Nach einer in die Hose gegangenen fake news-Operation gegen die AfD-Spitzenkandidatin hat diese jetzt zurückgeschlagen und das Narrativ zerstört, sie sei eine getarnte Neo-Nazisse. Der Haken, den die Weidel-Saga Mittwoch und Donnerstag geschlagen hat, ist atemberaubend. So sehr, dass sich die Frage stellt, ob das Publikum, auf das alles zugeschnitten war, in den nächsten 10 Tagen die Botschaft mitbekommt. NB zum Schweizer Sackgeld.
Vorbemerkung: Ich habe die Putzfrau-Enthüllung um Alice Weidel gestern Abend möglicherweise falsch eingeschätzt, kann zu meiner Verteidigung aber darauf verweisen, dass mir zum Zeitpunkt des Eintrags die Reaktion der Politikerin nicht bekannt war.
Es ist aber genau dieser ihr Facebook-Eintrag, der der ganzen Geschichte einen neuen Spin verleiht.
Mit ihren Einlassungen streitet die Weidel einerseits ab, Schweizer Finanzgesetze verletzt zu haben, “bestätigt” andererseits aber, eine Islamwissenschafterin beschäftigt und anständig entlohnt zu haben sowie eine Aslywerberin aus Syrien zum Freundeskreis zu zählen.
Blattschuss.
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Begonnen hat das jüngste Scharmützel um Alice Weidel vor etwa vier Tagen, als eine ihr zugeschriebene, plump gefälschte Email aus dem Jahr 2013 “auftauchte”, die die angebliche Verfasserin als “rassistisch und demokratieverachtend” vorführen sollte.
Die Mainstream-Medien – allen voran Die Welt – berichteten in einer Weise, als würden sie das Fabrikat für authentisch halten und müssten nur aus Gründen des Medienrechts und der Seriosität distanzierende Vokabel einstreuen (“angeblich”, “soll…haben”, “laut”).
Direkte politische Mitbewerber wie die CSU sprangen sofort auf die Meldung auf und erklärten, die Weidel habe die Ideologie einer Reichsbürgerin (“CSU knöpft sich Weidel vor”)
Alice W. selbst dementierte ohne großes Trara, Urheberin der elektronischen Nachricht zu sein – was ihr von den Journos in den Redaktionen natürlich nicht geglaubt wurde.
Mehr als ein kühles Dementi war aber auch gar nicht nötig, denn im Internet kursierte alsbald ein Foto der Email, das die Zweifel an der Echtheit stündlich wachsen ließ.
- Nicht nur dass die Diktion des Schriftstücks so gar nicht in die heutige öffentliche Sprache der Weidel passte und dass in dér Mail drei verschiedene Schriftarten verwendet wurden;
- nein, auch die im header der Nachricht angezeigte reply to-Adresse hatte ein fehlerhaftes Format, eines, das eine umstandslose Antwort auf die angebliche Weidel-Mail unmöglich gemacht hätte.
Kurz: Es war nach spätestens zwei Tagen unabweisbar, dass es sich um eine Fälschung handelte.
Danach wurde von den Weidel-Gegnern offenbar die Notbremse gezogen, indem man versuchte, den gefälschten Text geräuschlos zu versenken.
Eine Gruppe von Aktionskünstlern übernahm “die Verantwortung” für den fake, was den Vorteil hat, dass das Strafrecht “wg. Satire und Freiheit der Kunst” nicht anwendbar ist.
Eine “anständige Steuerhinterzieherin”?
Damit hätte die AfD es nun bewenden lassen und ihre Verleumder ein paar Monate nach der Wahl vor Gericht zerren können – aber das hätte ihr im Hinblick auf die BTW am 24. September nichts geholfen, denn:
der Schaden war angerichtet – für die bürgerlichen Rechts-Wähler blieb Weidel eine Radikale und als solche unwählbar.
Die Mainstream-Medien waren nämlich zu einer Informationsblockade übergegangen.
Sie stellten die Berichterstattung über die ganze Causa sang- und klanglos ein und meldeten nicht einmal mehr, dass die Mail einer Truppe von Spaß-Guerilleros zuzuordnen sei.
Nur für philosophia perennis und ein paar alternative Blogs war die “satirische Wendung” des Falls ein Thema.
Das war und ist aber zu wenig Kommunikationsleistung um die AfD/Weidel für genügend viele Wähler vom “Makel der Fremdenfeindlichkeit” zu befreien.
Das Ziel kann freilich noch über die aktuelle Putzfrauen-Enthüllung erreicht werden, die den Mainstream in eine Berichterstattung über das “anständige Verhalten” der W. gegenüber Islam-Freunden und Asylwerbern lockte.
Vielleicht ist das alles nur gemäß dem Motto “Eine günstige Gelegenheit beim Schopf packen” passiert.
Wenn die Chose aber von der AfD/Weidel selbst organisiert war, handelt es sich um eine ebenso machiavellistische wie grenzgeniale Taktik (die die gewünschten Ergebnisse zeitigen mag – oder auch nicht).
Bild: Hermann Luyken, via Wikimedia Commons (Public Domain)
Nachbemerkung, 07.45 Uhr, 15.9.2017: “Aber die Haushaltshilfe, von der wir nicht wissen, wer sie ist und was sie tut, hat mehr als den Freibetrag verdient, bitteschön!!!”
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