Nemzow-Mord: Wer sitzt in der Tinte? Putin oder die Opposition?

Parteilichkeit macht blind. Westliche und exilierte östliche Russland-Watcher sind in die Idee von einem Täter aus Tschetschenien verschossen. Sie merken nicht, dass sie damit in ein Boot steigen, das ganz woanders anlegen wird als sie es erwarten. Der konstruierte Nexus zwischen den tschetschenischen Tätern, Ramsan Kadirow und Wladimir Putin scheint unwiderstehlich zu sein.

Achmed Chalidowitsch Sakajew, ein heute in London lebender ehemaliger tschetschenischer Politiker bringt die betörende Formel hier auf den Punkt: “Putin has to either give up Kadyrov or take full responsibility for Nemtsov’s murder. Throughout Putin’s time in power, this is the first time we see such a huge disagreement within Putin’s team.”

Die Opposition und der mitdenkende Teil der westlichen Lügenpresse sind überzeugt, den Angelunkt gefunden zu haben, mit dem sie das Machtkartell aufhebeln können. Ohne eine Finte zu wittern, klammern sie sich z.B. an den Gedanken eines Machtkampfs zwischen FSB und Kadyrow.

Nur vereinzelte westliche Blogger verhalten sich instinktiv skeptisch. Sie spüren: die Dadajew-Kadirow-Geschichte passt hinten und vorne nicht zusammen und dürfte sogar gefährlich sein.

Am hörbarsten müssen die Alarmglocken aber bei gewissen Neocons angeschlagen haben, die den Mord von Anfang an mit der Ermordung von Sergej Kirow 1934 verglichen haben. Sie liegen damit möglicherweise nicht ganz falsch. Ihr Problem ist nur: Wer zum Teufel ist jetzt wieder dieser Kirow, warum ist das wichtig  und woher haben Michael Weiss und Konsorten dieses Wissen?

Antwort: Es ist trotzkistisches Arkanwissen (das noch dazu von dissidenten NKWD-Typen stammt). Und es wird von Leuten aufgetischt, die Lew Davidowitsch heute noch unendlich sympathischer finden als Iossif Wissarionowitsch.

Für ihre nicht initiierten politischen Freunde im Westen sind Trotzki und Stalin dagegen kongeniale Halsabschneider und jeder Versuch, sie zu differenzieren ist reine Zeitverschwendung. Dagegen lässt sich aus einer konservativen, liberalen und kapitalistichen Warte auch nur schwer argumentieren.

 

Unabhängiger Journalist

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