Peak Demand, ein feuchter Traum

In unserer Medienwelt der 1000 Meme besteht der Gedanke, das Zeitalter des Erdöls würde quasi automatisch, durch Einschlafen der Nachfrage an sein Ende kommen (was einkommensstarke Bobos in den Metropolen der Industriewelt als besonders attraktiv empfinden). Das Problem ist nur: Das funktioniert unter den gegebenen Umständen nicht. “Peak Demand” geht in der heutigen Situation nur mit brachialen staatlichen Verboten (die auf breiter Front bereits in die Wege geleitet sind).

Die jüngste Inkarnation des Mems von Peak Demand ist eine Analyse von Bank of America Merrill Lynch, in der antizipiert wird, die weltweite Ölnachfrage werde 2030 einen Höhepunkt und danach einen langsamen Rückgang erleben, siehe auch hier.

Ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung sei die Verbreitung elektrischer PKW (woran der Analyst eine Reihe von Caveats knüpft – die miserable technologische Basis der zeitgenössischen EVs befindet sich offenbar nicht darunter).

Nun gibt es in der Tat theoretische Überlegungen, konkrete historische Beispiele gar, die zeigen, dass

  • eine (eng begrenzte) Entkoppelung von Wertschöpfung und Primärenergieverbrauch möglich ist und dass
  • rascher technologischer Wandel und/oder rapide Veränderung des Verbraucherverhaltens durchaus stattfinden können.

Die Paradebeispiele dafür sind einerseits der stagnierende, manchmal sogar leicht fallende Ölverbrauch höchstindustrialisierter Volkswirtschaften (G7 & Co.) sowie andererseits das Zusammenwachsen von Mobilfunk und Internet bzw. die exponenziell verlaufende Ingebrauchnahme neuer handheld devices/Smartphones.

Beide Exempel sind aber nur beschränkt bzw. überhaupt nicht auf die Massenmobilität der westlichen Gesellschaften übertragbar und die Gründe dafür sind:

  • Die Entkoppelung des Verbrauchs von Transporttreibstoffen und Passagier-/Tonnenkilometern ist ein reales, vom technologischen Fortschritt ermöglichtes Phänomen. Die Innovation kennt aber einen Sättigungspunkt oder besser gesagt: einen Bereich, in dem zusätzliche Einsparungen einen unverhältnismäßig hohen Aufwand erfordern (würden). Ökonomen bezeichnen das manchmal als Gesetz vom abnehmenden Grenznutzen.
  • Die rasante, alle Erwartungen übertreffende Übernahme der Handy-Technologie erwächst aus einer Kombination von enormem zusätzlichem Nutzwert und “Leistbarkeit”. Das gilt sowohl für die ältere Generation, die noch “leitungsgebundene Vierteltelefone” kannte, als auch für die Jungen, die aus immer mehr nützlichen Anwendungen schöpfen können und für die Smartphone-Konnektivität zum ständigen Begleiter geworden ist, stärker noch als Sex-/Liebespartner. Das ist etwas völlig anderes als die vom Dinosaurier-Charme umwehten Plugin EVs.

Warum Telekom ein Hinkebeispiel ist

Zeitgenössische Batterie-Autos mit und ohne Hybridantrieb sind zwar beliebte Gadgets sich modern dünkender, “grüner” Tugend-Signalisierer, aber weit davon entfernt, nutzwertorientierten Alltagskonsumenten entscheidende Vorteile gegenüber internen Verbrennungsmotoren (“ICE”) zu bieten.

Das beginnt bei Reichweite und Wintertauglichkeit der Elektrokarren, setzt sich über deren limitierte Nutzbarkeit fort und endet bei der geringen “Leistbarkeit” für Normalverdiener.

Im Zentrum dieser Misere steht die mangelnde Energiedichte der Batterien, die sich in den vergangenen 100 Jahren zwar um den Faktor 10 verbessert hat und die (moderat) weiter zulegen wird, die aber an die Grenzen des technisch Machbaren stößt, wenigstens im Rahmen von Lithium-Ionen-Akkus.

Diese sind in bei diesem zentralen Kriterium selbst in antizipierter Zukunftsform herkömmlichen ICEs samt Tank etwa um den Faktor 50 unterlegen – siehe dazu hier und hier.

Aus der strengen Nutzwertbetrachtung eines “perfekt rationalen Konsumenten” spricht wenig bis nichts für einen Umstieg von Benzin/Diesel auf EV (das Thema Treibstoffkosten ist uneindeutig und verdient eine gesonderte Erörterung).

Furioso von Verbots-Attacken

Das wollen die Regierungen, speziell die europäischen, aber nicht akzeptieren (was wahrscheinlich auf fortgeschrittenes Wissen zu “Peak Oil” etc. zurückzuführen ist).

Sie haben sich in den vergangenen zwei Jahren in ein Furioso von Verbotsankündigungen hineingesteigert, was üblicherweise mit Klima-Motiven oder welchen der Öffentlichen Gesundheit begründet wird.

Folgend eine kleine Auswahl von Texten zu diesem Thema:

Speziell der letzte Artikel, ein Wikipedia-Eintrag, zeigt freilich, dass die offiziöse Untersagungs-Attacke auf die individuelle Massenmobilität nicht ausschließlich von Nationalstaaten ausgeht – lexikalisch werden 23 Städte/Territorien aufgelistet, die, beginnend ab 2019, den Betrieb von Diesel- und/oder Benzinautos unter Strafe stellen.

Vor dem Hintergrund einer solchen massiven Verbots-Phalanx aus Staaten, Territorien und Kommunen ist ein Rückgang des Ölbedarfs tatsächlich nicht schwer vorherzusagen.

Unabhängiger Journalist

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