Russischer Oppositionspolitiker an Putins Türschwelle niedergestreckt

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Aktueller Bericht mit Ria-Novosti-Foto

Der russische Oppositionspolitiker Boris Nemzow (55) ist in der Nacht auf Samstag bei einem offenbar politisch motivierten Attentat erschossen worden. Einer der frappantesten Aspekte des Verbrechens ist der Tatort vor der wohl bekanntesten Kulisse Moskaus. Nemzow hätte am Sonntag an einem Protestmarsch gegen die russische Regierung teilnehmen sollen.

Der Marsch wurde zu einer Gedenkveranstaltung für das Mordopfer erklärt.

Nemzow, stellvertretender Ministerpräsident in den Jelzin-Jahren, gehörte der Führung der rechtsliberalen Partei RPR-PARNAS an. Er war ein scharfer Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin, dem er unter anderem vorwarf, dieser habe die vor einem Jahr abgehaltenen Winterspiele in Sotschi für eine regelrechte Korruptionsorgie genutzt.

Nemzow wurde in der Mitte einer über die Moskwa führenden Brücke aus einem fahrenden Auto heraus niedergestreckt – die Handschrift professioneller Killer.

Der Ort des Geschehens ist der möglicherweise spektakulärste Aspekt der Bluttat. Im Hintergrund sind die von Iwan dem Schrecklichen erbaute Basilius-Kathedrale, der Rote Platz samt dem Warenhaus GUM sowie die Kreml-Mauer samt den Wehrtürmen der (süd)östlichen Seite zu sehen.

Es ist, als wäre es den Tätern (auch) um eine möglichst eindeutige geographische Zuordung ihrer Bluttat gegangen. Selbst Unkundige, die die Stadt nur als Touristen kennen, sind in der Lage, den Tatort problemlos zu lokalisieren: den Knotenpunkt von weltlicher und spiritueller Macht des “Zarentums”.

Dass Wladimir Putin die Liquidierung eines Feinds an einem solchen Ort anordnet, ist so wahrscheinlich als würde z.B. US-Präsident Obama einen seiner Kritiker vor dem Weißen Haus ermorden lassen.

Es sei denn…. Es sei denn, die Machthaber im Kreml sind sich dieses vor allem in der russischen Öffentlichkeit entstehenden Eindrucks bewusst und haben das in ein machiavellistisches politisches Kalkül einbezogen.

Foto: Screenshot RT

Unabhängiger Journalist

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