Putsch in der EU ? Wir brauchen eine Revolutions-Imitation!

 

Vorbild an Entschlossenheit: Petersburger Sojat, 1917
Vorbild an Entschlossenheit: Petersburger Sowjet, 1917

Der deutsche Altkanzler Schmidt hat der Kommission vorgeworfen, diese habe die Lunte an den Ukraine-Konflikt gelegt und dem EU-Parlament angeraten, gegen  diese zu putschen. Wir haben die Gedanken belauscht, die sich ein europäischer Revolutionär zu diesem Interview gemacht hat.

“In manchem hat Schmidt recht. Keine Frage, dass wir eine Sondersituation brauchen, um den Sack zuzumachen. Die Sache fängt an, zu ermüden. Unglaublich! Das zieht sich jetzt schon seit mehr als zwanzig Jahren !

Aber es ist ehrlich gesagt schon eine verdammte Eselei, den Begriff Putsch in den Mund zu nehmen. Das ist ein viel zu belastetes, ein unschönes Wort. Man muss es ganz anders nennen, z.B. “revolutionärer Prozess” – wie in der Ukraine.

Wichtig wäre nur, dass es uns gelingt, genügend und die richtigen Leute für den europäischen Maidan aufzutreiben, damit die Medien berichten können, dass sich die unzufriedenen Massen gegen das alte Regime erhoben haben. Ob der Platz zwischen Berlaymont und Ratsgebäude ausreicht !? Wenn man zum Beispiel in der Rue de la Loi eine Fußgängerzone einrichten würde?

Wesentlich ist jedenfalls, die Kontrolle über revolutionären Massen nicht zu verlieren. Da sind sicher genügend unzuverlässige Elemente drunter! Aber wenn wir wirklich entschlossen sind, besteht keine Gefahr, dass wir das Heft aus der Hand geben müssen.

Wir müssen nur entschieden genug auftreten, wie damals der Petrograder Sowjet. Wenn sich dann noch ein paar Tausend Soldaten finden, die ein Winterpalais ausfindig machen, das sie erstürmen können, ist aus einem hässlichen Putsch-Entlein der schönste Revolutions-Schwan geworden. Das Aussehen ist deswegen so wichtig, weil unsere Revolution sehr wohl im Fernsehen übertragen wird!

Vielleicht haben die europäischen revolutionären Massen ja Glück und es tauchen wie in der Ukraine einflussreiche Freunde auf, um den Kampf für die gerechte Sache zu unterstützen, beispielsweise der Senator McCain oder CIA-Chef Brennan. Dann kann fast nichts mehr schiefgehen !

Das Schöne an einem revolutionären Prozess ist ja, dass sich niemand mehr um geltendes Recht kümmern muss oder um andere Kinkerlitzchen wie z.B. dass Delegierte frei und ohne physische Bedrohung abstimmen können.

Es herrscht ein Ausnahmezustand, in dem neue Regierungen und Verfassungen von einem mehr oder weniger willkürlich zusammengesetzten Gremium beschlossen werden können. Und weil alles schnell gehen muss, bringt jeder Verständnis dafür auf, wenn keine Zeit dafür bleibt, umständliche Befragungen durchzuführen ! Das ist schließlich die Revolution und kein Kaffeekränzchen!

Genau so etwas würden wir benötigen, um aus der verfahrenen politischen und verfassungsrechtlichen Situation wieder herauszukommen, die uns die Stümper in Berlin, Paris und Rom beschert haben. Natürlich “nach vorwärts”  und nicht “nach rückwärts”, zum Nationalstaat.

Jetzt ist auch noch der verdammte Schmidt dahergekommen und quatscht von einem Putsch gegen die Kommission, die er noch dazu ausschließlich für den geplanten Krieg gegen Russland verantwortlich macht. Das ist ganz und gar nicht hilfreich.

Manchmal sollte man in einem bestimmtem Alter eben schweigen, so wie auch der Schröder. Was, der ist jünger als ich ? Naja, aber trotzdem !

Nicht, dass Schmidt ein vollkommener Konterrevolutionär wäre, aber der Mann ist 95 und es ist ihm offensichtlich völlig egal, wem er mit dem Arsch ins Gesicht springt. Das ist der Vorteil daran, wenn man so alt ist. Ich meine für ihn, nicht für uns. So einer lässt sich nicht mehr wirklich steuern. “Unguided missile”, wie man so schön sagt. Lebt seine Tochter eigentlich noch? Hat er Enkel?

Der Alte hat sein Konto jedenfalls schon ganz schön überstrapaziert. Ausgerechnet in “Bild” hetzt er gegen die Brücke der europäischen Revolution – und nur gegen diese. Nicht einmal gegen die Merkel ist ihm was über die Lippen gekommen ! Oder wenn er wenigstens was gegen Rajoy oder Cameron gesagt hätte !

Aber nein ! “Dieses Gebilde” – also die Kommission – hat er gesagt, “hat den Versuch gemacht (…), sich den Staat Ukraine zu assoziieren. Die waren noch schlimmer, die wollten bis nach Georgien gehen, Georgien wollten sie auch assoziieren. Dabei liegt Georgien außerhalb Europas. Die sind ein bisschen größenwahnsinnig.”

Ha! Größenwahnsinnig!  Der Mann hat keine Ahnung von der Weltrevolution! Als ob die in Georgien zum Stehen kommen würde !

OK, rein politisch gesehen ist gegen eine solche Bemerkung nicht viel einzuwenden. Jedenfalls nicht heute. Nicht, solange nicht wir selbst die Kommission sind. Aber das kommt schon noch ! Bald, bald !

Wenn erst eimal die revolutionäre Volksregierung Europas gebildet ist, geben Leute wie Schmidt hoffentlich Ruhe. Hoffentlich kann er sich mit seinem hundertjährigen Hirn dann daran erinnern, wo der Feind wirklich steht. In den Nationalstaaten.

Die brauchen wir heute noch, oder genauer: Wir brauchen ihre Führer. Das sind unsere Verbündeten. Heute noch. Eines Tages sind sie dann aber auch dran und das geschieht ihnen recht. Die sind ja auch wirklich zu dämlich. Wie kann man ein geschichtlich notwendiges Ereignis nur derartig vermurksen ? Ich könnte sie mit bloßen Händen…..

Aber wir brauchen sie noch. Wie soll ein irrelevantes Parlament allein die Kraft aufbringen, zu putschen, pardon: eine Revolution zu machen ? Ein Parlament, das nur von 35 oder 40 Prozent gewählt worden ist ?

Ein solches Parlament braucht Unterstützung von außen. Von der französischen, belgischen, deutschen und amerikanischen Regierung beispielsweise. Die haben heute noch das Machtmonopol inne und können Soldaten ausrücken lassen. Wie Mao schon sagte: Die politische Macht kommt aus den Gewehrläufen, hahaha.

Aber ich will nicht zynisch sein. Vielleicht reichen ein paar diplomatische Noten ja aus und die Sache ist geritzt, beispielsweise mit der offiziellen Anerkennung des Rats der europäischen Volkskommissare.

Man kann die europäische Regierung meinethalben auch anders nennen. Wir sind nicht dogmatisch. Wir kleben nicht an Worten. Wichtig ist nur, dass die nationalen Politiker die Macht wirklich abgeben. Wenn das einmal passiert ist, können wir uns endlich um sie kümmern.

Bis dahin sind sie noch notwendig. Wegen ihrer Soldaten, aber aber auch wegen der Einheit. Der Einheit ! Stell dir vor !! Stell dir die Schlagzeilen vor ! ‘Regierungen, EU-Parlament und neue Kommission geschlossen für ein neues Europa!’  Ha ! In einer solchen Situation kräht kein Hahn mehr nach irgendwelchen reaktionären Referenden!”

Anmerkung für den Fall der Fälle: Es handelt sich bei Obigem um eine Satire.

Foto: Wikimedia Commons, unbekannter Urheber

Unabhängiger Journalist

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