Sündenbock Trump – Wofür der US-Präsident wenig kann

Ohne die unfreiwillig komischen Irrungen & Wirrungen des US-Pträsidenten klein reden zu wollen – ein guter Teil von dem, was ihm von inneren und äußeren Feinden zugeschrieben wird, geht nur bedingt auf seine Kappe oder tut dies nur insofern, als die Aktionen seiner Regierung einen Katalysator bzw. Beschleuniger schon immer bzw. seit langem vorhandener Gegebenheiten bzw. Tendenzen liefern. TrumpPortrait_resizedViel “Kritik” geht von vorgestrigen Ideologien aus, die a) teilweise glatt falsch sind und b) denselben Voraussetzungen huldigen wie der Kritisierte selbst. Letztlich ist der Herr des Weißen Hauses nur ein anderer Ast jenes Stammes, der auch die Trump-Kritik hervor gebracht hat. Hier eine – sicherlich unvollständige – Liste dessen, wofür der Mann ad personam wenig kann.

Erstens: Zuletzt wurde Trumps inkonsistentem politischen Kurs der Rückgang (fast) aller “Assets” zugeschrieben, bevorzugt von Leuten, die a) mit Aktienmarkt etc. bisher noch nie was am Hut hatten und die b) keinen Laut von sich gegeben hatten, als die (noch immer) irre Bubble über viele Jahre hinweg “aufgeblasen wurde”.

Ja, Trump, ist ein Fiat Money-Junkie – welcher Immo-Developer wäre das nicht? – aber seine Kritiker sind das zu 95 Prozent auch, womöglich noch mehr als der 80-jährige Milliardär.

Vom Ende der ersten Amtszeit Trumps bis inklusive der jüngsten Verluste ist der S&P 500 von etwa 4.000 auf gut 5.000 Punkte gestiegen und der NASDAQ von etwa 12.500 auf 17.000. Jetzt könnte die Asset-Bubble in sich zusammen brechen und schuld dran soll der seit zwei Monaten wieder amtierende Trump allein sein?

Zweitens: Internationale Handelspolitik und Globalisierung. Die sind an einer Zäsur angelangt, was Trump gerne von Leuten in die Schuhe geschoben wird, denen Handel & Zölle im besseren Fall egal sind oder die im schlechteren Fall sogar eingeschworene Feinde des Freihandels sind.

Nomina sunt odiosa hier. Nicht wenige aus dieser Kategorie sitzen in Europa, bevorzugt auf der “Linken”, aber auch der politischen “Rechten”. Alles in allem sind bei diesem Thema aber überproportional viele erstere “engagiert”.

Diese geben u.a. vor, dass ihnen die Erdatmosphäre, Arbeiter-Rechte oder das Schicksal der “Dritten Welt” ein besonderes Anliegen seien.Wie glaubwürdig sind solche Typen aber, wenn sie sich über neue US-Importzölle aufpudeln?

Und was das angeblich von Trump verursachte Ende des freien Welthandels bzw. der Globalisierung betrifft

- das ist seit mehr als zehn Jahren ein ständiges “Mem der Debatte”. Aus der Erinnerung dieses Bloggers erschienen die ersten Bücher dazu 2012 oder 2013. Hier ist der Link eines wissenschaftlichen  Artikels aus dem Jahr 2016. Die ersten Anzeichen dafür waren jedenfalls da, ehe Trump noch das erste Mal für die Vorwahlen der Republikaner kandidierte.

Drittens: die Verschuldung der Vereinigten Staaten. Hier ist Trump zweifellos ein Teil der, aber bei weitem nicht die ganze Geschichte. Wer mag, kann sich dazu den interaktiven Chart der St.Louis Fed anschauen. Man kann dort verfolgen,

  • wie die Kurve in der “Great Financial Crisis” (GFC) nach oben ausbricht, noch zur Regierungszeit von George Bush junior,
  • gefolgt von den zwei Obama-Administrationen und den ersten drei Jahren der ersten Amtszeit von DJT. In diesem Zeitraum blieb der Gradient der Verschuldung in etwa konstant, die “debt held by the public” stieg von 5,3 auf 17,3 Billionen Dollar.
  • Danach, im letzten Regierungsjahr des Donald, sprang die öffentliche Verschuldung der USA abrupt auf 22 Bio. Dollar, woran “die Pandemie” schuld sein soll.
  • In der folgenden Regierungszeit von Ol’ White Joe ging’s zwar nicht so senkrecht aufwärts wie 2020, aber steiler als zwischen 2009 und 2020, auf zuletzt 28,9 Bio. Dollar.
  • Es bestehen für diesen Blogger wenig Zweifel, dass Trump dort weiter machen wird, wo Biden & Co.aufgehört haben (vermutlich werden Trump und die Fed aber versuchen, wenigstens einen Teil der Schulden des Bundes – sowie der oder auch nur einiger Teilstaaten – zu “canceln”, etwa über Inflationierung).
  • Die Staatsverschuldungen sind freilich nur ein Teil des Problems, ein kleinerer. Der größere Teil besteht in der Aufschuldung auch von Unternehmen und Haushalten, für die es (wegen der “Schattenbanken”) weder US- noch weltweite Zahlen gibt. Die Verschuldung des privaten Sektors bei “regulierten Institutionen” spiegelt jedenfalls nur einen Teil wider, ganz abgesehen von den horrenden  sg. impliziten Schulden.

Viertens: Die Energiepolitik Trumps ist zwar illusionär, weicht aber nicht besonders stark von der realen (nicht: der deklamatorischen) Energiepolitik der vorangegangenen demokratischen Administrationen ab (Nuançen gibt es natürlich, etwa bei Pipeline-Genehmigungen. Während die US-Demokraten gefrömmelt haben, um die CO2-Wachler zu besänftigen, zeigt Trump denen den Mittelfinger.)

Faktisch sind US-Eigenproduktion von Erdöl & Erdgas in den beiden Obama-, der ersten Trump und der Biden-Administration aber (stark) gestiegen und der Treibstoffverbrauch in den USA ist nicht wirklich gesunken.

Zweitens wurden Kohlekraftwerke durch Gaskraftwerke ersetzt, was aber mehr mit dem dortigen shale gas boom zu tun hat als mit “Klimaschutz”. Abgesehen von symbolpolitischen Gesten haben aber weder “blau” noch “rot” versucht, die überwältigende Abhängigkeit der USA von fossilen Energieträgern bei der Primärenergie zu brechen

und der Umstieg auf (neue) “Erneuerbare” bei der Stromproduktion kann auf einen bloß überschaubaren Erfolg verweisen (der sowieso großteils der Berechnungsweise geschuldet ist).

Trumps “Drill, Baby, drill”, würden die “Dems” nie in den Mund nehmen, weil sie sonst einen Teil ihrer Wählerbasis verprellen würden, aber

- bei ernsthaft feindlich gesinnten Administrationen wäre die “US Field Production of Crude Oil” nicht von 5 Mio. Barrel pro Tag 2008 auf 13,2 Mio. Barrel/d im Jahr 2024 gestiegen.

Trump scheint nun der Ansicht zu sein, dass diese Anstiege so weiter gehen oder zumindest längere Zeit auf einem hohen Niveau verharren werden

- was die Demokraten vermutlich auch tun, aber nicht offen aussprechen, weil … siehe oben.

Dieser Blogger ist nicht dieser Ansicht. Wenn die US-Amerikaner Glück haben, der jüngste Ölpreisverfall rückgängig gemacht wird und ihre Shale-Driller großteils überleben (ebenso wie die Finanzierung der “developments”) gibt’s für die USA noch zwei bis vier gute oder wenigstens akzeptable Jahre

- aber danach ist – allein aus geologischen Gründen – “Sense”.    :mrgreen:

 

Bild: Public Domain via Wikimedia commons

Unabhängiger Journalist

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