Konstantinopel a. d. Seidenstraße

Der deutsch-französische Kultursender arte informiert – siehe auch hier -, dass Istanbul seit Jahrtausenden an der Seidenstraße und damit an einem Knotenpunkt Eurasiens liegt. Während an Zweiterem was dran sein mag, scheint jenes Konstantinopel, das vom arte-Filmemacher beschrieben wird, eher etwas mit der fiktiven Stadt aus einem koreanischen Computerspiel zu tun zu haben.

Nach der Vorstellung des Autors, eines Historikers und Comic-Zeichners, haben Karawanen aus dem Fernen Osten ihre Waren im nachmaligen Istanbul abgeladen, von wo sie dann an die Höfe Westeuropas verteilt wurden.

Das, ahem, ist eine Geschichtsklitterung. Das heutige Istanbul lag an einem Seitenarm der Seidenstraße und wurde über das Meer erreicht – siehe dazu folgende Karte aus dem entsprechenden Wikipedia-Eintrag,

512px-Silk_routeOstrom alias Byzanz wurde 1.000 Jahre älter als Westrom und natürlich hat es während dieses Zeitraums auch Ost-West-Handel getrieben.

Ein paar Jahrhunderte lang – bis ungefähr zum Ende des sassanidischen Perserrreichs und dem Beginn des  ersten Kalifats – mag es im Süden seines Herrschaftsgebiets tatsächlich den letzten Teil der Landstrecke kontrolliert haben.

Weiters war das christliche Konstantinopel eine reiche, geradezu prunksüchtige Stadt. Es war deshalb ein dankbarer Markt für Luxusgüter aus China (Gleiches gilt für die Stadt nach der Eroberung durch die Osmanen 1453).

Das ist der Grund für die in der Karte verzeichnete Stichstrecke zum Bosporus.

Das war’s dann auch.

Die Tore der silk road nach Westeuropa lagen im heutigen Syrien sowie der südlichen Türkei – von wo es über’s Meer ins westliche Griechenland und nach Italien weiter ging.

Das in der arte-Dokumentation geschilderte Constantinople erinnert eher an die Gamern bekannte Hauptstadt des Ostindischen Reiches, die auch als “Westsonne”bezeichnet wird.

Es handelt sich, wie im Silk Road Online-Wiki festgestellt wird, um den Ort

wo man startet, nachdem man einen europäischen Charakter ins Leben gerufen hat. Konstantinopel ist das europäische Äquivalent von Chang’an”,

einer alten Kaiserstadt in China, wo die historische Seidenstraße wirklich ihren Anfang genommen hat. Sie heißt heute Xi’an und ist wegen ihrer Terrakotta-Armee weltbekannt.

Bild: Wikimedia commons, Public Domain

Unabhängiger Journalist

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