Es ist schick, die Nase über fossile Brennstoffe zu rümpfen, die noch immer vier Fünftel unserer Primärenenergie stellen. Leute, die so etwas tun, tendieren dazu, 1.) wenig mit der Produktion zu tun und 2.) einen großen ökologischen Fußabdruck zu haben (mögliche Einschränkung: das Halten privater Pkw). Sie haben den riesigen Beitrag, den nicht erneuerbare Energien zum Überleben (Wohlstand) der Erdbevölkerung geleistet haben, nie akzeptiert. Ein traktorlos gewordenes Bäuerlein wird in ihrer Zukunft lange (r)ackern müssen um säen zu können. Eine Überschlagsrechnung.
Ein erfahrener Ackermann konnte mit einem guten Arbeitspferd (Ochsen) früher etwa einen acre pro Tag – gut 4.000 Quadratmeter – pflügen. Diese beiden Iren haben versucht, das nachzuvollziehen:
Die Leutchen spannten statt eines professionellen Zugtiers zwei Ponys vor und pflügten einen Viertel Acre in zwei Stunden netto (auf zwei Mal). Ein Acre pro Tag ist also machbar, auch wenn in diesem Fall zwei Personen mit halfen, die schon nach einem Viertel der Tagesleistung ziemlich erschöpft waren.
Was schafft der moderne Bauer mit seinem mit dem Traktor gezogenen Pflug ? Er braucht für den Acre vielleicht eine halbe Stunde und höchstens zwei Gallonen Diesel, also etwa 8 Liter, die ihn derzeit vielleicht sechs Euro kosten (bei niedrigen Erdölpreisen und teilweiser Rückerstattung der Steuern).
Die Arbeitsproduktivität des Farmers hat sich durch die Mechanisierung also mehr als verzehnfacht – und in dem Ausmaß, in dem der genannte Energie-Einsatz zurückgeht, wird auch seine Arbeitsproduktivität wieder sinken (und die Agrarpreise wohl steigen).
Aber halt ! Haben wir nicht Biodiesel, das das Original ersetzen kann, wenn das Ausgangsmaterial zu selten oder teuer geworden ist ?
Die Bio-Diesel-Illusion
Schon, aber der Aufwand, der getrieben werden muss um diesen Treibstoff zu erzeugen, ist so hoch, dass das gesamte Unterfangen fraglich wird.
Biodiesel aus Raps ist in unseren Breiten die wahrscheinlich günstigste Variante. Pro Quadratmeter Raps, wird gerechnet, können ungefähr 0,14 Liter erzeugt werden.
Macht 567 Liter pro Acre und das klingt erst einmal ganz gut. Dieser Eindruck täuscht aber, denn Biodiesel hat einen geringeren Brennwert als jener aus Erdöl und benötigt außerdem einen ungleich höheren Energieeinsatz für die Herstellung. Der sogenannte EROEI, Erntefaktor, liegt nur zwischen 2 und 2,5, was bedeutet, dass man einen Liter Kraftstoff verbrauchen muss um zwei Liter produzieren zu können.
Erdöl hatte vor 90 Jahren noch einen EROEI von etwa 100, der bei den neuesten Förderprojekten auf 5 bis 10 abgesunken ist.
Diese Vergleiche sind immer ein wenig problematisch, weil man eigentlich den EROEI von gleichwertigem Kraftstoff im Tank gegenüberstellen müsste (inklusive Raffinierie/Verarbeitung und Transport); und zweitens, weil der Erntefaktor von Erdöl stark schwankt – je nachdem, ob der Stoff aus einer geologischen Gunstlage oder z.B. von einer teuren Tiefseebohrung stammt.
Grundsätzlich kann man aber annehmen, dass Kraftstoff mineralischen Ursprungs noch immer einen durchschnittlich viel höheren Erntefaktor hat als “bio fuels”. Das gilt grosso modo auch für Kohle und Erdgas auf der einen Seite und Wind und Photovoltaik auf der anderen (letzteres wird von den Anbietern aus dem Bereich alternativer Energie oft bestritten).
Extinction Event voraus ?
Theoretiker wie der amerikanische Systemökologe Charles Hall schätzen, dass ein EROEI von durchschnittlich zwölf notwendig ist, damit eine Zivilsation jene Funktionen aufrechterhalten kann, die sie zu einer Zivilisation machen.
Sinkt die Nettoenergie darunter ab, sind erst Kultur, dann Handel und Annehmlichkeiten des täglichen Lebens und danach das nackte Überleben bedroht. Auf einer Welt, die von 9 Milliarden bewohnt wird, würde ein solches Szenario auf ein massenhaftes Artensterben, ein near extinction event der menschlichen Rasse hinauslaufen.
Nun berücksichtigt der Gedankengang einige wichtige Dinge nicht – wie zum Beispiel, dass Wertschöpfung auch mit wenig Energie funktionieren kann oder dass der technische Fortschritt und Verhaltensveränderungen bei Konsumenten Produktivität bzw. Nutzwert der Energieverwendung erhöhen können.
Von derlei Einschränkungen abgesehen ist jedoch klar, dass die biophysische Produktion noch immer Hauptfaktor bei der Erzeugung gesellschaftlichen Reichtums ist und dass diese Produktion tendenziell umso geringer ausfällt, je “schlechter” die eingesetzten Energiequellen sind. Umgekehrt bedeutet das, dass Ökonomien umso mehr Wohlstand erzeugen können, je höherwertiger die eingesetzte Energie ist (EROEI, Konvertierbarkeit, Transport- und Lagerfähigkeit, vielseitiger Einsatz, etc.).
Unter den für die nächsten Jahrzehnte absehbaren Bedingungen scheint bis hierher alles für Kohle, Erdgas und Erdöl zu sprechen. Nur das vom IPCC propagierte Klimamodell (vom Menschen verursachte CO2-Konzentration in der Atmosphäre + stark positiver feed back loop über den Wasserdampf) liefert das Killerargument gegen die Verwendung von Kohlenwasserstoffen als Energiequelle.
Das riecht, vorsichtig ausgedrückt, nach einer politisch und ökonomisch motivierten Machination (und das akuelle Verhalten von 160 der 180 Nationen der UNO scheint das zu bestätigen, siehe hier).
Paradoxerweise – und diametral zur Berichterstattung in den Mainstream-Medien – scheint die Gefahr der Verknappung hochwertiger Energie und materieller Ressourcen realer. Das zeitlich ungleich näher liegende Bedrohungsszenario ist die World made by Hand allemal.
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