Jonathan Safran Foer, ein stilistisch hoch stehender Zulieferer der Klimakatastrophisten in den Redaktionsstuben, engagiert sich für die Rettung des Planeten mit Karotten & Erbsen. In seinem grad erschienen We are the Weather macht die schriftstellerische Nachwuchshoffnung der vergangenen 15 Jahre die Tierlandwirtschaft für die angeblich bevorstehende Klimastastrophe verantwortlich. Das postmodische Literaten-Gigerl versieht aber nicht die “industrielle Agrikultur” mit einem Fragezeichen, sondern die neolithische Revolution vor 10.000 Jahren.
“The four highest-impact things an individual can do to tackle climate change are eat a plant-based diet, avoid air travel, live car-free, and have fewer children. Of those four actions, only plant-based eating immediately addresses methane and nitrous oxide, the most urgently important greenhouse gases.”
Die Zahlenbasis der Safran-claims ist eine Art neuer Kohlendioxid–Buchhaltung, die versucht, die bisher dominierende Sichtweise abzulösen.
Bei diesem “Revisionismus” scheint es nicht um eine fundamental andere Rechenweise zu gehen, sondern eher um eine deutliche klimapolitische Akzentverschiebung.
Im Zentrum des künftigen Aktionismus, wünscht man sich von dieser Seite, soll nicht mehr die Kritik an der Verbrennung fossiler Treibstoffe durch Motoren stehen, sondern die Erzeugung von Treibhausgasen via Landnutzungsänderungen durch “westlichen Lifestyle”, speziell wg. der Fleisch-Diät
(was unter den jugendlichen Altlasten des westlichen Systems, den Generationen seit den Millenials, natürlich rasend populär werden könnte).
Nach der vom besprochenen Autor verwendeten Zählweise sind mehr als die Hälfte der heutigen Treibhausgas-Emissionen direkt oder indirekt Konsequenz der Fleisch-Produktion – weswegen die “Rettung des Planeten beim (westlichen) Frühstück” beginnen soll, sozusagen mit einem Verzicht auf Ham oder Bacon & Eggs (und natürlich auch auf die Eier).
“Revisionistische” CO2-Buchhaltung
Dieser Blogger, der über die herkömmlichen CO2-Metriken im Wesentlichen informiert ist, hat sich mit den neuen Kalkulationen bisher noch nicht auseinandergesetzt, auch deswegen, weil er die zugrunde liegende gesamte Theorie für höchst fragwürdig und für das politisch erwünschte “Framing” eines anderen Problems hält (siehe unten).
Der naturwissenchaftliche Kern des (bisherigen) CO2-Warmismus ist für ihn nicht nachvollziehbar, ein bisserl auch wegen mangelnder atmosphärenphysikalischer und “programmiererischer” Vorkenntnisse (es geht vielfach um “Beweise” mit Computermodellen).
Neben etlichen anderen Aspekten ist u.a. unklar, woher der viele “mineralisch” bzw. in abbaubaren Kohlenwasserstoffen gebundene Kohlenstoff kommen soll, der nach Meinung der IPCC-Experten in die Luft geblasen werden wird (siehe Jean Laherrère unten).
Es ist auch absurd zu behaupten, dass 99 (oder nur 97) Prozent aller Wissenschafter dem CO2-Warmismus beipflichteten oder dass die zweifellos bestehende Befürworter-Mehrheit durch ernsthafte und unabhängige Prüfung der Fakten zustande gekommen sei
(diesem Blogger sind übrigens etliche hoch karätige Naturwissenschafter bekannt, die diese Theorie anzweifeln – dies aber nicht offen tun. um nicht Opfer von Repressalien zu werden).
Die CO2-Theorie des Klimawandels laboriert jedenfalls an einer Reihe konkreter Probleme und ist á la longue vermutlich nicht haltbar – Zehntausenden “voll überzeugter Journos & AHS-Lehrer” zum Trotz;
und entgegen der politisch dekretierten Wahrheit einer “Weltgemeinschaft”, die zu 90 Prozent aus Akteuren besteht, die aus einer solchen Theorie ausschließlich oder hauptsächlich zu gewinnen haben (nämlich alle mit Ausnahme der früheren Annex I-Staten).
Mein Wunsch mich mit der CO2-Theorie “systemimmanent” auseinanderzusetzen wird auch nicht gerade dadurch befeuert, dass in diesem Gedankengebäude der Einfluss der Sonne auf das Klimageschehen mit fast Null angegeben wird.
Das ist, Entschuldigung, prima facie bekloppt.
Falsche Metriken & Arithmetiken
Wenn es sich beim CO2-Warmismus aber um eine dekretierte Wahrheit handelt, die szientifisch nicht haltbar ist, scheint die Befassung mit deren Metriken und Arithmetiken nur wenig sinnvoll
- allenfalls nur um “immanent Kritik üben zu können”, sozusagen innerhalb der Logik einer falschen Theorie.
Das würde freilich nicht zwangsläufig bedeuten, dass die naturwissenschaftlich unhaltbare Theorie “frei erfunden” ist.
Sie könnte einen “ganz anders gearteten wahren Kern haben”, ähnlich wie bei vielen Sagen, die natürliche Phänomene zu geisterhaftem Treiben ausgestalten.
Das ist bei der CO2-Theorie der Fall, deren wahrer Kern eine krasse energetische Knappheitssituation am Ende des “fossilen Zeitalters” ist.
Diese Ära hat dafür gesorgt, dass sich die Weltbevölkerung in den vergangenen 200 Jahren verachtfachen konnte.
Sobald sich dieser Energiereichtum nun verflüchtigt, steht zu befürchten, entzieht das Milliarden Menschen die Überlebensbasis – abgefedert höchstens durch technischen Fortschritt und das “veränderte, kontrolliertere Verhalten Heutiger”.
Teilweise Rückabwicklung der jungsteinzeitlichen Revolution
Es gibt unter der Oberfläche einer falschen Theorie möglicherweise aber sehr wohl ein enormes Menschheitsproblem.
Eine existenzielle Kalamität, potenziell für die gesamte Spezies.
Die “Problemlösung” dafür kann in dieser Perspektive über die teilweise Rückgängigmachung der jungsteinzeitlichen Revolution erfolgen, als in ganz Europa nur ein paar Millionen Menschen lebten (heute sind es je nach Zählweise 500 bis 700 Millionen).
Dabei wurden diese Menschen nicht nur sesshaft, ihre Ernährungsbasis wurde völlig verändert.
Zum ersten Mal gab es so etwas wie “Produktion”. Es entstanden zunächst “primäre (tierische) (Über)Lebensmittel” wie z.B. Fleisch, Schmalz oder auch Haut/Leder und später auch “sekundäre Produkte”, für die die domestizierten Tiere nicht umgebracht werden mussten
(Fette und Eiweiße – Milch und Milchprodukte, beispielsweise aber auch Traktionsenergie – Ochsenpflüge, Karren, Streitwägen).
Energetisch gesehen und auf den ersten Bick sind primäre und sekundäre Produkte der neolithischen Revolution ein “Luxus”, der hohe “Opportunitätskosten” hat, indem nämlich Anbauflächen nicht mehr zur Verfügung stehen, die als Weide bzw. Nahrungsmittelbasis für die Haustiere genutzt werden.
In einer Milchmädchenrechnung könnte man die durch die tierischen Produkte erzeugten Kalorien jenen Kalorien gegenüberstellen, die auf der der Tiernahrung gewidmeten Fläche z.B. in Form von Kartoffeln, Getreide oder Hülsenfrüchten produziert werden könnten.
Eine solche hypothetische Rechnung fällt mit 99-prozentiger Sicherheit zu Ungunsten der Tierhaltung aus.
Veganismus einer egalitären Weltgesellschaft
Das und nicht irgendwelche dabei entstehenden Treibhausgase ist wohl der “wahre Kern der Saga”.
In Wirklichkeit geht es um knappe Ressourcen, die
- nach modern-überkandidelten Post Scarcity-Theorien gar nicht existieren, und die auch
- gemäß unserem weit verbreiteten Keynesianismus-Redsitributionismus eine überholte Vorstellung darstellen (“Alles nur eine Frage der Verteilung”).
Der von Safran Foer nahe gelegte globalistische Veganismus ist damit
- der Versuch, das eigentliche Problem ideologisch stimmig anders zu “framen”, wobei es
- mittelfristig darum geht, gewissen Populationen die traditionelle Nahrungsmittelbasis zu entziehen, zunächst durch deren Delegitimation.
Das ist, freundlich ausgedrückt, der Versuch einer Problemlösung auf der Subsistenzbasis einer egalitären Weltgesellschaft, oder – weniger verständnisvoll formuliert – eine Vorbereitungshandlung auf Geno- und Ethnozid an “privilegierten Europäiden”.
Jonathan Safran Foer. We are the Weather: Saving the Planet Begins at Breakfast. 2019
Dale Allen Pfeiffer, Eating Fossil Fuels: Oil, Food and the Coming Crisis in Agriculture. 2006
Haskel J. Greenfield, Secondary Products Revolution in: Archeology of Food. An Encyclopedia. 2015
Jean Laherrère, Are there enough fossil fuels to generate the IPCC CO2 baseline scenario?
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