß liberal, in dem unsere Migranten Flüchtlinge sind; die Differenz lässt sich ohne weiteres argumentieren).

Das heutige Europa, EWG-EG-EU, waren seit Beginn Kreatur des liberal-konservativen Dollar-Imperiums, so wie der Euro ein Derivativ der US-Währung war/ist.

Das alles hat historische und politisch-systematische Gründe. Das beginnt beim Zweiten Weltkrieg und zieht sich bis zum politischen Funktionalismus der europäischen Gründerväter. Dieser unterscheidet sich nicht allzu stark vom liberalen Internationalismus.

Ob ein liberal-konservatives US-Imperium ohne Petrodollar zu bewerkstelligen ist, scheint zweifelhaft – und wahrscheinlich wird Trump seine Wahlversprechen gar nicht umsetzen können, solange der US-Dollar Leitwährung ist. Die USA werden zur einfachen Großmachtpolitik zurückkehren. 

Sie scheinen in jedem Fall vor Kraft zu strotzen - im Vergleich mit “Europa” verfügen sie über eine günstigere geostrategische Lage, eine bessere Energiesituation und ein stärkeres Militär.

Die USA könnten auch ohne Petrodollar & Co. groß wie ein Gorilla werden bzw. würden dies bleiben. Bei “Europa” ist das nicht so sicher.

Literatur:

Henry R. Nau, Conservative Internationalism. Armed Diplomacy Under Jefferson, Polk, Truman, and Reagan.2013

Tom Streissguth Lora Friedenthal Jennifer L. Weber, Ph.D, Key Concepts in American History Isolationism.2010

Beate Jahn, Liberal Internationalism. Theory, History, Practice.2013

Bild: Raul654, by CC-BY-SA-3.0, Wikimedia Commons

Nachbemerkung, 22.1.2017, 22.10 Uhr: Nein, Donald Trump hat nicht angekündigt, einen isolationistischen außenpolitischen Kurs einschlagen und das liberale Empire beenden zu wollen.

Eine solche Ankündigung wäre wohl auch ein bisschen viel verlangt.

Das ist etwas, was ich aus DJTs Stellungnahmen und diversen Analysen erschließe – sowie aus gewissen Parallelen seiner Politik zu jener der Isolationisten vor dem Zweiten Weltkrieg. Außerdem gehe ich wirklich davon aus, dass es einen curse of the reserve currency für die Realwirtschaft gibt – siehe oben.

Wenn Trump der Meinung ist, mit proaktivem Handeln einen letztlich unvermeidbaren Schaden abmildern zu können, lässt sich so ein Vorgehen sogar als “patriotisch” qualifizieren.

Unabhängiger Journalist

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