Nachruf auf einen toten Hund

fleming_coverWährend in der allgemeinen Öffentlichkeit  der CO2-Warmismus Konjunktur hat, mehren sich unter Wissenschaftern skeptische Stimmen. Die Theorie, die der Umweltpolitik der jüngsten Vergangenheit ihren Stempel aufgedrückt hat, ist Thema des kürzlich erschienenen Rise and Fall of the Carbon Dioxide Theory of Climate Change. Autor Rex Fleming, ein zum “Dissidenten” gewordener früherer Verfechter der Lehre vom anthropogenen Klimawandel, lässt die 120-jährige Geschichte der Theorie Revue passieren. Er ist sicher, dass die Welt an der Schwelle einer weiteren Kleinen Eiszeit steht und ruft zu Notfallplanung und CO2-freundlichen Politiken auf.

Ein “Kondensations-Nukleus” seines Texts ist die Theoriegeschichte des AGW in den vergangenen 120 Jahren, die ein paar Jahrzehnte nach der 1850 einsetzenden Klimaerwärmung beginnt.

Ein schwedischer Forscher war 1894 der erste, der die Kausalität von CO2 und Erdtemperaturen behauptete.

Nur vier Jahre später wurde er von einem Landsmann korrigiert, wonach Arrhenius Hypothese in einem siebzigjährigen Schlaf verfiel.

Ab den 1980ern erwachte sie erneut zu politischem Leben, gespeist aus unterschiedlichsten ideologischen Quellen – beginnend beim Wunsch sich von heimischen Gewerkschaften und fremden Versorgern unabhängig zu machen bis zum Entstehen einer globalistischen Umweltideologie.

Zu diesem Zeitpunkt hatte der Blaue Planet gut 100 Jahre steigende Temperaturen hinter sich, unterbrochen von drei Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg.

Auch die Konzentration von atmosphärischem Kohlendioxid war angestiegen, was viele Wissenschafter des ausklingenden 20. Jahrhunderts – bis heute – als Ursache der Erwärmung interpretierten.

Fleming ist dagegen überzeugt, dass es sich letztlich um eine Koinzidenz handelt, die ursächlich nichts mit der historischen Industrialisierung und ihren Emissionen zu tun hat, aber alles mit dem Ende der sogenannten Kleinen Eiszeit.

Die Erde sei nämlich (nicht erst) in historischer Zeit durch sich abwechselnde, jahrhundertelang andauernde Klimaphasen gegangen, die Folge von Sonnenzyklen seien.

Als Konsequenz der modernen Warmperiode ab 1850 sei es auch zu einem Anstieg der CO2-Konzentration gekommen, was das genaue Gegenteil der behaupteten Kausalität sei (und übrigens auch eine “Korrelation”).

Die Schwächen der Modelle

Fleming ist allerdings kein Ideenhistoriker, sondern Naturwissenschafter und Mathematiker

- und als solcher nimmt er sich zweier Dutzend computergestützter Klimamodelle an (die bisher durch die Bank den Anstieg der Temperaturen überschätzen).

Die Modelle werden von Journalisten oft als planes Abbild der Wirklichkeit missverstanden.

Die Simulationen laborieren aber an einer Reihe wunder Punkte, auf die letztlich nur Insider wie der Autor den Finger legen können

- beispielsweise bei einer voraus gesagten, aber real nicht stattfindenden Erhitzung der oberen Atmosphäre in den Tropen (129) oder der Setzung womöglich extrem verzerrender Werte für Wasserdampf (130).

H2O und CO2, sagt Fleming, bilden tatsächlich eine bodennahe “Decke”, die die von der Erde abstrahlende Hitze einfängt und die der Motor des irdischen Wasserzyklus ist.

Diese Schicht ist freilich kein “Dach” wie ein Treibhaus eines hat.

Sie sei letztlich durchlässig.

Die in ihr angesammelte Hitze steige aufgrund physikalischer Gesetzmäßigkeiten auf und verschwinde mit größerer Höhe zunehmend vom Radarschirm.

Die Strahlung dünne aus (“depletion”), nur ein Rest kehre ins All zurück, woher sie ursprünglich gekommen ist.

Unter dem Strich habe CO2 praktisch keinerlei Einfluss auf das Klima.

Svensmark redivivus

Der historisch fassbare Klimawandel, sagt der Wissenschafter, folge den Veränderungen der Sonne – wie das schon der dänische Klimaforscher Henrik Svensmark vor 20 Jahren geschildert habe.

Dabei geht es nicht um die Irradianz per se, sondern um Entwicklungen im Magnetfeld des Zentralgestirns.

Wird dieses schwächer, erreicht Weltraumstrahlung, die in Aktivphasen abgelenkt wird, wieder unsere Atmosphäre

- mit dem Effekt, dass eine tief liegende Wolkendecke entsteht, die die Erdoberfläche abkühlt und dabei z.B. Ernteschäden verursacht und das “natürliche Bewässerungssystem” des Planeten beeinträchtigt.

Eine solche große, 60 Jahre andauernde Schwächephase der Sonne habe zuletzt in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts stattgefunden (“Maunder-Minimum”) – unter für die damals lebenden Menschen extrem beschwerlichen Umständen.

Eine solche Phase sei Teil eines längerfristigen, alle 350 Jahre wiederkehrenden Zyklus, dessen Tiefpunkt in zehn bis 20 Jahren wieder anstehe

- alternativ dazu könnte das weniger krasse, “nur” 30 Jahre andauernde Dalton Minimum der Zeit um 1800 wieder kehren (das zu einem weiteren längerfristigen, wiewohl nicht ganz so langen Sonnenzyklus zu gehören scheint).

Das schließen Fleming u.a. aus den immer schwächer werdenden kurzfristigen ( = elf Jahre dauernden) Sonnenzyklen – einem Phänomen, das den großen Minima voranzugehen scheint.

Ob Maunder oder “nur Dalton” – die Regierungen der Welt müssten sich darauf vorbereiten, fordert Fleming im abschließenden Kapitel seines Buchs:

The degree of the upcoming cooling is clearly uncertain – it could be something far less than the Dalton Minimum, equal to that of the Dalton Minimum, or equivalent to the Maunder Minimum – clearly plans must be formulated for this range of contingencies. Governments need to begin making plans soon. If there were famines in the LIA with just 1 billion people on the planet, how will the world cope with famines with greater than 8 billion people expected on the planet in 2030?” (137)

Hoffnung auf konzentrierte Energie

Manche sehen Fleming deswegen als haltlosen Pessimisten – während er selbst sich wohl als vorsichtiger Realist etikettieren würde.

Nicht realistisch genug, sagt dieser Blogger, denn:

Fleming geht davon aus, dass die zur Verfügung stehenden Reserven fossiler Energie weitere 500 Jahre reichen, wie das auch eine neu entstandene, regelrechte Beschwichtigungsindustrie den Leuten einzubläuen versucht.

Derlei ist eine vielleicht tröstliche, praktisch aber wenig relevante Sichtweise.

Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Rex J. Fleming, The Rise and Fall of the Carbon Dioxide Theory of Climate Change.2020

Unabhängiger Journalist

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