Verstaatlichung von Energiefirmen: Verzweiflungsakte, Scheinlösungen

Nachdem die Berliner Hampelkoalition zur Verstaatlichung der Uniper schreitet und willens ist, acht gute 20 schlechten Milliarden nachzuwerfen und der französische Staat 10 Milliarden aufwenden möchte, um sich bei der EdF nicht mehr auf die Finger schauen zu lassen, muten die jüngsten Vorgänge um die Wien Energie wie ein paar unwichtige Flatulenzen aus Schlumpfhausen an. Nehammer/Brunner haben für “ihre” ( = unsere) 2 Milliarden zwar kein Pfand bekommen, können immerhin aber Stunk & Stress machen, sollte Wien versuchen, sich das Darlehen des Bundes “einzunähen” – wenigstens theoretisch.

Man sollte nicht den Fehler machen, das in Berlin und Paris versammelte komödiantische Talent zu unterschätzen, muss aber zugeben,

dass die dortigen Verstaatlichungsfarçen von tiefer Tragik & depressiv stimmender Verzweiflung umweht sind (wohl weil auch in Deutschland & Frankreich inkompetentes, sich demokratisch nennendes Polit-Gesindel regiert).

Das lange so erfolgreiche Geschäftsmodell der Uniper war in die Luft gegangen, nachdem -  aus welchen Gründen immer – der Gaszufluss aus Russland zum Erliegen kam

und die Firma gezwungen war, superteures Gas zuzukaufen, dieses aber billig an die Verbraucher weiter verkaufen musste.

Das ließ Verluste und staatliche “bail outs” eskalieren, die sich bisher auf – hier nicht nachgerechnete – gut 20 Mrd. Euro belaufen haben dürften.

Der Auskauf des bisherigen finnischen Mehrheitseigentümers kostet zwar “nur” 500 Mio.,

Berlin scheint aber damit zu rechnen, über die nächsten Monate weitere 8 Milliarden in seine “Neuerwerbung” buttern zu müssen.

Auch in Paris ist die K. am Dampfen und das hat noch weniger mit “Putin” zu tun als der sprichwörtliche Berliner Haufen.

In Frankreich geht’s um die EdF, die vor knapp 20 Jahren an die Börse gebracht worden war.

Freilich nur zu einem kleinen Teil, weswegen der Staat heute nach wie vor 84% hält.

Jetzt macht die Regierungsmannschaft der unabhängigen Makrone knapp 10 Milliarden flüssig, um den damals über die Börse verkauften Rest zurückzukaufen.

Das löst zwar kein einziges der durchaus realen Probleme der EdF, bringt der Regierung aber weniger Transparenz und böse Schlagzeilen.

Sobald die EdF “delistet wird”, müssen keine regelmäßigen Berichte mehr veröffentlicht werden.

Es ist auch extrem unwahrscheinlich, dass der kommende CEO “seinen Alleineigentümer”

auf noch ein paar Milliarden verklagen wird, sollten diesem weitere “Strompreisdeckel” einfallen.

Fehlendes Kapital, technische Mängel, Probleme mit dem Aufkommen von Kühlwasser etc. werden damit nicht behoben,

wenn man einmal davon absieht, dass die EdF als reiner Staatsbetrieb unbemerkt weitere Milliarden Miese machen kann und dass es für die Regierung viel leichter ist, einem solchen ein paar der benötigten Investitionsmilliarden zuzuschanzen

- die Firma ist dann ja ein reiner Staatsbetrieb und geht keinen “Nörgler da draußen” noch etwas an.   :mrgreen:

Unterdessen machen sich im UK Linke, Grüne und schottische Regionalisten v.a. aus ideologischen Gründen für eine “Renationalisierung” britischer Energieunternehmen stark, obwohl derlei wohl kaum größere Auswirkungen auf die Förderung in der Nordsee hätte.

Unabhängiger Journalist

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