US-Schieferöl steckt voller Geheimnisse. Eine soeben erschienene Analyse zeigt, dass die shale plays weiterhin unbeschränkt Fremdkapital bekommen, obwohl sie bereits bis über beide Ohren verschuldet sind. Die üblichen Antworten kreisen um Gemeinplätze wie “irrationales Verhalten” etc. Das reicht aber nicht. Dieses Agieren widerspricht selbst der rudimentärsten financial literacy.
Art Bermann ist ein Sachkndiger, der seinen Lebensunterhalt damit bestreitet, die Ölbranche und die dort agierenden Akteure zu beobachten, deren Quartalsergebniss zu analysieren und Schlussfolgerungen für künftige Investitionen zu ziehen.
Sein letztes, auf seiner Webseite veröffentlichtes Stück heißt Rückkehr zum Marktgleichgewicht: Wie hoch müssen die Ölpreise gehen um die Ölindustrie zu retten?
Es widmet sich der Frage, wie sich die Notierungen von WTI und Brent in den nächsten Monaten entwickeln werden und die Themenwahl ist, unschwer zu erkennen, eine Reaktion darauf, dass Berman – wie so viele andere – den 60-prozentigen Preisanstieg der vergangenen Monate “verschlafen” hat.
Doch das soll nicht interessieren. Es geht hier nur um die Aussagen, die Berman über jene thight oil companies macht, die er beobachtet.
- Alle diese Gesellschaften hatten – mit einer Ausnahme – im ersten Quartal 2016 einen negativen Cash flow. Den besseren 50 Prozent gelang es jedoch, durch Investitionskürzungen das Verhältnis von Investitionen (CAPEX) und Cash flow zu stabilisieren. Bei anderen lief das aus dem Ruder, was zur Folge hatte, dass sich diese Verhältniszahl um den Faktor 2,5 verschlechterte.
- Eine andere Maßzahl ist das Verhältnis von Verschuldung (Q1 2016) zum gesamten Cash flow des vorangegangenen Jahres. Die liegt bei den analysierten Gesellschaften im Durchschnitt bei 10, d.h. die Firmen würden zehn Jahre benötigen, um ihre Schulden abzubezahlen, wenn sie ihre gesamten Cash-Einkünfte dafür verwendeten. In der Vergangenheit lag dieser Faktor in der Energiebranche bei 1,53 und eine standardmäßige Schwelle in den “historischen” Kreditvereinbarungen (“covenants”) war bei 2.0 eingezogen. Das bedeutet, dass die Geldgeber den Kredit fällig stellen durften, sobald dieser Wert überschritten wurde.
Die shale oil Firmen sind also bis zum Platzen aufgeladene Kreditbomben, die nur deswegen weiter operieren können, weil sie immer wieder frisches Geld bekommen.
Das mögen Außerordentliche populäre Einbildungen und der Wahnsinn der Massen sein. Oder es ist eine vorausschauende staatliche Politik, die dahinter steckt.
Bild: Carl Sarap/Filmiarhiiv [Public domain], via Wikimedia Commons
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