Ö: Rechts-Popo-Kritiker jubilieren, VP rüttelt am Watschenbaum

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Mehrheiten nach Bundesländern

In Österreich sind nun auch die blau-schwarzen Koalitionsgespräche zusammengebrochen, was Aufatmen in der “linken Reichshälfte”, aber auch bei zuletzt bedrohten permanenten Vorteilsnehmern ausgelöst hat. Jetzt gibt’s wohl einen neuen Anlauf auf eine verhunzte Ampel, für die die Grünen ja nicht gebraucht werden – sofern es keine Neuwahlen gibt (die niemand außer FP-Chef Kickl will). Kickl sollte freilich froh sein in der heutigen Situation nicht regieren zu müssen, schon gar nicht als Kanzler. Die ÖVP will beides - regieren und kanzlern – was sie seit vergangener Woche ja hinreichend klar gemacht hat. Die Konservativen scheinen zu glauben, das Publikum kann zwei und zwei nicht zusammenzählen, wenn plötzlich “Verhandlungsprotokolle auftauchen“, die von der Journaille mit VP-Interpretation aufgemacht werden (“FP-Maximalforderungen”).

Wahrscheinlich ist der selbsternannten Europa-Partei von Berlin und Brüssel eh untersagt worden mit den angeblichen Krypto-Nazis zu koalieren, aber wenn dem wirklich so war, hat es der Lichtenfelsgasse ganz gut in den Kram gepasst.

Nicht nur dass man seit Basti I gewohnt war den Kanzler zu stellen, man ist es seit 1986 auch gewohnt in der Bundesregierung zu sein,

(was wohl auch mit der FPÖ möglich gewesen wäre, hätte man sich nicht so sehr an großzügige Sonderkonditionen für die jeweilige Nummer 2 gewöhnt – siehe unten).

Ist jetzt natürlich ein Zock, wie auch unsere Politprofis von hinter dem Rathaus genau wissen.

Aber die Kanzlerei ist doch sehr verlockend,

die Kanzlerei, die der Volkspartei in einer verhunzten Ampel kaum zu nehmen wäre, ganz abgesehen von Brüssel, Skyshield, ORF, etc.

Dafür kann man schon mal vom gleichen Notenblatt singen wie Alt- und wohl auch Neu-Verhandlungspartner: “Machtrausch” (ÖVP, Meinl-Reisinger). Die ÖVP habe jedenfalls

‘die Sicherheitsinteressen Österreichs über Parteitaktik gestellt’, erklärte (ÖVP-Chef Friedrich Stocker) mit Blick auf die freiheitliche Forderung nach dem Innenministerium.”

Vielleicht ist man in der ÖVP seit Maria Fekters Zeiten ja der Meinung, die jeweilige Nummer zwei habe eine Art natürlichen Anspruch auf das Innenministerium (und auf das Finanzministerium sowieso), ganz egal wie groß der Stimmenunterschied zwischen der jeweils ersten und der zweiten Partei in den vorangegangenen Wahlen ist.

Dieser Blogger hat das zwar alles mit erlebt, konnte sich heute aber auch nicht mehr genau erinnern,

was ihn zu einer kurzen Recherche über Wahlen und Regierungen seit dem Ende von “Schwarz-blau” 2006/07 veranlasste (Perioden, in denen die ÖVP Wahlsieger war und den Kanzler stellte, wurden für diesen meinen Vergleich nicht berücksichtigt).

Es stellte sich heraus, dass die ÖVP zwischen 2007 und 2017 zwar in allen Wahlen nur zweitstärkste politische Kraft war, aber in einer “großen Koalition” durchgängig Finanz-, Innen- und Außenministerium besetzte.

Vielleicht denkt man sich in der Lichtenfelsgasse, derlei wäre eine Art überzeitliches Gewohnheitsrecht und ein Stimmenunterschied von 7,8 Prozentpunkten bzw. ein Mandatsunterschied von sechs wären ausreichend, um nicht angestammte, quasi ererbte Ressorts zu verlieren

- aber da haben sie die Rechnung ohne den “machtberauschten Herbert” gemacht, der ja als harter Verhandler gilt.

Der wollte unverständlicherweise zwar regieren, sagte sich wahrscheinlich aber:

So großzügig wie die Herren Gusenbauer, Faymann und Kern bin ich nicht.”

Und pochte auf ein zweites Jumbo-Ressort, zu welchem es die SP weiland nie gebracht hat,

nämlich das Innenministerium, aus dem ihn Basti vor fünf Jahren delogiert hat, obwohl er zuvor nie auch nur in die Nähe von Ibiza gekommen ist.

Klar, dass in einer solchen Situation die ÖVP die “österreichischen Sicherheitsinteressen” geradezu entdecken musste.    :mrgreen:

Wie dem auch sei: Jetzt geht’s zurück zu Feld eins und am Ende steht wohl wieder die verhunzte Ampel-Koalition der vereinigten Krötenschlucker (ob Beates Krot’ größer sein wird als die vom Andi?).

Fakt ist jedenfalls, dass 20 Milliarden sparen muss, wer auch immer jetzt ans Ruder kommt.

Ach ja und das Erdgas! Herbertl hätte zwar auch kein frisches russisches Methan mehr bekommen

- aber der neue ÖVP-Kanzler kriegt doch sicherlich durchgeleitetes Gas von den EU-Natotisten, 

braver Toutou, der seine Partei gewesen ist.   :mrgreen:

Vielleicht setzt’s für die Türkisen/Schwarzen beim nächsten Urnengang dann doch keine Ohrfeigen vom Elektorat mehr, egal wie kräftig soeben am Watschenbaum gerüttelt wurde.

Grafik: Furfur, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Unabhängiger Journalist

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