Wenn “Linke”, zu deren Lieblingsbegriffen einst “Gegenöffentlichkeit” gehörte, begründen müssen, warum die Konkurrenz zu den schrumpfenden Lügenmedien zwar erfolgreich, aber bäh ist, wird’s unterhaltsam. Dann entstehen Verschwörungstheorien, die aus Mangel an Sachkenntnis das analysierte Phänomen nicht ordentlich erfassen (geschweige denn erklären) können – was die ständigen Begleiter unserer Schoßhündchenmedien ohne eine Miene zu verziehen folgendermaßen beschreiben: “X.Y. knöpft sich Verschwörungstheoretiker vor”.
Die Rede ist von einem Papier aus der Feder Wolfgang Storzs, eines ehemaligen Frankfurter Rundschau-Redakteurs, der bei einer Stiftung der IG Metall Unterschlupf gefunden und die Analyse “Querfront” – Karriere eines politisch-publizistischen Netzwerks verfasst hat. Zu finden ist der Text hier.
Der Grundthese der Analyse besteht darin, dass sich im deutschen Sprachraum alternative Medien gebildet haben, die die Deutungshoheit der traditionellen Medien bedrohen und deren Positionen von ganz links bis ganz rechts reichen (um Begriffe aus dem vorvergangenen Jahrhundert zu verwenden). Die Medien dieser Querfront siedeln sich “außerhalb der offiziell reputierlichen Meinungsbandbreiten an” und beglücken sich gegenseitig mit Inseraten und Interviews.
Diese Akteure, apportelt ein deutscher Medienjournalist ein gar nicht geworfenes Stöckchen, verfügen über einheitliches Weltbild und erinnerten an das “Verwischen von rechten und linken Gedankenwelten” am Vorabend der nationalsozialistischen Machtergreifung, was ein ebensowenig geworfenes Stöckchen ist – siehe hier.
Nun ist die Beobachtung, dass die genannten Medien vor der Tür stehen und von der offiziellen Presse als nicht existent angesehen werden, richtig, ebenso dass viele von diesen das Links-rechts-Schema ablehnen. Nur: homogen und Netzwerk sind sie nicht. Die größte Gemeinsamkeit dieser Dissidenten besteht üblicherweise darin, dass sie ausgegrenzt weden.
Das ficht den Meedia-Rezensenten von Storz’ “Mini-Studie” nicht an. Er schreibt frohgemut: “Storz nimmt diese Verbindungen und ein homogenes Weltbild als Belege dafür, von einem “Netzwerk” zu sprechen. Die Gruppen, Organisationen und Personen, die er untersucht, bezeichnen sich selbst nicht als Netzwerk.”
Na hallo, wirft ein Poster am Ende des Artikels ein: ist das nicht die klassische Beschreibung für eine Verschwörungstheorie?
Klar doch. Und wenn Theorie und Praxis nicht zueinander passen, ist das umso schlimmer für die Praxis, pflegte man im untergegangenen Realsozialismus zu sagen.
Auch für hier und heute gilt: Wenn die Realität nicht zur Forschungsthese passt, ist es allemal bequemer, nur den genehmen Teil der Realität wahrzunehmen als die ganze Forschungsthese zu verwerfen.
Beispielsweise im Fall von Ken Jebsen und Jürgen Elsässer, dem Paradebeispiel für Storzs links-rechte Netzwerkthese. Elsässer und Jebsen reden seit gut einem halben Jahr nicht mehr miteinander, weil der eine auf die deutsche Souveränität steht, während der andere ein Linksglobalist ist (Darstellung Elsässer). So viel zu den Themen homogene Weltsicht und “Ablehnung von Pluralität”.
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