Lieber keine Bomben gegen unsere Terroristen wg. Kollateralschäden

Folgend die Übersetzung der ersten Sätze einer soeben erschienenen NYT-Story, die sich mit der Frage beschäftigt, warum so viele Iraker glauben, dass es mit der Bombenkampagne der “internationalen Koalition” gegen den Islamischen Staat nicht so weit her ist. Die Idee zu ihr kam ziemlich sicher von Stringern der Zeitung vor Ort. Ein Außenpolitik-Redakteur in Washington klemmte sich daraufhin ans Telefon und erfuhr, dass die irakische Volksmeinung nicht ganz falsch liegt. Die offizielle Begründung: Sorge um das Leben Unschuldiger, die bei den Luftangriffen umkommen könnten.

Die Originalgeschichte der New York Times findet sich hier. Ihre ersten Sätze lauten:

“Amerikanische Geheimdienst-Analysten haben sieben Gebäude in der Innenstadt des ostsyrischen Raqqa identifiziert, wo sich das Hauptquartier des Islamischen Staats befindet. Doch diese Gebäude blieben seit dem Beginn der alliierten Luftkampagne vor zehn Monaten unangetastet.

Letzte Woche sind schwerbewaffnete Kämpfer der IS in einem Triumphzug durch die westirakische Provinzhauptstadt Ramadi gezogen, nachdem sie die irakischen Truppen in die Flucht geschlagen hatten. Die Parade wurde von Jagdbombern der Koalition nicht behelligt.

Die Flugzeuge der Amerikaner und ihrer Alliierten sind mit der präzisesten Munition ausgestattet, die es je gegeben hat. Doch amerikanische Offizielle sagen, man wolle signifikante und offensichtliche Ziele der IS nicht beschießen, weil ungewollt Zivilisten getötet werden könnten.”

Edit, 27.5.2015, 16.15: Natürlich kann ich nicht wissen, wie die Story in der NYT zustandegekommen ist. Ich bin dort kein Redaktionsangehöriger und das Entstehen von solchen Artikeln wird üblicherweise massiv beschwiegen. Das fällt unter Redaktionsgeheimnis, auch wenn es gar nichts zu verbergen gibt. Das zu verletzen, ist ein Grund für eine sofortige Entlassung. Aber.

Aber ich glaube aus Erfahrung zu wissen, wie sich die Zusammenarbeit zwischen der “Zentrale” und den Stringern/Korrespondenten “da darußen” gestaltet bzw. wie Stories geboren werden. Und ich kann mit meinem inneren Ohr geradezu hören, wie die gegenständliche Geschichte entstanden ist. Irak-Korrespondent: “Die Leute hier glauben sowieso, dass ihr Amerikaner die Takfiris gar nicht ernsthaft bombardiert.” NYT, Washington: “Dann schreib doch drüber ! Das ist interessant. Das nehmen wir sicher !” “Ja, aber ich kann das von hier nicht gegenchecken. Das müsst schon ihr in Washington tun! Sorry, wenn ich euch Arbeit mache.”

Unabhängiger Journalist

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