Venezuela ist der erste Petrostaat der Welt, dem es nicht mehr gelingt das Verhängnis unter der Tuchent zu halten, an dem er demnächst zugrunde gehen wird. Während die Rechte glaubt, dass ein Präsident namens Guido die Dinge zum Besseren wenden könne, zieht die Linke mit Losungen von gestern in die Schlacht von vorgestern. Eine Farçe.

Die bisher tiefenschärfste Analyse zur Situation hat Nafeez Ahmed auf medium.com geschrieben. Sie heißt “Venezuela’s collapse is a window into how the Oil Age will unravel”.

Der Text  hat ihm in seiner angestammten Klientel eine Menge Kritik eingetragen, obwohl er die Sünden der norteamericanos ausführlich thematisiert – zum Beispiel den Hang Washingtons zu Marionettenregimes, dessen Krieg gegen den Chavismo oder die für viele einfache Venezolaner tödlichen Wirtschaftssanktionen.

Grundsätzlich versteht Ahmed aber, dass derlei nicht die Hauptdynamik dieser Krise – und dass das Problem nicht im engeren, unmittelbaren Sinn politisch ist.

Die teuflische Dynamik besteht darin, dass Venezuela aus seiner Ölproduktion immer weniger Nettoenergie ziehen bzw. Exporterlöse generieren kann.

Ahmed versteht, dass es sich bei dem südamerikanischen Staat um einen frühen und prägnanten, aber beileibe nicht uniquen Einzelfall handelt.

Solch Durchblickertum ist auch nicht sonderlich verwunderlich.

Der gute Mann hat das Thema in seinem vor zwei Jahren erschienenen Buch Failing States, Collapsing Systems: BioPhysical Triggers of Political Violence ja bis zum Überdruss “durchdekliniert” – vom Nahen Osten bis zum “Euro-atlantischen Kern”.

Nicht einmal sein Konzept von der Konvergenz der Katastrophen ist völlig verkehrt.

Fragwürdig ist aus Sicht dieses Bloggers nur die Reverenz, die Ahmed den Erderwärmungs-Wachlern erweist (die z.B. für Venezuela erwähnte Klima-Katastrophe passt nicht recht mit der vorherrschenden globalen CO2-Theorie zusammen);

problematisch (wenn auch politisch und menschlich verständlich) ist ferner sein Postulat, dass die von ihm analysierte Krisen-Kulmination Vorstufe für eine gesündere und ökologischere Zivilisation sei – vorausgesetzt, es werde nur feste in erneuerbare Energie investiert und geforscht.   

Aber Nafeez Mosaddeq Ahmed hat ja drei Viertel der fatalen Geschichte richtig erfasst, Friede.

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Zurück zu Venezuela.

Dort hämmern Nafeez ideologische Glaubensbrüder auf obsolet gewordene Polit-Trommeln ein, so als lebten sie noch im Jahr 1998, zu Beginn der Amtszeit des seligen Colonel Hugo Rafael Chávez Frías -

indem sie beispielsweise erklären, die USA wollten ja eigentlich nur an das venezolanische “Öl”, den nur mehr schwer verkäuflichen, sauren und ultraschweren letzten Rest vom Schützenfest - oder gar an das Bitumen des Orinoco-Gürtels.

Schließlich sei Venezuela ja das “erdölreichste Land der Welt” ….

Jaja – seit 2008 bis 2010, um exakt zu sein.        

 Bild:Joser86h, Alexcocopro, Dragons flight via Wikimedia Commons