Eric Kaufmann, ein Großmeister im Interpretieren von Meinungsumfragen, hat häretische Beobachtungen zum “Match” von elitärer Polit-Korrektheit und “volksnahem” Rechtspopulismus veröffentlicht. Selbst ist er nicht wirklich “rechts”. Im Namen demographischer Trends und eigener paläoliberaler Werte plädiert Kaufmann für die Enttabuisierung weißer Identität; die wünschenswerte ethnische Zukunft westlicher Gesellschaften ist für ihn eine “gemischtrassige weiße Mehrheit”, die sich freilich an Archetypen und Mythen des “historischen Weißen Mannes” orientiert.
Der in London lehrende Kaufmann selbst ist absolut ernst zu nehmen, aber es ist schwierig. über seine Schilderung absurder Identitätspolitik an einem US-Campus nicht wenigstens zu schmunzeln,
oder über eine Anekdote zu einem Treffen in einer UNO-Organisation, wo ein gerade aus Beirut kommender Funktionär erklärt, die Libanesen seien ihrer Zeit voraus, weil sie bereits heute so divers und multikultrurell seien wie die anderen Staaten erst werden müssten.
Auch seinen Einsichten über eine ideologische Formation, die er “Links-Modernismus” nennt, kann man sich schwer verschließen – über die Ungleichbehandlung der Ethnien auf Kosten der Weißen und die faktische Aufstachelung zu Hass und Gesellschaftsspaltung (genau was Links-Modernisten ihren Feinden vorwerfen).
Kaufmann hat sich mit diesen Leuten viele Jahre lang beschäftigt, mit ihren geisteshistorischen Wurzeln, ihrer soziologischen und politologischen Verortung und ihrem enormen Einfluss auf die westlichen Eliten in den vergangenen Jahrzehnten.
“Links” heißt in diesem Zusammenhang auch nicht, dass ausschließlich europäische oder amerikanische Sozialdemokraten (bzw. “Demokraten”) gemeint wären.
Links-Modernisten im Sinn Kaufmanns sind auch bürgerliche Politiker, die einem Immigrationismus ohne Wenn und Aber oder einem asymmetrischen Multikulturalismus das Wort reden.
Es sind seit 100 Jahren wirkende Intellektuelle, die Nation und (irgendwie weißes) Ethnos kategorisch ablehnen und die spätestens ab 1968 massive, bis heute wirkmächtige Tabus durchgesetzt haben (seit den 1990ern kommen diese immer wieder durch die Rechts-Popos unter Druck).
Enttabuisierung weißer Ethno-Interessen
Der bekannte Rechtspopulismus ist für den Spezialisten für politische Demographie eine Reaktion mehrheitlich weißer Gesellschaften auf Zuwanderung und “ethnischen Wandel” – was freilich durch “antirassistische Normen” modifiziert wird (und sich verzögert und auf höchst komplizierte Art niederschlägt).
Die “ethnischen Impulse” der heutigen Mehrheitsbevölkerung des Westens und deren Ängste seien jedenfalls ebenso legitim wie z.B. die schwarze Aversion gegen die (nicht-schwarze) Gentrifizierung von Harlem.
Die tyrannischen (“positiv liberalen”) Links-Reformisten bildeten sich dagegen ein, die Weißen müssten “post-ethnische Kosmopoliten” sein.
Die Demographie, sagt Kaufmann, sei jedenfalls eindeutig:
Die kaukasischen (absoluten) Mehrheiten in den westlichen Staaten seien schon bald ein Ding der Vergangenheit – “da fährt die Eisenbahn drüber” sozusagen (stillschweigend vorausgesetzt wird freilich “business as usual”)
Die Erosion der weißen Mehrheiten wiederum sei die logische Folge
- der geringen weißen Fertilität,
- der noch erhöhten Fruchtbarkeit alter Immigrantengruppen und
- dem unerbittlichen demographischen Druck neuer Zuwanderer.
Dagegen kämpften vom ethnischen Wandel irritierte Weiße mit Ethno-Traditionalismus und Rechtspopulismus an.
Neue braune Weiße
Das bedeute trotzdem nicht, dass es zu einer Extrem-Zersplitterung kommen werde – dann nämlich nicht, wenn sich die Weißen mit anderen Volksgruppen vermischten und dabei den Kern einer neuen Mehrheits-Ethnie bildeten.
Diese neuen Weißen seien genetisch zwar “brauner” als die heutigen (was der Sinn von “Whiteshift” ist; das ist eigentlich ein aus der Fotografie stammender Terminus, der sich auf die Veränderung der Farbtemperatur bezieht);
sie seien gemischttrassig und viel “inklusiver” als die alten Weißen, würden diese aber als ihre Vorfahren betrachten und deren Archetypen verwenden:
The paintings in the Uffizi, carvings on Mount Rushmore, statues in Pall Mall and faces in Hollywood classics preserve a white self-image which defines the ethnic majority. The hybridized whites of the future will need to forge connections back to these images, and tell a story which helps them navigate their ethnic past.”
Kaufmann sieht solch Rekonstituierung von whiteness analog zu einer historischen “Umgründung” der ursprünglichen WASP-Weißen in den Staaten, die im späteren 19. und in der ersten Hälfte des 20 Jahrhunderts erfolgte:
Die bisherige protestantische Kerngruppe absorbierte neu dazugestoßene katholische Iren und europäische Juden.
Daneben werde es künftig genetisch “weniger gemischte” Weiße geben, glaubt Kaufmann, die in z.B. religiös abgeschiedenen “Inseln” lebten, wo keine Mischehen mit anderen Volksgruppen akzeptiert würden.
Das sei das kleinere Übel.
Aus Kaufmanns Sicht ist es jedenfalls besser als die heutigen realen, ethnisch geschlossenen Staaten Asiens (Japan, Korea, tlw. China) – aber auch als der einförmige, monokulturelle Ethno-Staat der extremen Rechten.
Eric Kaufmann, Whiteshift. Populism, Immigration and the Future of White Majorities.2018
Comments are closed, but trackbacks and pingbacks are open.