Österreich-Wahl: Woher kamen 67.000 zusätzliche Ungültigwähler?

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Stimmzettel, 1. Runde

Im zweiten Wahlgang der österreichischen Bundespräsidentenwahlen am Sonntag haben 67.000 Wahlbürger mehr ungültige Stimmen abgegeben als das auf Basis der ersten Runde zu erwarten gewesen wäre – obwohl der Wahlzettel (siehe unten rechts) wesentlich einfacher und übersichtlicher war als am 24. April. Woher kam diese wohl nur schwer Inserat BPWahl-V20160426-neubegründbare Steigerung der ungültigen Stimmen um 78 Prozent Sollten Zehntausende der hiesigen Wähler während der vergangenen vier Wochen verblödet sein? Nachbemerkung zur Möglichkeit von Wahlmanipulationen.

Hier ist der Screenshot vom offiziellen Endergebnis auf der Homepage des Innenministeriums:

Screenshot_off_Wahlergebnis

Es zeigt, dass die ungültigen Stimmen zwischen erstem und zweitem Wahlgang um 78 Prozent oder 72.557 zugenommen haben-

Für diesen Umstand gibt es keinen nahe liegenden Grund. Im Gegenteil: Weil im Mai auf dem Stimmzettel nur mehr zwei Kandidaten aufschienen, hat sich die wichtigste Fehlerquelle  für eine ungewollt ungültige Stimmabgabe wesentlich reduziert.

Nun sind im zweiten Wahlgang 271.000 oder 6,2 Prozent mehr Stimmen abgegeben worden. Unter der Annahme eines gleichbleibenden Anteils ungültiger Voten hätte deren Anzahl auf etwa 98.400 klettern müssen.

Tatsdächlich wurden aber 165.212 ungültige Stimmen registriert – um fast 67.000 mehr als auf Basis der Ergebnisse des ersten Durchgangs zu erwarten gewesen wäre.

Die Wahl wurde, wie bekannt, mit einem Vorsprung von 31.026 Stimmen zugunsten von Alexander van der Bellen entschieden.

Nachbemerkung, 24.5., 7.45 Uhr: Ich persönlich habe keine Wahrnehmung von Wahlmanipulationen, noch kenne ich jemand persönlich , der eine solche hat. Theoretisch hätten in den Wahlsprengeln auch Vertrauenspersonen der FPÖ vorhanden sein sollen, um ev. Manipulationen durch den Wahlleiter, der die Auszählung vornimmt, zu verhindern. Das aber

  • ist in einer mir unbekannten Zahl von Fällen nicht zustandegekommen und
  • zweitens lässt sich eine missliebige Stimme rasch in eine ungültige verwandeln – so rasch, dass das sogar nicht aufmerksamen Beobachtern, die nicht “absichtlich wegschauen”, entgehen kann. Man muss nur ein zweites Kreuzerl beim Gegenkandidaten anbringen – und schon “ist der Wählerwille nicht mehr erkennbar”.

Bild: Wikimedia Commons, BMI

Unabhängiger Journalist

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